Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
gefressen hatte, und sie schwollen an, als die Distanz schrumpfte. Dünne energetische Fäden krochen zwischen den Buckeln an ihren Außenhüllen hin und her, erinnerten Diamant an die Fäden im Transraum, die sie so oft mit Vater Grars Schiff und zuvor mit Mutter Krirs schwarzem Koloss verbunden hatte.
»Aida …«
»Ich habe sie gesehen. Achtung, ein kleiner räumlicher Transfer …« Sie berührte ein Schaltelement des Navigationsservos, und Diamant fühlte eine Verschiebung. Etwas berührte die Gabe in ihr, die sie zur Kantaki-Pilotin machte, ein kurzes Streicheln, und die Schatten des Transraums wogten ihr entgegen. Dann zeigte das pseudoreale Fenster wieder das Grau des riesigen Trichters, aber diesmal erstreckte es sich unmittelbar vor dem Rettungsboot.
Warnsignale erklangen, doch Aida achtete nicht auf sie, rejustierte stattdessen die Sensoren. »Es gibt hier noch ein zweites Objekt, viel kleiner als der Vortex, aber nicht minder interessant. Da ist es!«
Das pseudoreale Informationsfenster teilte sich in zwei Darstellungsbereiche, und im linken machte sich ein Zoomeffekt bemerkbar. Ein dunkler Punkt vor dem grauen Hintergrund wuchs in die Länge und wurde größer. Diamant sah ein Objekt, das Ähnlichkeit mit einer Spindel aufwies: ein langer, dünner Zylinder, im mittleren Bereich ein wenig dicker, an den sich eine Kugel anschloss.
Aida schnappte nach Luft. »Ich glaube, heute ist unser Glückstag«, sagte sie, während ihre Finger erneut über die Kontrollen flogen, Sensoren und Sondierungsservi anwiesen, Daten zu sammeln. Wieder ertönten Warnsignale, und Diamant fragte sich mit wachsendem Unbehagen, wie weit die Keile – die Destruktoren der Temporalen – entfernt waren. »Das Brutschiff der Zeitflotte, das einzige, das den Temporalen geblieben ist. Beim ersten Zeitkrieg wurden alle anderen zerstört. Es ist mir ein Rätsel, wie die Akida damals entkommen konnte. Man hätte alles daransetzen müssen, sie ebenfalls zu vernichten. Dann gäbe es heute keine Würmer, Destruktoren und so weiter. Sie alle sind im Ovum des Brutschiffs entstanden.«
Diamant spürte, wie die Verwirrung zurückkehrte. Wieder wurde sie mit Informationen konfrontiert, die ihr absolut fremd waren, und außerdem fühlte sie die Nähe einer Gefahr, der ihre Schwester offenbar zu wenig Beachtung schenkte. Tief in ihrem Inneren erzitterte etwas bei der Vorstellung, die grässlichen Schmerzen noch einmal ertragen zu müssen.
»Die Koordinaten, verdammt, wir brauchen die Koordinaten!«, stieß Aida hervor, griff nach der hufeisenförmigen Steuereinheit und änderte den Kurs des Rettungsboots. Das spindelförmige Brutschiff und der gewaltige graue Vortex dahinter glitten im wieder vereinten pseudorealen Fenster nach links, und mehrere Keile gerieten in Sicht, umgeben von glühenden, flackernden Energiegespinsten. Eines verdichtete sich an der Spitze …
Aida reagierte bereits, drehte das Steuer und beschleunigte. Der Blitz raste in einer Entfernung von einigen Dutzend Kilometern am Rettungsboot vorbei, aber trotzdem spürte Diamant das sehr unangenehme Zerren an ihrem Selbst.
»Datenservo, was ist mit den temporalen Koordinaten?«, fragte Aida, während sie das Boot vom Vortex fortsteuerte, dabei immer wieder die Richtung änderte.
»Sondierung und Berechnung dauern an«, wiederholte die artifizielle Stimme. »Die vom Vortex ausgehenden störenden Emissionen sind sehr stark.«
»Du solltest dich besser beeilen«, sagte Aida. »Ich fürchte, uns bleibt nur noch wenig Zeit.«
Eine Veränderung im Vortex bestätigte ihre Worte: Der obere Teil des Trichters neigte sich dem hin und her tanzenden kleinen Raumschiff entgegen.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Diamant besorgt.
»Wir sollen angesaugt werden!« Aus dem Brummen im Heck des Rettungsboots wurde das Heulen, das Diamant schon einmal gehört hatte, als Aida den K-Antriebsaggregaten noch mehr abverlangte.
Und dann herrschte plötzlich Stille. Aber es war keine Stille, die Erleichterung brachte.
»Was ist los?«, fragte Diamant.
»Etwas hält uns fest. Ich weiß nicht, was es ist. Datenservo!«
»Berechnungen beendet. Die temporalen Koordinaten sind ermittelt und gespeichert.«
»Ja, aber zu spät!« Aida betätigte die Schaltelemente des Navigationsservos, doch die Situation blieb unverändert. »Etwas neutralisiert den größten Teil unseres energetischen Potenzials. Ein Transfer ist nicht mehr möglich.«
Das pseudoreale Fenster zeigte mehrere Destruktoren, die
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