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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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damit begonnen haben, Kognitoren aus den verschiedenen Zeitlinien zu retten, kam und kommt es immer wieder vor, dass in einer Realität mehrere … Versionen der gleichen Person existieren. Da es aber für jedes Individuum in diesem Universum, zu dem alle Zeitlinien gehören, nur eine Urexistenz gibt, sind psychische Konflikte die Folge, wenn jemand seinem Pendant aus einer anderen Zeitlinie begegnet. Für die Betreffenden bedeutet das eine besondere Form von mentalem Stress, der schließlich zum Wahnsinn führt, wenn nichts unternommen wird.«
    »Wenn nichts unternommen wird?«
    »Ganz zu Anfang, als der Widerstand gegen die Temporalen begann, führte dieses Problem immer wieder dazu, dass wir Kognitoren verloren. Die erste Absorption zeigte uns den Ausweg. Wenn verschiedene Versionen der gleichen Person für eine gewisse Zeit zusammen gewesen sind, macht sich ein Phänomen bemerkbar, das wir ›Unifikationsdrang‹ nennen. Die eine Urexistenz des Individuums führt die verschiedenen Selbstvarianten zusammen, so wie die Gravitation Masse zusammenführt – die größere Masse nimmt die kleinere auf. Und was die Gravitation in der räumlichen Welt bewirkt, das leistet die Kraft der Urexistenz in der psychisch-physischen Welt des Individuums: Die Person mit der stärkeren Realitätsstruktur nimmt die mit der schwächeren auf.« Lukas drehte kurz den Kopf, obwohl er keine sichtbaren Augen hatte. »Aus den verschiedenen Versionen wird wieder eine Person. Der Vorgang lässt sich auch bewusst steuern, wenn man einmal gelernt hat, worauf es dabei ankommt. Diamant hat bereits einundzwanzig Versionen von sich aufgenommen. Dies ist ihr zweiundzwanzigstes Selbst, dem sie begegnet.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Es ist nicht leicht für sie.«
    Verschmelzung, dachte Valdorian. Sie hat von Verschmelzung gesprochen. Verschmelzung, Absorption.
    Entsetzen kroch in ihm empor, und damit einher ging eine Verzweiflung, die er besiegt geglaubt hatte. Er beobachtete, wie Diamant – die andere Diamant, die ihn den Schuldigen genannt hatte – an die Ruheliege herantrat und auf die reglose Frau hinabsah. Einige Sekunden lang geschah nichts, zumindest nichts, das sich durchs Fenster beobachten ließ, dann beugte sich die andere Diamant vor, streckte der Reglosen beide Hände entgegen …
    Valdorian fühlte sich von kurzem Schwindel erfasst, und er hatte das seltsame Gefühl, als striche eine Feder über die Innenseiten seines Kopfes. Er glaubte zu sehen, wie die beiden Frauen kurz flackerten, wie in einem stroboskopartigen Licht, das nur sie traf, und dann löste sich die ruhende Lidia auf. Ihre Gestalt verlor an Substanz und verwandelte sich in den Schatten eines Schattens, der der anderen Diamant entgegenstrebte und in ihr verschwand.
    »Es ist vollbracht«, sagte General Lukas leise, und dabei erklang so etwas wie Anteilnahme in seiner Stimme.
    Die eine Frau jenseits des Fensters schwankte, hielt sich an der Ruheliege fest und verharrte einige Momente in dieser Haltung, wobei ihr Gesicht Valdorian verborgen blieb. Dann straffte sie die Gestalt, drehte sich um und verließ den Raum.
    Die Diamant, die Valdorian dazu hatte überreden wollen, ihn als Konfidenten zu akzeptieren, existierte nicht mehr.
    »Ich weiß, was Sie jetzt denken«, sagte General Lukas im gleichen sanften Tonfall. »Es ist niemand gestorben. Sie existiert nach wie vor. Als ein Teil von Diamant.«
    Die Frau kehrte in den Warteraum zurück, ein wenig blasser als vorher. Ein sonderbarer Glanz zeigte sich in ihren grünblauen Augen, als sie Valdorian ansah. »Sie haben ihr nichts gesagt«, stellte sie fest. »Sie hatte keine Ahnung, wer Sie wirklich sind. Jetzt weiß sie es.«
    »Ich bin …«
    »Sie sind der Schuldige«, sagte Diamant kalt. »Sie haben den Omnivorkeim auf Kerberos geweckt. Sie haben die Temporalen aus dem Null befreit. Sie haben ihnen die Möglichkeit gegeben, einen zweiten Zeitkrieg zu beginnen und ihn zu gewinnen.«
    »Agoron …«, begann Valdorian und wollte darauf hinweisen, auf welche Weise er manipuliert worden war. Aber Diamant achtete nicht mehr auf ihn und sah General Lukas an.
    »Lassen wir das Triumvirat nicht länger warten.«
     
    Während der Reise durchs »Kastell« versuchte Valdorian, mit seiner neuen Situation und dem zurechtzukommen, was er gerade beobachtet hatte, aber gleichzeitig bemühte er sich, nicht nur mit sich selbst beschäftigt zu sein, sondern auf das zu achten, was um ihn herum geschah. Zusammen mit General

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