Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
seine physische Integrität: Die tausenden von kleinen schwarzen Geschöpfen, die seinen humanoiden Leib gebildet hatten, stoben auseinander, was dazu führte, dass mehrere kleine Geräte und Servi zu Boden fielen. Eines von ihnen piepte leise, und der große pseudoreale Darstellungsbereich wurde noch größer. Die Wänden schienen an Substanz zu verlieren, als er sich immer mehr ausdehnte und Verblüffendes zeigte.
    Die Kampfschiffe der Temporalen stellten ihre Angriffe plötzlich ein, ergriffen aber nicht die Flucht, sondern verhielten sich vollkommen passiv. Sie setzten sich nicht zur Wehr, als sie von den Verteidigern unter Beschuss genommen wurden, und mehrere von ihnen zerbarsten.
    Und dann fegte etwas alle Schiffe beiseite, erreichte das Kastell und ließ den gewaltigen, fünfzigtausend Kilometer durchmessenden Komplex, in dem hunderte von unterschiedlichen Technologien zusammenwirkten, so heftig erzittern, dass sich an mehreren Stellen hinter den Schilden Risse in externen Komponenten bildeten. Die bunten Bänder des Ozeans der Zeit bewegten sich nicht mehr ruhig und sanft, sondern peitschten wie Gummibänder, die jemand lang gezogen und dann losgelassen hatte. Während Valdorian noch versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, beobachtete er verblüfft, wie die Farben verblassten und zu einem wogenden, brodelnden, pulsieren Grau wurden, das über die Schiffe der Temporalen und die der Verteidiger hinwegschwappte, den Schutzschirmen des Kastells entgegenkochte und sie aufsaugte …
    Dumpfes Donnern kam aus der Ferne, die Stimme einer Katastrophe, und Kom-Servi pfiffen und summten. Valdorian hörte Stimmen, achtete aber nicht auf sie. Inzwischen stand er wieder, starrte ins dreidimensionale Bild der pseudorealen Darstellung und sah, wie das Kastell auseinander brach. An Dutzenden von Stellen entwich Gas, und gelegentliches Flackern wies auf Explosionen hin, so weit entfernt, dass sie hier tief im Inneren des Kastells nicht zu hören waren.
    »Verdammt, es ist alles seine Schuld!«, entfuhr es Diamant, die ebenfalls auf die Beine gekommen war. Auch die anderen standen wieder, und der Segmenter Lukas hatte zu seiner semistabilen humanoiden Gestalt zurückgefunden.
    »Dies wohl kaum«, sagte er und nahm die Geräte, die er verloren hatte, wieder in sich auf. »Etwas geschieht mit dem Ozean der Zeit …«
    Das Grau verschwand schlagartig, und dafür erschien das Schwarz des Weltalls, durchsetzt von den vagen Flecken ferner Galaxien. Von den Raumschiffen war nichts mehr zu sehen.
    Eine Tür öffnete sich, und aus einem leisen Pfeifen wurde das Heulen eines Alarms. Der Akuhaschi eilte hinaus, gefolgt von Tsalatz, General Naifeh und den anderen. Der Segmenter wandte sich noch einmal an Diamant.
    »Bringen Sie Valdorian zu Xadelia. Sie wissen, worauf es ankommt.«
     
    »Lukas hat Recht«, sagte Diamant, als sie die Navigationskontrollen der Kapsel bediente. »Ich sollte mich nicht so sehr von meinen Emotionen leiten lassen. Dafür steht zu viel auf dem Spiel.«
    »Warum hassen Sie mich so sehr?«, fragte der neben ihr sitzende Valdorian.
    »Meine Güte, da fragen Sie noch? Haben Sie keine Augen im Kopf? Sehen Sie sich das an!« Sie deutete nach draußen.
    Vorher hatte das Kastell wie eine gewaltige Stadt auf ihn gewirkt, aber jetzt war es eine Trümmerwolke im All, irgendwo und irgendwann zwischen den Galaxien. Die Luft war aus den Verbindungsbereichen zwischen den einzelnen Komponenten entwichen, und allein das musste den Tod von tausenden bewirkt haben. Viele interne Sektionen waren nicht ausreichend gegen Kälte und Vakuum geschützt; zahlreiche plötzliche Dekompressionen hatten weitere Leben ausgelöscht und erhebliche Schäden angerichtet. Hinzu kamen Explosionen in instabil gewordenen Reaktor- und Aggregatkomplexen, die einen verheerenden Dominoeffekt einleiteten: Plötzlich überlastete Verteilerstationen fielen aus, was die Energieversorgung des Kastells beeinträchtigte, und dadurch ergaben sich zusätzliche Probleme bei Rettungseinsätzen.
    Das Kastell, Zentrum des Widerstands, starb.
    Hell und Dunkel wechselten sich ab, als Diamant die Kapsel zu der Sektion mit dem simulierten Feyindar-Ambiente steuerte. Mehrmals mussten sie Trümmern ausweichen, und einmal sahen sie einen Transporter mit geborstenen Kuppeldächern; für seine Passagiere kam jede Hilfe zu spät.
    Während Diamant flog, nahm sie mithilfe eines mobilen Kom-Servos Meldungen entgegen.
    »Mit Xadelia ist alles in Ordnung«, sagte sie nach einer

Weitere Kostenlose Bücher