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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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mehr Kerzen brannten in ihr, auf kleinen Vorsprüngen, in Nischen, auf den schmalen und breiten Stegen, die wie natürliche Brücken durch die Höhle reichten, auf stalagmitenähnlichen Vorwölbungen. Gut zwanzig Meter weiter unten, in der Mitte der großen Grotte und gesäumt von zwanzig Andachtssäulen, drehten sich langsam drei aufrechte Kreise aus goldgelbem Licht: das Mandala.
    Eine Metapher in einer Metapher?, fragte sich Eklund, als er über ausgetretene Stufen nach unten ging, vorbei an den vielen Kerzen, deren Flammen mit kurzem Flackern auf den Luftzug reagierten. Die drei gelben Kreise bewegten sich, glitten durcheinander, lockten mit einem fast hypnotischen Rhythmus. Sie waren eine Tür, die Raimon den Zugang zum Agens der Konziliantenkapsel gestattet hatte.
    Eine Tür …
    Eklund schob sich den letzten Rest des Nahrungsriegels in den Mund, stellte die leere Flasche beiseite und streckte langsam die Hand nach dem Mandala aus.
    Es prickelte in seinen Fingerspitze, er fühlte Wärme, und dann …
    Er hob die Lider erneut, und es war nicht mehr dunkel. Die großen, scherbenartigen Sphärenfragmente hatten zu glühen begonnen, jedes von ihnen mit unterschiedlicher Intensität und in einem individuellen Farbton, der sich nirgends wiederholte, und Eklund gewann den Eindruck, in einem herabgestürzten Regenbogen zu stehen.
    Weiter vorn hatte sich eine Öffnung im Boden gebildet, kreisrund, und Raimon blickte in die Tiefe.
    »Ich bin erneut im Elysium dieser Welt gewesen«, sagte Eklund. »Ohne es zu wollen.«
    »Was auch immer du dort berührt hast …«, erwiderte Raimon langsam. »Es hat dies hier geöffnet.«
    Eklund trat zu ihm, ohne Durst und ohne Hunger, und blickte in den grauen Abgrund eines Schachtes. Raimon nahm einen Stein, hielt ihn über die Öffnung und ließ ihn fallen. Er stürzte nicht in die Tiefe, sondern sank langsam und sanft wie eine Feder.
    »Ich glaube, es gibt nur diesen einen Weg für uns«, sagte Raimon.
    »Was erwartet uns dort unten?«
    »Das werden wir bald feststellen.« Raimon trat über den Rand des Schachtes und sank so langsam wie zuvor der Stein nach unten.
    Eklund seufzte und vertraute sich ebenfalls der Leere an.
     

21
Verändernde Gedanken
     
Indigo: Transraum, 7. November 5521
     
    »Das ist furchtbar«, sagte Diamant.
    »Cordoban wird weiterhin versuchen, das Projekt Menschenmacht voranzutreiben.« Valdorian wies nicht darauf hin, dass er in seiner eigenen Realität ebenfalls ein Projekt Doppel-M genehmigt hatte. »Sie sollten veranlassen, dass alle Kantaki-Piloten gewarnt werden.«
    Diamant schüttelte den Kopf, schien es noch immer nicht fassen zu können. »Wir alle sollen übernommen werden?«
    Valdorian nickte ernst.
    »Was wäre mit uns geschehen? Mit unserer … Persönlichkeit, meine ich?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, vermute aber, dass die ursprüngliche Persönlichkeit bei der Übernahme durch einen Metamorph ausgelöscht wird, während alle seine Erinnerungen und individuellen Fähigkeiten erhalten bleiben. Der betreffende Metamorph hätte Ihre Gestalt, Ihr Wissen, Ihre Erinnerungen und Ihre Pilotengabe, aber er wäre er . Sie würden nicht mehr existieren. Ich habe gesehen, wie es mit Viktor geschah. Und um ein Haar hätte es auch mich erwischt.«
    Diamant stand auf und trat zum fünfeckigen Fenster des peripheren Segments, in dem sie sich befanden. Sie hatte das Schiff zuvor vom Pilotendom aus mit dem richtigen Faden verbunden und es auf die Reise durch den Transraum geschickt. Das Ziel des Flugs war Munghar, Ursprungswelt der Kantaki.
    »Ich … wir … sind Ihnen zu Dank verpflichtet«, sagte sie.
    Valdorian erhob sich ebenfalls und erlebte dabei eine weitere perspektivische Verzerrung, wenn auch nicht so stark wie tiefer im Inneren des Schiffes. Es war eine Geste der Rücksicht, dass Vater Jorrn ihn hier untergebracht hatte, und Valdorian wusste das durchaus zu schätzen.
    Er ließ sich nicht dazu hinreißen, sofort zu versuchen, Kapital aus Lidias Dankbarkeit zu schlagen. Die nächsten Schritte auf diesem neuen Weg führten vorbei an Treibsand und Glatteis, erforderten große Aufmerksamkeit; jeder Fehler konnte sich als fatal erweisen.
    »So wichtig das Projekt Menschenmacht gerade für die Kantaki-Piloten sein mag …«, sagte er langsam. »Die beiden Blassen, die sich als Temporale herausstellten, sind noch wichtiger. Ihre Präsenz betrifft diese ganze Realitätslinie.«
    »Ich weiß«, sagte Diamant leise.
    Valdorian trat an ihre Seite –

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