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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Temporale zu erkennen. Auch aus diesem Grund versuchen sie, uns alle auszuschalten.«
    »Esmeralda …«
    »In anderen Realitätslinien konnte sie gerettet werden«, sagte Aida. »Hier ist es mir leider nicht gelungen.«
    »Sie war fast tausend Jahre alt«, murmelte Diamant. »Die älteste Kantaki-Pilotin überhaupt …«
    »Ich bin noch etwas älter.«
    Diamant sah erstaunt auf.
    »Ich fliege seit fast eintausendeinhundert Jahren für die Kantaki. Seit elf Jahrhunderten heiße ich nicht mehr Aida, sondern Ilania.«
    »Eintausendeinhundert Jahre«, sagte Diamant und musterte die Frau, die wie sie selbst den Eindruck erweckte, etwa dreißig zu sein.
    »Obwohl ich deine jüngere Schwester bin. Aber ich komme aus einer gelben Realität, die eine völlig andere Chronik hat. Versuch nicht, alles in die ›richtige‹ Reihenfolge zu bringen, denn die gibt es nicht mehr, und du würdest dich immer mehr in einem Netz der Verwirrung verstricken. Die meisten von uns bemühen sich nach der Rettung, an den wichtigsten Erinnerungen festzuhalten und ihnen nach und nach alles andere hinzuzufügen. Der zentrale Punkt ist: Die Temporalen haben den Zeitkrieg gewonnen und jagen die Kognitoren, die wir zu retten versuchen. Wir wissen inzwischen auch, wie sie den Sieg errungen haben. Einen entscheidenden Beitrag für ihren Erfolg leistete jemand, den du kennst.«
    »Wen meinst du?«
    »Valdorian.«
    » Was? «
    »Nur mit seiner Hilfe konnten die Temporalen aus ihrem Zeitkerker, dem Null, entkommen.«
    »Aber er … starb. Auf Mirror. Er bat mich um Hilfe, doch ich konnte seinetwegen nicht gegen den Sakralen Kodex verstoßen.«
    »Nein. Er starb nicht. Agoron, das Oberhaupt der Temporalen, bewahrte ihn vor dem Tod, verjüngte Valdorian und benutzte ihn als Werkzeug, um den schlafenden Omnivorkeim auf Kerberos zu wecken und mit ihm die Temporalen aus ihrem Kerker zu befreien. Sie brachen mit ihrer Zeitflotte auf, und es kam zu einem neuen Krieg, den sie gewannen. Das Ergebnis ist dies.« Aida – beziehungsweise Ilania – deutete zum pseudorealen Fenster. »Ein Ozean der Zeit, wo vorher nur ein Zeitstrom existierte. Tausende von Farben, und jede einzelne von ihnen eine Realitätslinie. Dies alles ist wie ein riesiges Labyrinth, in dem wir uns verirren sollen, ein Schild, der den Widerstand von der einen Linie mit objektiver Zeit fern hält, in der die Temporalen den großen Kollaps planen: das Ende des Fünften Kosmischen Zeitalters.«
    »Dann wird die Materie wieder Geist«, murmelte Diamant.
    »Das glauben die Kantaki.«
    »Es ist mehr als nur ein Glaube.«
    »Und das sagst du mir, Schwester? Ich bin viele Jahrhunderte länger Pilotin als du, und ich kenne die Kantaki besser. Ich wollte nicht behaupten, dass sie sich irren, aber gestatte mir den Hinweis: Niemand weiß, was passiert, wenn das Fünfte Kosmische Zeitalter zu Ende geht, denn so etwas ist noch nie zuvor geschehen. Dies ist kein Zyklus, der sich wiederholt, sondern ein gewaltiger kosmischer Kreis, den die Temporalen schließen wollen. Das Ende der Materie … Was kommt dann? Werden wir alle Teil eines Überwesens? Werden wir zum Gedanken im Bewusstsein eines Gottes? Ich neige dazu, die Dinge aus dem Blickwinkel der Feyn zu sehen: Es ist grundsätzlich falsch, an Zeit und Kausalität herumzuspielen. Wer so etwas macht, verstößt gegen die fundamentalen Prinzipien der Schöpfung und begeht ein Verbrechen an der Evolution in all ihren Formen.«
    Diamant lächelte. »Als kleines Kind mochtest du Blumen.«
    »Ich mag sie noch immer«, sagte Aida mit einem gewissen Nachdruck. »Und es gefällt mir gar nicht, dass jemand all die schönen Dinge im Universum verschwinden lassen will.«
    Aus dem leisen, beständigen Summen der Bordsysteme wurde ein aufgeregtes Zirpen und Quieken. Aida drehte sofort den Sessel und wandte sich den Kontrollen zu, während Diamant durch das Fenster in den bunten Ozean der Zeit sah. Die blitzenden Punkte, die Spürhunde der Temporalen, tanzten schneller hin und her. Einige kamen direkt auf das Rettungsboot zu.
    »Man hat uns entdeckt«, sagte Aida. »Obwohl ich uns mit einem Emissionsschild umgeben habe. Vielleicht hat uns der Wurm im Maschinensaal des Nexus eine Sonde hinterhergeschickt.« Ihre Finger flogen über die Kontrollen. »Es könnte brenzlig werden.«
    Diamant verstand und reaktivierte den energetischen Sicherheitsharnisch.
    Die Lichter tanzten einen triumphierenden Reigen vor dem Rettungsboot, und einige von ihnen verschmolzen miteinander. Aus

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