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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Gijül, einst Sippenoberhaupt des Kühnen Reisenden und jetzt Mitglied des Triumvirats im Kastell.
    »Sie?«, brachte Valdorian hervor. »Sie haben mich betrogen! Und dadurch kam es zur Vernichtung von Orinja!«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, trillerte Gijül. »Ich weiß nur, dass nicht ich hier unter Anklage stehe.«
    »Unter Anklage?«, wiederholte Valdorian langsam. »Ist dies eine Art Gerichtsverhandlung?«
    »Es ist eine … Vorstellung, eine Präsentation«, ertönte eine leicht verzerrte, synthetische Stimme. Sie kam von dem mobilen Gerüst mit der Ambientalblase. Metallene Beine bewegten sich und trugen die Blase bis fast zum Rand der Plattform. »Ich bin Kahall aus dem Volk der Tiefe. Ich zähle zu den Gründungsmitgliedern des Widerstands, wie der Segmenter General Lukas. Seit fünfzehntausend Jahren kämpfen wir gegen die Temporalen, und es heißt, dass Sie geholfen haben, das Null aufzubrechen. Stimmt das?«
    »Fünfzehntausend Jahre? Nein, unmöglich, ich …«
    »Wir sprechen von subjektiver Zeit«, sagte Lukas sanft.
    Das keilförmige Geschöpf bewegte sich, und Valdorian fühlte einen vagen Druck auf den Ohren, wie von Infraschall. Der Linguator, den er an Bord der Kapsel von General Lukas erhalten hatte, übersetzte die für ihn unhörbaren Worte.
    »Ich bin Ix-Imharrad-Ixtelion von jenen, die den Stürmen trotzen. Seit neunzehn windlosen Phasen gehöre ich zum Triumvirat, weil man meine über alle Winde hinausgehende Weisheit zu schätzen weiß. Ich frage Sie: Sind Sie der Wegfinder des Omnivors?«
    »Ich bin benutzt worden«, sagte Valdorian. »Ich wusste nicht, was …«
    »Sind Sie der Wegfinder des Omnivors?«
    Valdorian sah zu den Geschöpfen auf der anderen Plattform, blickte dann an den Wänden des großen Raums empor. Tausende lauschten in ihren Logen und erwarteten eine Antwort, die … vielleicht über seine Zukunft entschied.
    Er holte tief Luft. »Ja, der bin ich.«
    Ein kollektives Seufzen kam von den Wänden, wie das erste Säuseln eines Winds, der zu einem Sturm werden konnte.
    »Dann sind Sie also der Schuldige«, sagte Ix-Imharrad-Ixtelion und kippte seinen keilförmigen Leib nach vorn. Stimmen ertönten in den Logen, wortlose Stimmen voller Zorn, die zu einem lauten Brausen wurden. Valdorian widerstand nur mit Mühe der Versuchung, sich die Ohren zuzuhalten. Diamants Gesicht, so stellte er fest, wirkte noch verschlossener als vorher, und kalte Bitterkeit glänzte in ihren Augen.
    »Dies sind seine Verbrechen«, zwitscherte Gijül. Ein kleiner pseudorealer Darstellungsbereich entstand vor ihm, und der Horgh verlas den darin enthaltenen Text.
    Valdorian fühlte sich wie auf einem Scheiterhaufen, der langsam unter ihm zu brennen begann. Noch spürte er nicht die Hitze des Feuers, aber heißer Schrecken kroch in ihm empor, und er fühlte sein Gesicht glühen, während Gijül erstaunlich detailgenau beschrieb, wie Valdorian mit seiner Flotte aus interplanetaren Kampfschiffen einen Kantaki-Koloss vernichtet hatte und dann ins Hades-System nach Kerberos vorgestoßen war, um dort den Omnivorkeim aus seinem Jahrmillionen langen Schlaf zu wecken.
    »Er hat mehrfach gegen den Sakralen Kodex der Kantaki verstoßen«, beendete Gijül seinen Vortrag und hob die trillernde Stimme. »Er hat Vater Hirl erschossen. Er hat beim Hades-System Mutter Yurrls Schiff vernichtet. Er hat auf Kerberos den Omnivorkeim geweckt, der die Temporalen aus dem Null befreite und sich dann mit den anderen Keimen vereinte. Er gab unserem Feind die Möglichkeit zu triumphieren!«
    Stille folgte, und in dieser Stille klang Diamants Stimme seltsam laut, als sie sagte: »Er ist der Schuldige. Die Frage lautet: Was soll jetzt mit ihm geschehen?«
    Das Brausen kehrte zurück, noch lauter als vorher. Valdorian verstand kein Wort, aber er konnte sich durchaus vorstellen, was die Wesen in den Logen verlangten, welche Strafe sie forderten.
    General Lukas hob einen aus kleinen schwarzen Komponenten bestehenden Arm, und sofort wurde es wieder still. Offenbar brachte man dem Segmenter großen Respekt entgegen.
    »Wir sollten ihn anhören.« Lukas wandte sein leeres Gesicht Valdorian zu.
    »Ich bin benutzt worden«, sagte Valdorian langsam und hob den Kopf. »Der Temporale Agorax, der später zu Agoron wurde, hat mich manipuliert. Alles begann mit zwei Diamanten von der Taruf-Welt Ksid, zwischen denen eine mentale Brücke existierte. Nach einem davon benannte sich Lidia DiKastro, als sie Kantaki-Pilotin wurde.« Bei diesen

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