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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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schmale Öffnung aufwies. Diamant trat hindurch, und Valdorian folgte ihr. Kühle erwartete ihn im halbdunklen Inneren, und daraufhin merkte er erst, wie warm es draußen am simulierten Himmel von Feyindar war, im Licht der vielen künstlichen Sonnen.
    Knarrende Laute kamen weiter vorn aus dem Halbdunkel, dann ein leises Gurren. Valdorian bemerkte ein großes Gerüst und wusste aus Diamants und General Lukas’ Schilderungen, worum es sich handelte: den Partussessel der Vitalin.
    Als sie näher kamen, gewöhnten sich seine Augen an die Düsternis, und er sah die Gestalt, die im Partussessel ruhte, unter einem graubraunen Symbionten, der sie wie eine Decke umhüllte und der Feyn bei der Regulierung ihrer Körpertemperatur half – das war wichtig für die noch unbefruchteten Eier in ihr, wie er während der kurzen Einweisung gehört hatte. Xadelia hob den Kopf und überraschte Valdorian mit ihrem so menschenähnlichen Gesicht. Sie zirpte, und ein Linguator übersetzte die Worte.
    »Ich freue mich, dass Sie zurück sind, Diamant«, ertönte es. »Und Sie haben jemanden mitgebracht.«
    Valdorian bemerkte Bewegungen und beobachtete, wie sich drei viel kleinere Feyn, die er für Ausbuchtungen im Gerüst des Partussessels gehalten hatte, von der Vitalin lösten. Die knackenden Laute, die schon einmal erklungen waren, wiederholten sich, als die drei Ernter hochsprangen, ihre Flügel ausbreiteten und fortflogen.
    »Ich wollte sie nicht verscheuchen«, sagte Diamant, und Valdorian nahm zur Kenntnis, dass sie »ich« und nicht »wir« sagte.
    »Sie haben etwas gespürt«, erwiderte Xadelia. Sie richtete den Blick ihrer großen Augen auf Valdorian. »Und ich fühle es ebenfalls.«
    »Das ist der Mann, über den wir gesprochen haben – Valdorian«, sagte Diamant. »Er kommt aus der objektiven Zeit. Fühlen Sie das?«
    »Bitte kommen Sie näher.«
    Valdorian trat zum Partussessel und stellte fest, dass Xadelias Körper unter dem Symbionten wie aufgedunsen wirkte. An einigen Stellen sah er fast durchsichtige Haut, darunter Blutgefäße, Sehnen und atrophiertes Muskelgewebe. Der Kopf erschien ihm zu klein im Vergleich mit dem Rest des Körpers, und dem so menschlichen Gesicht war eine sonderbare Schönheit zu Eigen. Eine Aura des Kummers umgab die Vitalin.
    Ein dünner Arm kam unter der Decke des Symbionten hervor, und knochige Finger berührten Valdorians Hand. Die großen Augen schlossen sich.
    Valdorian fühlte etwas in seiner Tiefe, aber es war nicht die dunkle Kreatur, die sich regte, sondern etwas in ihrer Nähe, etwas, das fremd in ihm war und bisher geruht hatte.
    »Ich … sehe die Verbindung zur objektiven Zeit«, sagte Xadelia leise. »Und ja, er könnte mir bei der Suche helfen. Aber es gibt da noch etwas anderes. Seine Präsenz an diesem Ort wirft ein fernes Echo …«
    Die Feyn riss die Augen auf.
    »Ich nehme das Echo bei den Temporalen wahr. Und sie hören ihn hier. Sie haben das Kastell gefunden!«
    Diamant richtete einen finsteren Blick auf Valdorian. »Ich wusste, dass man Ihnen nicht trauen kann!« Sie berührte ein kleines Gerät an ihrem Gürtel.
    »Lidia … Diamant, ich versichere Ihnen, dass ich nicht weiß, was …«
    Zwei Gardisten aus Lukas’ Truppe kamen herein.
    »Er ist ein verdammter Verräter!«, sagte Diamant und deutete auf Valdorian. »Xadelia hat festgestellt, dass er mit den Temporalen in Verbindung steht. Vermutlich sollte er das Kastell für sie finden.«
    Finde das Zentrum des Widerstands, flüsterte es in Valdorians Tiefe, und diesmal war es Olkins Stimme, so wie er sie nach dem Erwachen aus der Starre im Kokon gehört hatte. Du sollst erneut der Wegfinder sein. Aber nicht für den Omnivor. Seine Aufgabe hatte darin bestanden, für die Temporalen den Weg zum Kastell zu finden.
    Eine Erkenntnis bahnte sich mit brutaler Gnadenlosigkeit einen Weg ins Zentrum seines Bewusstseins. Die Flucht, die vermeintlichen Anschläge auf ihn … alles war inszeniert, um ihn zum Kastell zu bringen, zum Zentrum des Widerstands. Er war erneut manipuliert und als Werkzeug missbraucht worden.
    Sein Gesicht musste etwas von dem gezeigt haben, was sich in ihm abspielte, denn ein Schatten von Zweifel huschte kurz durch Diamants Zorn.
    Valdorian schwankte.
    Und dann schwankte auch Diamant.
    Der Kokon erbebte, und Xadelias Partussessel vibrierte so heftig, dass ein dumpfes Brummen erklang. In den Hintergrundgeräuschen veränderte sich etwas, das Valdorian nicht zu deuten wusste, aber er erkannte Diamants

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