Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
plötzliche Sorge.
Die beiden Gardisten, ein Mensch und ein Akuhaschi, empfingen Meldungen von den allgemeinen Kom-Servi des Kastells.
»Zeitschiffe der Temporalen sind erschienen«, sagte der Akuhaschi kehlig. »Eine aus fast tausend Einheiten bestehende Flotte. Ein Angriff auf das Kastell steht unmittelbar bevor.«
Braun
In seiner Domäne im Inneren des Zapfens betrachtete Olkin den Nabel der Möglichkeiten, deren bunte Muster von seinen verändernden Gedanken bewegt wurden. Und er sah, dass die Muster gut waren. Sie gewannen die Strukturen, die seinen Wünschen entsprachen, wiesen darauf hin, dass all seine komplexen Pläne der Vollendung entgegengingen. Eine besondere Ironie des Schicksals – ein Gedanke, bei dem Olkin lächelte, denn er glaubte gewiss nicht an eine Kraft namens Schicksal – wollte, dass die Pläne sogar zu gut gelangen. Der Wegfinder Valdorian hatte erneut den Weg gefunden und das Kastell lokalisiert; eine Angriffsflotte der Temporalen war bereits unterwegs, um das Zentrum des Widerstands auszulöschen und den Sieg im zweiten Zeitkrieg vollständig zu machen.
Aber gleichzeitig setzte Agoron sein Bemühen fort, das eigene Volk auszulöschen. Die von ihm bewirkten Veränderungen gingen über Manipulationen der Zeit hinaus und nahmen direkten Einfluss auf die Kausalität. Eterne verschwanden, ohne jemals existiert und Spuren in der Realität hinterlassen zu haben. Dadurch geriet der vom Vortex gespeiste Ozean der Zeit in Unruhe; ein kausaler Orkan fegte darüber hinweg. Olkin fragte sich, was zuerst geschehen würde: die Vernichtung des Kastells durch die Zeitflotte oder das Verschwinden des Ozeans der Zeit, weil seine Quelle versiegte. Doch wie auch immer die Antwort auf diese Frage aussehen mochte – bald würde es keine Temporalen und auch keinen Widerstand mehr geben.
24
Superfaden
Abseits der Farben: Kastell, 9. November 5521
Die Temporalen griffen das Kastell auf die gleiche Weise an wie Munghar: Sie kamen aus allen Richtungen. Und ihre immense Flotte bestand aus vielen unterschiedlichen Schiffen: große und kleine Keile, die der letzten Bastion des Widerstands grelle Blitze entgegenschleuderten; stab- und pfeilförmige Schiffe; tanzende Lichtpunkte, die Verteidiger berührten und dadurch einfach verschwinden ließen; dornenbesetzte Kugeln, rotierende Hanteln, aus mehreren Blasen bestehende Gebilde und gewaltige Mutterschiffe, die sich vom eigentlichen Kampfgeschehen fern hielten und offenbar als fliegende Stützpunkte fungierten.
Valdorian beobachtete den Kampf in einem großen pseudorealen Darstellungsbereich, der sich jenseits seines energetischen Käfigs wölbte. Nur wenige Meter trennten ihn von Diamant, General Lukas und einigen anderen Personen, unter ihnen ein Geschöpf, das wie ein uralter, mobiler Olivenbaum aussah und von den anderen »General Naifeh« genannt wurde. Gelegentlich tauchte das Pflanzenwesen seine Beinwurzeln in Bodenrinnen, die offenbar Nährflüssigkeit enthielten. Die ovalen Blattschalen raschelten, und ein Linguator übersetzte:
»Wir sind gewappnet. Wir können diesem Angriff standhalten.«
»Aber wenn dies nur die erste Welle ist …«, sagte General Lukas.
»Wir haben alle unsere Schiffe zurückbeordert, auch die der Kognitoren, die nach Manipulationspunkten suchen«, raschelte Naifeh. »Das Licht gibt uns Kraft. Wir können standhalten.«
»Sie sind sehr optimistisch, General Naifeh«, sagte Diamant.
»Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.«
»Das habe ich oft von Ihnen gehört. Angesichts der jüngsten Entwicklungen fällt es mir schwer, Ihren Rat zu beherzigen.«
Valdorian hörte die Stimmen ganz deutlich. Die Energiebarrieren, die ihn vom Rest des Raums trennten, hielten akustische Informationen ebenso wenig von ihm fern wie visuelle. Was aber nichts daran änderte, dass er gefangen war.
»Das Problem ist: Die Temporalen haben uns gefunden«, sagte ein Humanoide, dessen Haut wie roter Schorf wirkte, über den Dutzende von madenartigen Geschöpfen hinwegkrochen. Er sprach InterLingua, aber seine Stimme klang wie das Grollen eines ausbrechenden Vulkans. »Selbst wenn es uns gelingt, diese Flotte abzuwehren, und auch eine eventuelle zweite Welle … Früher oder später werden die Temporalen unsere Verteidigung durchbrechen. Ihnen stehen größere Ressourcen zur Verfügung als uns. Das Brutschiff wird weitere neue Waffengenerationen kreieren, und dann …« Er ließ das Ende des Ende des Satzes offen.
Der
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