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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Glieder tanzten. »Was habt ihr herausgefunden?«
    Diamant deutete auf die Displays. »Wir wissen noch immer nicht, woraus die Barriere besteht. Es scheint keine Materie zu sein, aber auch keine Energie.«
    »Eine dimensionale Membran?«
    »Dafür haben wir keine Hinweis gefunden«, sagte Esmeralda. »Interessant ist die Lichtdurchlässigkeit des Schilds. Vielleicht gibt uns das einen Anhaltspunkt.«
    Diamant blieb skeptisch. »Oder auch nicht. Möglicherweise stecken allein Schalk und Gehässigkeit dahinter. Das spöttische Lächeln in dem Gesicht …«
    »Irgendwie werden wir dafür sorgen, dass ihm das Lachen vergeht«, sagte Esmeralda voller Entschlossenheit. »Wir finden einen Weg durch die Barriere!«
    »Optimismus allein genügt leider nicht.« Diamant sah auf. »Was ist mit dem Schiff?«
    »Alle Schäden lassen sich reparieren«, klickte der große Kantaki. »Die energetischen Reserven sind ausreichend. Die Synthesemaschinen arbeiten einwandfrei; ihr braucht also nicht zu befürchten, dass die Nahrungsmittel knapp werden.«
    Dünne Falten bildeten sich in Esmeraldas Stirn. »Das klingt so, als rechneten Sie mit einem längeren Aufenthalt an diesem Ort.«
    »Ich habe es für angebracht gehalten, mich mit allen Aspekten unserer Situation zu befassen«, klickte Vater Grar. »Unsere unmittelbare Situation ist gut. Wir verfügen über ausreichend Ressourcen, um mindestens ein Jahr eurer Zeitrechnung hier zu verbringen und zu versuchen, den Übergang zu erreichen.«
    »Aber?«, fragte Diamant, die einen Unterton in Grars Stimme gehört hatte.
    »Die Augen und Ohren des Schiffes haben festgestellt, dass sich das Universum verändert«, fuhr der Kantaki bedrückt fort. »Mit dem Verschwinden der Milchstraße scheint ein Vorgang begonnen zu haben, der sich mit positiver Rückkopplung vergleichen lässt. Der Realitätsverlust setzt sich fort und wird dabei immer schneller. Es ist ein Prozess in Gang gekommen, der sich nicht mehr aufhalten lässt.«
    »Ein Kaskadeneffekt«, warf Esmeralda ein.
    »Ja. Angefangen hat es mit einer Veränderung der Konstante, die ihr unter der Bezeichnung ›Plancksches Wirkungsquantum‹ kennt. Es folgten Veränderungen beim Bohr- und Kernmagneton – ich verwende erneut die euch geläufigen Begriffe –, bei der Rydberg-Konstante, der Compton-Wellenlänge und der Ruhemasse des Elektrons. Seit kurzer Zeit setzen sich die fundamentalen Veränderungen auch bei der Gravitationskonstante, der Vakuumenergie und den Avogadro- und Faraday-Konstanten fort. Und die Lichtgeschwindigkeit verringert sich.«
    »Der Kollaps hat begonnen«, sagte Diamant ernst.
    »Ich fürchte, das ist der Fall. Wenn es so weitergeht wie bisher, müssen wir bald mit Beeinträchtigungen bei der Funktion unserer technischen Systeme rechnen.« Der Kantaki senkte kummervoll den Kopf. »Das Fünfte Kosmische Zeitalter hat begonnen und nähert sich einem schnellen Ende.«
    »Ein Grund mehr zu versuchen, die verdammte Barriere zu durchdringen und dies alles ungeschehen zu machen!«, sagte Esmeralda mit Nachdruck.
     
    Aber was auch immer sie versuchten: Die Barriere vor der weißen Linie des Übergangs blieb stabil. Mehrere Tage lang führten sie Experimente durch, wobei ihnen der Erste Techniker Kurirrt und die anderen Akuhaschi von Vater Grars Schiff halfen. Kinetische Energie, unterschiedliche Strahlungsarten, Phasensprung-Emissionen – nichts durchdrang den Schild. Als sich Diamant und Esmeralda von den Projektoren abwandten, kam ein akustisches Prioritätssignal aus den Kom-Servi der beiden Pilotinnen, gefolgt von Kurirrts Stimme. »Diamant, Esmeralda, bitte kehren Sie zum Schiff zurück. Vater Grar … Es geht ihm schlecht.«
    Die beiden Frauen wechselten einen kurzen Blick und liefen los.
    Vater Grar, einer von Mutter Krirs Söhnen, lag in einer Mulde, die halb mit schneeweißer Flüssigkeit gefüllt war – der von ihr ausgehende Geruch erinnerte Diamant an Safran.
    Kurirrt empfing die beiden Pilotinnen am Rand des Beckens, das sich im privaten Quartier des Kantaki befand – selbst Diamant und Esmeralda, nach Jahrhunderten an Bord von Kantaki-Schiffen, sahen den größten Teil davon nur als vage Schemen, die ständig die Struktur veränderten. An diesem Ort war der geometrische Abstand zur Hyperdimension am geringsten.
    »Was ist passiert?«
     Vater Grar hob den Kopf und tauchte den Körper gleichzeitig noch etwas tiefer in die Flüssigkeit. »Ich habe während der tiefsten Phase der Meditation den Kontakt zum

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