Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
sagte Kahall. »Bringen Sie ihn zu Xadelia, General. Er soll mit ihr und Diamant zusammenarbeiten. Natürlich werden wir nicht auf angemessene Sicherheitsmaßnahmen verzichten.«
»So sei es«, pflichtete Ix-Imharrad-Ixtelion dem Geschöpf in der Ambientalblase bei.
»So sei es«, trillerte Gijül.
Die zweite Plattform setzte sich in Bewegung und glitt nach oben. Die Dunkelheit kehrte in den großen Raum zurück, und die Logen mit den vielen Beobachtern verschwanden in der Finsternis. Valdorian hörte ein letztes vielstimmiges Flüstern, dann herrschte Stille.
Der Segmenter drehte sich mit einem leisen Knistern um. »Kommen Sie«, sagte er und schritt zur Kapsel.
Als Diamant an Valdorian vorbeiging, raunte sie ihm zu: »Glauben Sie nur nicht, dass Sie so leicht davonkommen.«
Valdorian hatte das Gefühl, ins Nichts zu treten, als er die Tür passierte. Er stand auf etwas, das aussah wie eine Wolke hoch am Himmel einer fremden Welt. Tief unten ragten Berggipfel aus einem Nebel, der wie ein graues Meer wirkte, und auf einigen von ihnen sah er Strukturen, bei denen es sich offenbar um Gebäude handelte. Dutzende von Sonnen, die zweifellos künstlichen Ursprungs waren, leuchteten weit oben, und ihr Licht glitzerte an zahlreichen Gebilden, die wie auseinander gerissene Wattebäusche aussahen. Kleine Gestalten kletterten an ihnen und flogen zwischen ihnen hin und her.
»Dies ist Feyindar«, sagte Diamant. »Eine pseudoreale Nachbildung. Wir versuchen, Xadelia den Aufenthalt bei uns so angenehm wie möglich zu machen.«
»Wo ist sie?«
Diamant hob den Arm. »Sehen Sie das kokonartige dunkle Objekt dort oben beim Hauptfiligran? Darin haben wir sie untergebracht. Sie und die drei kleinen Ernter. Die letzten Feyn. Die Temporalen haben sie in allen Zeitlinien ausgelöscht.« Sie deutete auf eine Art Steg, der zum Hauptfiligran führte. »Eine Orientierungshilfe für uns.«
»Was passiert, wenn man daneben tritt?«, fragte Valdorian, während sie über den Steg gingen.
»Ich habe es noch nicht ausprobiert. Möchten Sie einen Versuch wagen?«
»Vermutlich wäre es Ihnen ganz lieb, wenn ich in die Tiefe stürzen würde?«, sagte Valdorian, während er vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte. »Sie sind mir gegenüber ziemlich feindselig.«
»Wundert Sie das?«
»Sie sind anders als die Diamant, mit der ich hierher gekommen bin.«
»Vielleicht habe ich mehr gesehen. Mehr scheußliche Dinge.«
Valdorian beobachtete, wie simulierter Wind mit ihrem schwarzen Haar spielte. Diese Diamant wirkte aggressiver und selbstbewusster, aber auch voller Zynismus.
»Ich habe viel verloren«, fügte sie hinzu, als er schwieg.
»Ich auch«, sagte er leise.
Diamant lachte humorlos. »Trauern Sie Ihrem Reichtum nach? Ihrer Macht?«
»Mir ist erst vor kurzer Zeit klar geworden, was ich verloren habe. Und ich empfinde den Verlust als enorm.«
»Und woraus besteht er?«, fragte Diamant mit unverhohlenem Spott.
»Aus Ihnen«, sagte Valdorian und fühlte eine Wahrheit hinter diesen Worten, deren Tiefe ihn überraschte. Dies ging weit über Rhetorik hinaus. »Ich weiß, dass ich damals einen Fehler gemacht habe. Ich hätte mich für Sie entscheiden sollen.«
Dies verblüffte Diamant so sehr, dass sie auf dem Steg stehen blieb. »Das sagt der Mann, der … ich weiß nicht wie viele Leben auf dem Gewissen hat.«
Valdorian stellte eine Frage, die aus einem Traum kam. »Glauben Sie an die Fähigkeit eines Individuums, sich zu ändern, über sich selbst hinauszuwachsen?«
Diamant musterte ihn einige Sekunden lang, und ihr Blick huschte dabei zwischen seinen beiden Augen hin und her. »Ich habe Chaos gesehen«, sagte sie schließlich. »Chaos, Zerstörung und Tod. Ich glaube an Verantwortung und Schuld.«
Sie ging weiter, und es blieb Valdorian nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
»Hat es in Ihrer Vergangenheit einen Valdorian gegeben?«, fragte er.
»Ja. Ich komme aus einer der blauen Zeitlinien, die sich nur unwesentlich von der objektiven Zeit unterscheiden.«
Das erleichterte Valdorian aus irgendeinem Grund. Dies war Lidia.
»Hat Ihnen Ihr Valdorian etwas bedeutet?«
Diamant schüttelte den Kopf, als hielte sie die Frage für absurd. »Mein Valdorian war ein arroganter, egoistischer Mistkerl, der glaubte, dass sich alles und jeder seinen Wünschen fügen musste. Ich habe mich ihm nicht gefügt. Beantwortet das Ihre Frage?«
Sie erreichten das Hauptfiligran und den daran klebenden Kokon, der an einer Seite eine
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