Kantaki 02 - Der Metamorph
Verbindung brachte, und spürte, wie sich die Kabine sofort in Bewegung setzte. Kinetische Kompensatoren sorgten dafür, dass sich Richtungswechsel nur als eine kaum spürbare Vibration bemerkbar machten. Als die Fahrtdaueranzeige darauf hinwies, dass das Ziel fast erreicht war, drückte sich Turannen an die Wand und blickte zur Tür. Ihre beiden Hälften glitten mit einem Flüstern auseinander…
Der Korridor dahinter war leer. Turannen ließ den angehaltenen Atem entweichen, trat aus der Liftkabine, orientierte sich und lief los. Kurze Zeit später sah er weiter vorn ein vertraut wirkendes Schott: Er hatte den Hangar erreicht.
Und noch immer wurden die Sicherheitssysteme nicht gegen ihn aktiv.
Er betätigte das Schaltelement neben dem Schott, woraufhin die Segmente auseinander glitten. Turannen betrat den großen Raum und sah den Shuttle, mit dem sie gekommen waren.
Hinter ihm schloss sich das Schott.
Nur noch wenige Sekunden, und er war in Sicherheit.
Lukert Turannen hatte den Shuttle fast erreicht, als er hörte, wie sich das Innenschott des Hangars erneut öffnete. Er blieb stehen, versteifte sich und rechnete jeden Augenblick damit, die Hitze eines Hefok-Strahls im Rücken zu spüren.
Stattdessen ertönte eine Stimme. »So sieht man sich wieder.«
Turannen glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. Langsam drehte er sich um.
»Valdorian?«, brachte er fassungslos hervor.
17 Stimmen
Zitadelle von Kerberos
16. April 421 SN
15:55 Uhr
Sekuritos durchstreiften die Zitadelle, und ihre Präsenz wies darauf hin, dass sich die Dinge noch schneller änderten, als Bruder Eklund bisher befürchtet hatte. Er dachte darüber nach, als er zusammen mit anderen Mitgliedern der Aufgeklärten Gemeinschaft – und mit Raimon an seiner Seite – vor einem der improvisierten Verhörzimmer wartete. Ja, die Dinge änderten sich schnell, und der Grund dafür hieß Conrad. Der Hirte hatte die Sekuritos verständigt und hielt diese Maßnahme vermutlich für einen Teil der »Modernisierung«. Eklund sah auf Raimon hinab, begegnete dem Blick seiner dunklen Augen und bemerkte auch darin eine Veränderung, aber eine von ganz anderer Art. Erwachen zeigte sich in den Pupillen des Jungen. Er hatte die Sprache wieder gefunden! Wie gern hätte sich Eklund jetzt mit ihm unterhalten und versucht, mehr herauszufinden, über ihn und… das, was in der vergangenen Nacht geschehen war. Fragen warteten in ihm, und fast fürchtete er sich davor, sie zu formulieren, wenn auch nur in Gedanken. Eine von ihnen lautete: Wo bist du gewesen, als ich aufgewacht bin und deine Liege leer war?
Bruder Eklund hob den Blick und sah den Hirten, der durch den Tunnel stolzierte und den Eindruck zu erwecken versuchte, alles unter Kontrolle zu haben.
»Ich nehme an, dies ist deine Idee«, sagte Eklund und löste sich halb aus der Schlange der Wartenden. Er hatte leise gesprochen, aber der Hirte antwortete laut genug, damit ihn alle hörten:
»Ein Mord ist geschehen, und damit fällt ein Makel auf unsere Gemeinschaft. Der Täter muss gefunden und bestraft werden.«
Eklund musterte den kleinen, dicken Conrad traurig. »Bisher haben wir immer alles selbst geregelt.«
Conrad blieb breitbeinig stehen und stemmte die Fäuste an die breiten Hüften. Vielleicht glaubte er, auf diese Weise wie eine Autoritätsperson auszusehen. Auf Eklund wirkte er nur wie ein armseliger Narr. »Es wurde auch noch nie jemand in der Zitadelle ermordet. Und der Mörder kann nur einer von uns sein!«, fügte er noch lauter hinzu und ließ den Blick über die Wartenden schweifen. Die Gesichter der meisten Brüder und Schwestern zeigten keine Furcht, sondern vor allem Bestürzung und Verwirrung.
»Bisher haben wir dem Urbanen Symposion und dem Autokraten gegenüber unsere Unabhängigkeit bewahrt, aber die Sekuritos…«
»Es wird Zeit, dass wir uns öffnen«, verkündete der Hirte. »Und warum sollten wir etwas dagegen haben, dass sich Sekuritos in der Zitadelle umsehen? Wir haben doch nichts zu verbergen, oder?«
»Du hast selbst darauf hingewiesen, dass dies ein Ort der Meditation und Besinnung ist. Genau aus diesem Grund hast du meinen Kinderhort verboten.«
»Die Sekuritos lassen sich hier nicht nieder, sondern ermitteln in einem Mordfall«, entgegnete Bruder Conrad, lächelte und glaubte, einen rhetorischen Sieg errungen zu haben.
Raimon trat vor. »Ich kann sprechen«, sagte er leise.
Eklund fluchte innerlich.
»Was?«, fragte der Hirte verwirrt. Dann
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