Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
auf uns in dieser Zeit so wichtig gewesen sein? Auf welche Weise sind wir manipuliert worden, sodass es zu einem zweiten Zeitkrieg kommen konnte? Woraus bestand die Manipulation? Und wie hätten sich die Ereignisse normalerweise entwickelt, ohne eine Beeinflussung durch die Temporalen?«
Diamant versteifte sich plötzlich. »Da ist einer«, sagte sie und sprach leiser, als könne sie außerhalb des Levitatorwagens jemand hören.
Valdorian sah nach draußen und stellte fest, dass sie sich in der Nähe der Sakralen Pagode von Bellavista befanden. Passanten gingen am Eingang vorbei. Andere Personen standen im Schein glühender Kugeln und sprachen miteinander. Alles deutete auf eine entspannte Atmosphäre hin.
»Wo?«, fragte er.
Diamant hielt den Wagen neben der Fassade eines Verwaltungsgebäudes an, in einer Höhe von etwa zehn Metern. Der Levitator summte leise, und hinzu kam das dumpfe Brummen der Stabilisatoren, die den Wagen an Ort und Stelle hielten, ungeachtet der Luftbewegungen.
»Das Paar neben der dritten Kugel.« Diamant deutete in die entsprechende Richtung, und Valdorian erinnerte sich daran, dass die Fenster des Wagens wieder polarisiert waren. »An der Ecke, von der aus man sowohl die Pagode sehen als auch die Straße überblicken kann … Die Frau ist ein getarnter Temporaler. Zweifellos ein Wächter.«
Valdorian sah: eine Brünette, nicht älter als vierzig, elegant, aber nicht zu auffällig. Sie schmunzelte immer wieder, als sie mit einem etwas älteren Mann sprach. Ihre ganze Aufmerksamkeit schien ihm zu gelten; nicht einmal blickte sie zur Seite.
»Und der Mann?«
»Er ist das, was er zu sein scheint.«
»Aber merkt er nicht …«
»Nein.« Diesmal klang Diamants Stimme fast gepresst; ihre Anspannung wuchs. »Die Tarnung der Temporalen ist perfekt, solange sie niemandem begegnen, der über besondere Fähigkeiten verfügt, so wie ich. Der Mann würde nicht einmal in den intimsten Momenten merken, dass er es mit einem fremden Wesen zu tun hat.«
Valdorian beobachtete das Paar eine Zeit lang. »Wie gut ist unsere Tarnung? Könnten die Temporalen erkennen, dass wir aus einer anderen Zeit kommen?«
»Ja«, sagte Diamant und bestätigte damit seine Befürchtungen. »Wir verursachen geringfügige Störungen in der Raum-Zeit. General Lukas nannte sie einmal ›temporale Interferenzen‹. Deshalb dürfen wir nicht zu nahe heran, falls der Gegner über entsprechende Sensoren verfügt. Und die hat er hier ganz gewiss.«
Valdorian sah wieder zu dem Paar. »Was machen wir jetzt?«
Diamant zögerte. »Wir warten. Irgendwann wird der Wächter abgelöst. Oder vielleicht erscheinen andere Temporale.«
»Und dann?«
»Wir folgen ihnen unauffällig und versuchen herauszufinden, auf welchen Ort sich ihre Aufmerksamkeit konzentriert. Vielleicht erfahren wir dadurch, wo die Manipulation erfolgen soll.«
»Das klingt nicht sehr viel versprechend«, sagte Valdorian skeptisch.
»Haben Sie eine bessere Idee?«
Er überlegte. »Wenn der Wächter dort allein ist … Wir könnten ihn uns schnappen. Wir fliegen nahe an ihn heran, überwältigen den Temporalen und setzen uns mit ihm ab. Und dann holen wir aus ihm heraus, wo die entscheidende Manipulation stattfinden soll.«
»Wir sind nicht einmal bewaffnet, und der Temporale wäre uns selbst in Hinsicht auf die Körperkraft überlegen. Außerdem würde seine Entführung die anderen alarmieren und darauf hinweisen, dass jemand vom Widerstand hier ist.«
Valdorian blickte erneut zu dem Paar und bemerkte einen großen Levitatorwagen, der in unmittelbarer Nähe hielt. Fast im gleichen Augenblick spürte er, wie sich Diamant erneut neben ihm versteifte. Er wusste, was das bedeutete: weitere Temporale. Zwei Männer in mittleren Jahren stiegen aus; die Frau verabschiedete sich mit einem letzten Lächeln von ihrem Gesprächspartner und stieg in den Wagen, der sich sofort in Bewegung setzte.
Diamant betätigte die Navigationskontrollen, und ihr Levitatorwagen kehrte in den Flugkorridor zurück. »Stellen Sie sich vor, der Wagen wäre gekommen, während wir versucht hätten, den Temporalen zu überwältigen.«
Sie folgten dem anderen Fahrzeug in sicherem Abstand. »Ich verstehe eines nicht«, sagte Valdorian langsam. »Auch wenn die Temporalen getarnt sind … Warum zeigen sie sich so unbekümmert? Ich meine, es würde genügen, dass einer von ihnen einem Kantaki-Piloten begegnet, oder jemand anders, der sie mit der Gabe erkennen kann. Dann würde alles auffliegen,
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