Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
Sakrium verloren«, klickte der Kantaki. »Etwas hat mich hinausgeworfen.«
Diamant trat ganz nah an die Mulde heran, streckte die Hand aus berührte ein langes Glied. Sie spürte tiefe Trauer und die Nachwirkungen eines großen Schocks. Für die Kantaki war das Sakrium ein heiliger Ort, wo sie meditierten. Ohne diese Meditationen, ohne die Möglichkeit, dem Materie gewordenen Geist nahe zu sein, verlor ihre Existenz an Bedeutung.
»Ich habe keinen Zugang mehr«, klickte Vater Grar. »Und die letzten Eindrücke, die ich empfing …« Der dreieckige Kopf senkte sich etwas. »Sie berichteten von Chaos und Auflösung, in der Struktur des Universums ebenso wie im Ozean der Zeit.«
Diese Worte weckten einen Gedanken, der schon seit Wochen in Diamant schlummerte. »Wie weit sind wir hier vom Bruchpunkt entfernt?«
»Das lässt sich kaum feststellen«, antwortete der Akuhaschi Kurirrt. »Die für die Berechnung notwendigen Bezugspunkte in der Milchstraße existieren nicht mehr. Wir müssen neue bestimmen, in den Galaxien der Lokalen Gruppe …«
»Sie verändern sich«, klickte Vater Grar. »Der Kaskadeneffekt verändert alles.«
»Vielleicht haben wir schon zu lange gewartet«, sagte Diamant besorgt.
»Womit?«, fragte Esmeralda.
»Das Schiff muss den Flug zum Kastell fortsetzen. Der Schlund spielt jetzt keine Rolle mehr, aber … Wir brauchen Spezialisten. Ich fürchte, allein kommen wir hier nicht weiter.« Es blubberte und gluckerte, als der große Kantaki tiefer in die weiße Flüssigkeit sank, bis nur noch sein Kopf zu sehen war.
Esmeralda schüttelte den Kopf. »Es würde mir ganz und gar nicht gefallen, den Übergang hier einfach so zurückzulassen. Er ist unsere einzige Chance. Wir könnten alles rückgängig machen …«
»Wir wissen nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt«, wandte Grar ein. »Und das bedeutet: Wir müssen weiterhin versuchen, die Barriere zu durchdringen. Es gibt keinen Zugang mehr zum Sakrium; bald könnten die Veränderungen in der kosmischen Struktur sogar Flüge durch den Transraum unmöglich machen. Das Schiff muss so schnell wie möglich zum Bruchpunkt aufbrechen und von dort aus in den Ozean der Zeit zurückkehren.«
»Wenn er noch existiert«, warf Kurirrt ein. »Die bisherigen Untersuchungen der hiesigen Anlagen haben die Informationen bestätigt, die Diamant aus dem Refugium Amyldema mitbrachte: Der Vortex war der Ursprung des Ozeans der Zeit. Jetzt finden hier keine temporalen Aktivitäten mehr statt, vielleicht mit der Konsequenz, dass der Ozean der Zeit gar nicht mehr existiert.«
»Was wäre in einem solchen Fall mit dem Kastell geschehen?«, fragte Diamant.
»Schwer zu sagen«, erwiderte der Akuhaschi. »Wir gehen von einem Rückfall ins Normalkontinuum aus.«
»Wo?«
Kurirrt vollführte eine vage Geste. »Irgendwo im Universum.«
»Ich breche auf, sobald die Koordinaten des Bruchpunkts berechnet sind und ich mich erholt habe, was nicht lange dauern wird«, klickte Vater Grar. »Ich hole Hilfe.«
»Wenn das Kastell noch erreichbar ist«, sagte Esmeralda leise. »Und ohne einen Piloten …«
Der Kantaki richtete sich auf. Flüssigkeit tropfte von seinem grauschwarzen Ektoskelett. »Ich bin durchaus in der Lage, mein Schiff selbst zu fliegen. Bisher habe ich es nur vorgezogen, im Sakrium der Weisheit des Geistes zu lauschen.«
»Aber jetzt können Sie es nicht mehr erreichen, um dort zu meditieren.« Diamant hob die Hände zu den Schläfen. »Seltsam, ich habe manchmal das Gefühl, dass mir konzentriertes Denken schwer fällt. Vielleicht hat es etwas mit diesem Ort zu tun. Das Schiff hätte schon vor Wochen aufbrechen sollen. Wir haben Zeit vergeudet.«
»Mir ergeht es ähnlich«, sagte Esmeralda. »Ich habe gelegentlich Mühe, mich an bestimmte Dinge zu erinnern.«
»Eine weitere Folge der Veränderungen bei den kosmischen Konstanten«, erklärte Vater Grar. »Der Kaskadeneffekt betrifft nicht nur die Struktur des Universums, sondern auch das Leben in ihm.«
»Ein Grund mehr, keine Zeit mehr zu verlieren«, sagte Diamant. »Bitte lassen Sie die Koordinaten des Bruchpunkts ermitteln, Vater Grar. Und machen Sie sich so schnell wie möglich auf den Weg.«
28
Vor dem Hammer
Indigo: Erde, 3. August 2073 (alte Zeitrechnung)
Valdorian erwachte, setzte sich ruckartig auf und sah etwas, das in seiner rechten Armbeuge steckte. Aus einem Reflex heraus riss er es ab, und Blut quoll aus einer kleinen Wunde.
In der Nähe erklang eine Stimme, und der Linguator an
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