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Kantaki 02 - Der Metamorph

Kantaki 02 - Der Metamorph

Titel: Kantaki 02 - Der Metamorph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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matten Fluoreszenz, die längst den Glanz der Jugend verloren hatte. An die Flucht der Xurr aus dem galaktischen Kern vor etwa tausend Großzyklen erinnerte er sich ebenso wie an die Blütezeit der Feyn auf der anderen Seite der Galaxis, die vor zweihundert Großzyklen begonnen hatte. Längst hatte er alle seine Erinnerungen archiviert, damit sie nicht verloren gingen, wenn er starb, damit die jungen Kantaki sein Wissen hüten und verwenden konnten. Das Sammeln und Bewahren von Wissen zählte zu den sakralen Aufgaben ihres Volkes, denn damit halfen sie dem Geist, der Materie wurde, um zu lernen.
    Brrin fürchtete sich nicht vor dem Ende seiner körperlichen Existenz – kein Kantaki verband Furcht mit derartigen Vorstellungen –, denn er wusste, dass er dann eingehen würde in den Geist, aus dem alles entstand. Es war kein Ende, sondern eine Rückkehr, ein neuer Anfang. Es dauerte nicht mehr lange, wusste er. Seit einigen Zyklen fühlte er, wie ihn die Kraft allmählich verließ. Wenn Kantaki, die Raumschiffe besaßen, den richtigen Zeitpunkt für gekommen hielten, so verließen sie ihre Schiffe im Transraum. Vater Brrin konnte diesen Ort nicht verlassen, fand aber Trost in der Gewissheit, dass sein körperliches Selbst ebenfalls in den Transraum eingehen würde, wo er dem Urgeist am nächsten war – der Kanal würde ihn dorthin bringen.
    Dieser Kanal glühte im Zentrum der großen Höhle tief unter der Oberfläche von Munghar, der Ursprungswelt der Kantaki: eine Säule aus hyperdimensionaler Energie, ganz oben durch einen Zapfen, der wie das Ende eines hin- und herschwingenden Trichters aussah, mit dem Transraum verbunden. Früher hatte er der Kommunikation mit dem Konziliat gedient, aber es gab schon lange keine Kontakte mehr mit dem Ich/Wir der einzelnen Konzilianten. Heute wurde der Kanal vor allem von den Zeitwächtern benutzt, und Brrin war der erfahrenste von ihnen.
    Langsam hob er den Kopf, und seine multiplen Augen, die ebenso wie seine Fluoreszenz ihren einstigen Glanz verloren hatten, sahen die anderen Zeitwächter auf den Ruhebuckeln am Ende der schwarzen Dorne, die weit aus den Wänden ragten, dem Kanal entgegen. Die meisten von ihnen waren jung und noch imstande, die Buckel zu verlassen. Aber die älteren Zeitwächter – Brrin war mit großem Abstand der älteste – hatten die eigene Mobilität der Aufgabe geopfert. Auch sie konnten nur noch die oberen Gliedmaßen bewegen, denn die unteren waren in dem Pilz erstarrt, der unter dem Körper ein weiches Kissen bildete, ihn mit allen notwendigen Nährstoffen versorgte und die Linsen des Geistes schärfte, auf dass er weit hinaussehen konnte, in geschehene Vergangenheit und mögliche Zukunft.
    Brrin kannte und schätzte sie alle, die jungen wie die alten. Jeder von ihnen wusste, wie wichtig ihre Aufgabe war. Vor fast zehn Großzyklen war es Kantaki, Feyn und Menschen gelungen, die Temporalen zu besiegen und in die ferne Vergangenheit zu verbannen, in die besondere Sphäre des Null, umgeben von einem Schild und temporalen Strudeln, die ein Entkommen des alten Feinds unmöglich machen sollten. Aber die Kantaki wussten, dass der Feind nicht endgültig geschlagen war und in seinem Kerker nach Möglichkeiten suchte, den Schild zu durchdringen, den Strudeln auszuweichen und ins Hier und Jetzt zurückzukehren. Das durfte auf keinen Fall geschehen. Die Stabilität musste gewahrt bleiben. Das Vierte Kosmische Zeitalter durfte noch nicht, wie es die Temporalen und die mit ihnen verbündeten Renegaten wollten, ins Fünfte übergehen, in die Ära der Vergeistigung, mit der sich der Kreis schloss und der Materie gewordene Geist zum Geistigen zurückkehrte. Es war noch zu früh! Der Geist musste noch mehr Wissen und Erkenntnisse sammeln, um in der Fünften Ära gegen den Abissalen zu bestehen und mit den Antworten auf alle Fragen zu sich selbst zurückzukehren.
    Der Abissale… Er lauerte dort draußen, in den Weiten des Universums, in der Dunkelheit, die seine eigene Finsternis tarnte, eine Finsternis, die keine Geborgenheit bedeutete, wie es der Kantaki-Instinkt zunächst annahm. Er fraß Realität und vernichtete, was der Geist geschaffen hatte. Und wenn es den Temporalen und ihren Verbündeten gelang, tatsächlich das Ende des Vierten Zeitalters herbeizuführen und den Beginn des Fünften einzuleiten, so drohte die schlimmste aller vorstellbaren Katastrophen: der Sieg des Abissalen über den Geist.
    Brrin erzitterte bei dieser Vorstellung, neigte ein wenig den

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