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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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als sie den Weg fortsetzten. Nach einer Weile ließ der Wind nach, als gäbe er den Versuch auf, die beiden Gestalten vom Grat zu stoßen, und daraufhin kam Eklund etwas leichter voran. Er überhörte das Knurren seines Magens, dachte nicht an den Durst und fragte: »Was hoffst du dort zu finden?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Eklund brauchte sich jetzt nicht mehr in Raimons Windschatten zu halten, schloss zum Metamorph auf und ging an seiner Seite. »Das ist nicht viel.«
    Raimon drehte den Kopf unter der Kapuze der Pelzjacke. »Fühlst du noch das … Elysium?«
    Eklund horchte kurz in sich hinein. »Ja. So stark wie vorher.«
    Raimon deutete auf die vielen kleinen Trümmer. »Was auch immer hier passierte – es geschah vor langer Zeit. Die Residualenergie hätte sich längst verflüchtigen müssen.«
    »Aber das ist ganz offensichtlich nicht der Fall, und das bedeutet was ?«
    »Es bedeutet, dass etwas sie erneuert.«
    »Was käme dafür infrage?«
    »Schlafende Konzilianten. So wie auch meine Mutter schlief, auf Kerberos, viele Millionen Jahre. Es könnte Überlebende geben.« Raimon zögerte kurz. »Oder …«
    »Oder?«
    »Oder das, was die Konziliatssphäre zerstörte.«
    Einige Sekunden lang gingen sie schweigend, begleitet von der Stimme des Winds, die jetzt nur noch ein Flüstern war.
    »Hast du eine Ahnung, worum es sich dabei handeln könnte?«, fragte Eklund schließlich.
    Raimon antwortete nicht sofort und wich einer größeren Ansammlung von Trümmern aus – es widerstrebte ihm aus irgendeinem Grund, sie zu berühren. »Meine Mutter hat viel von ihrem Wissen mit mir geteilt, aber sie ist nicht … vollständig. Nach der Reduktion hat sie sich nicht ganz erneuern können; das wäre nur mithilfe des Konziliats möglich gewesen. Ich fürchte, auch sie weiß nicht, welche Macht in der Lage wäre, das ganze Konziliat auszulöschen.«
    Unbehagen regte sich in Eklund, und er dachte an die alten Mythen, in denen sich Götter bekämpften. KiTamarani war gewiss keine Göttin, aber er hatte gesehen, was sie leisten konnte, selbst ohne »vollständig« zu sein, und dem Konziliat hatten sicher noch ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung gestanden. Und doch gab es etwas, das noch mächtiger gewesen war. Etwas Unheilvolles.
    Vielleicht wartete es am Ziel ihres Marsches auf sie.
    Eklund fragte sich, was Elisabeth von einer solchen Situation gehalten hätte.
    Nach einigen weiteren hundert Metern verlangten ein knurrender Magen und trockener Gaumen erneut Aufmerksamkeit.
    »Es gibt da ein kleines Problem, das dir angesichts der allgemeinen Situation banal erscheinen mag, für mich aber alles andere als banal ist«, sagte Eklund. »Ich habe Hunger und Durst.«
    Raimon blieb abrupt stehen. »Der Proviant. Ich habe alles gegessen, auf der Suche nach Energie.«
    »Der Proviant ist nicht ganz so wichtig wie Wasser. Und hier scheint alles trocken zu sein.«
    »Das … Elysium kann dir nicht helfen?«
    Eklund lächelte matt. »Ich bin nur ein ganz gewöhnlicher Sterblicher, weder ein Gestaltwandler, der verschiedene Arten von Energie aufnehmen kann, noch eine Weltseele. Wenn ich nichts zu trinken bekomme, verdurste ich.«
    Raimon überlegte. »Ich könnte meine Mutter hier zurücklassen und nach Wasser suchen.«
    Eklund seufzte leise. »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Hast du bemerkt, dass das schwarze Meer schneller steigt? Es scheint uns erreichen zu wollen, bevor wir dorthin gelangen.« Er hob die Hand und deutete zu den gebäudeartigen Strukturen.
    Ein dumpfes Brummen kam vom finsteren Meer, wie von einem fernen Bienenschwarm, und Eklund sah ein Brodeln, als koche das Etwas, das kein Wasser war, wie Raimon gesagt hatte. Es stieg nicht mehr mit einer Geschwindigkeit von zwei Metern in der Minute, sondern viel, viel schneller.
    »Beeilen wir uns«, sagte Raimon und setzte sich wieder in Bewegung. »Vielleicht finden wir dort oben Wasser.«
    Anderthalb Stunden später war aus dem Brummen des fernen Bienenschwarms das Donnern eines nahen Gewitters geworden. Raimon ging so schnell, dass Eklund kaum mehr mit ihm Schritt halten konnte und trotz der Kälte zu schwitzen begann. Nur noch etwa hundert Meter Höhe trennte sie von dem schwarzen Meer, und woraus auch immer es bestand: Die Substanz sah massiver aus als Wasser, wie Metall, das zu kochen schien, obwohl die Temperatur nicht stieg.
    Und dann erreichten sie die höchste Stelle des Grates und die ersten gebäudeartigen Sphärenfragmente. Neugierig streckte Eklund

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