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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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nicht wahr?«
    Diamant schüttelte kurz den Kopf, während sie sich bemühte, den anderen Levitatorwagen nicht aus den Augen zu verlieren. »Ganz so einfach ist das nicht. Ich weiß, worauf es zu achten gilt. Ich habe es vor langer Zeit gelernt, als ich zur Kognitorin des Widerstands wurde. Aber die Kantaki-Piloten dieser Zeit wissen gar nicht, dass es getarnte Temporale gibt. Ich habe darüber nachgedacht. Vielleicht rechnen die hiesigen Temporalen nicht einmal damit, dass jemand vom Widerstand erscheint. Immerhin haben sie den Zugang zu dieser Zeit und damit zum originären Manipulationspunkt sorgfältig abgeschirmt.«
    Diamant gab dem Navigationsservo neue Anweisungen, als der andere Levitatorwagen schneller wurde und die Gefahr bestand, dass sie ihn aus den Augen verloren. Das Zentrum der Stadt lag direkt voraus: ein Durcheinander aus Lichtern und pseudorealen Darstellungen, die um Aufmerksamkeit wetteiferten.
    »Warum haben sie es so eilig?«, fragte Valdorian.
    Diamant schaltete auf manuelle Steuerung um und wechselte abrupt den Flugkorridor, was andere Levitatorwagen zu automatischen Ausweichmanövern zwang. An den Navigationskontrollen leuchteten warnende Indikatoren auf.
    Valdorian musterte die Frau an seiner Seite besorgt und fragte sich, welchen Einfluss die bittere, zynische Diamant auf sie hatte. Jene andere Diamant war zu allen Risiken bereit gewesen, vielleicht aufgrund einer verborgenen Todessehnsucht.
    Das Fahrzeug mit den Temporalen befand sich zwei Bahnen weiter unten und etwa zweihundert Meter vor ihnen, und es beschleunigte weiter.
    »Haben sie gemerkt, dass ihnen jemand folgt?«
    Diamant antwortete nicht, konzentrierte sich jetzt ganz auf die Steuerung. Der Wagen der Temporalen glitt fort vom Stadtzentrum und hielt auf die Berge hinter Bellavista zu. In den peripheren Bereichen der Stadt ließ der Verkehr nach, und Diamant vergrößerte den Abstand vorsichtshalber. Valdorian bemerkte ein beharrliches Blinken bei den Kontrollen des Kom-Servos. Vielleicht versuchte die Verkehrsüberwachung, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen – sie waren viel zu schnell geflogen.
    Weit vor ihnen ging der Levitatorwagen mit den Temporalen tiefer und verschwand im dunklen offenen Zugang eines Lagerhauses, direkt neben einem Industrieschacht, der zu unterirdischen Fabriken führte. Einige von ihnen gehörten der Valdorian-Unternehmensgruppe, erinnerte sich Valdorian vage.
    Diamant reduzierte die Geschwindigkeit, steuerte den Wagen in den langsamsten Flugkorridor nicht weit über dem Boden und näherte sich dem Gebäude. Valdorian stellte fest, dass die Anzeige des Kom-Servos noch immer blinkte.
    Und dann gleißte es plötzlich vor ihnen.
    Alles geschah ungeheuer schnell. Das Bugfenster des Levitatorwagens zerbarst, und grelles Licht platzte herein, zerschmetterte Instrumente und fauchte über Diamant hinweg. Im Sekundenbruchteil der Entladung sah Valdorian Gestalten im Zugang des Lagerhauses: die brünette Frau und ein Mann an ihrer Seite; beide hielten Waffen in den Händen.
    Sie wussten, dass sie verfolgt wurden.
    Der Wagen stürzte ab, prallte auf den Boden, und für unbestimmte Zeit verwandelte sich Valdorians Welt in Chaos. Als das Krachen und Donnern um ihn herum nachließ, als er nicht mehr hin und her geworfen wurde, wagte er es, die Augen zu öffnen. Sein Blick fiel auf Diamant, die in ihrem Sicherheitsharnisch hing, der rechte Arm und die rechte Gesichtshälfte verbrannt. Ein von der Konsole vor ihr abgesprengtes Stück hatte sich ihr in die Seite gebohrt, und Blut rann darüber hinweg. Aber sie lebte noch – ihre Brust hob und senkte sich langsam.
    Valdorian sah auf und starrte durch den Rauch, der von den Trümmern des Levitatorwagens aufstieg. Die Frau und der Mann – die beiden Temporalen – kamen näher, ihre Waffen schussbereit. Als sie nur noch wenige Meter vom Wrack des Wagens entfernt waren, blieben sie plötzlich stehen und hoben den Kopf. Ein rhythmisches Heulen kam aus der Ferne und schwoll an. Valdorian begriff, was es bedeutete: Patrouillen der Verkehrsüberwachung näherten sich.
    Die beiden getarnten Temporalen wechselten einen kurzen Blick, richteten ihre Waffen auf die Trümmer. Sie wollten offenbar sicherstellen, dass es keine Überlebenden gab. Und dann …
     … verschwanden sie einfach. Von einem Augenblick zum anderen waren sie nicht mehr da. Valdorian erinnerte sich an den Angriff der Temporalen auf das Kastell, daran, dass ihre Schiffe plötzlich nicht mehr reagierten

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