Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
KiTamarani, deren komatöses Selbst über viele Millionen Jahre hinweg die Entwicklung des Lebens auf Kerberos beeinflusst hatte, ein Vorgang, dem Raimon letztendlich seine Existenz verdankte.
In der Mitte der riesigen Flotte aus toten Raumschiffen zeigte sich eine kleinere Gruppe aus schwarzen Riesen. Die Kapsel näherte sich ihnen, gesteuert von KiTamaranis Gedanken, und Eklund bemerkte gewaltige asymmetrische Massen, bestehend aus zahllosen unterschiedlich geformten Teilen, die aussahen, als hätte sie jemand wie aufs Geratewohl zusammengesteckt.
»Kantaki-Schiffe.« Er zählte sie. »Es sind siebzehn.«
»Eines für jede Zacke des goldenen Sterns«, sagte Raimon.
»Ein Zufall?«
KiTamarani und Raimon wechselten einen Blick, mit dem sie mehr Informationen austauschten als bei einem stundenlangen Gespräch. Eklund jedoch hatte das unangenehme Gefühl, ausgeschlossen zu sein, nur ein Gast oder Beobachter, aber kein Mitglied der Familie. Daran hatte er sich in den vergangenen zwei Jahren nicht gewöhnt.
KiTamarani hob die Hand, und ein blasses, vages Etwas erschien im All, wie die Rauchfahne eines Lichtjahre entfernten Feuers. »Das ist die Spur«, sagte die Konziliantin mit ihrer melodischen Stimme, und der alte Eklund begriff, dass diese Erklärung allein für ihn bestimmt war. Raimon wusste längst Bescheid. »Sie führt von der letzten Galaxis, die wir besucht haben, zu jenem Schiff dort.«
Was wie eine Rauchfahne aussah, bewegte sich schlangengleich durch die Leere und berührte einen der schwarzen Riesen. KiTamarani winkte, und die Kapsel – auch sie ein Zugeständnis an Eklund, der vor dem All geschützt werden musste – änderte den Kurs, näherte sich dem Schiff. Ein dunkles Segment ragte besonders weit aus der Hauptmasse des Schiffes, wie ein Finger, der auf sie zeigte. Die Kapsel hielt darauf zu, wurde langsamer … und diffundierte in das Teilstück hinein. Eklund beobachtete den Vorgang. Die dünne, transparente Haut der Kapsel durchdrang die feste Substanz des Kantaki-Schiffes, ohne dass Löcher oder Risse entstanden. Irgendwie schob sich Materie – die Kapsel und ihr Inhalt – durch Materie, ohne zu interagieren, ohne auf Widerstand zu stoßen. Eklund hatte Raimon einmal danach gefragt und etwas von »Phasenverschiebung« gehört, ohne viel davon zu verstehen.
Im Inneren des Kantaki-Kolosses veränderte sich die Kapsel, wurde zu einem dünnen Film, der sich Eklund wie eine zweite Haut um den Leib legte, ohne seine Bewegungen zu behindern.
Stille empfing sie an Bord des Schiffes. Graues, farbloses Zwielicht herrschte in einem Korridor, der schon nach wenigen Metern seltsame Verformungen aufwies, die Eklund verwirrten. Er schwankte und stützte sich mit einer Hand ab. Der dünne Kapselfilm hinderte seine Finger daran, die Wand zu berühren.
Raimon stützte ihn. »Kantaki-Schiffe sind hyperdimensional«, sagte er. »Ebenso wie das Innere ihrer Sakralen Pagoden. Deine Sinne sind nicht imstande, mehr als drei räumliche Dimensionen wahrzunehmen, und deshalb fühlst du dich desorientiert. Ich helfe dir.«
Der Metamorph berührte ihn an der Stirn, und für einen Augenblick glaubte Eklund, wieder das alte, verwitterte Portal zu sehen, das er während seiner vielen Jahre auf Kerberos oft durchschritten hatte: den Zugang zum Elysium, zur Welt über der Welt, wie er sie genannt hatte. Mit der dortigen Kraft war er in der Lage gewesen, andere Menschen zu heilen. Heute wusste er, dass es die Kraft der schlafenden KiTamarani gewesen war, die ihn und die anderen Heiler in die Lage versetzt hatte, Leid zu tilgen und Krankheiten zu besiegen.
Eklund spürte, wie sich hinter seiner Stirn etwas veränderte, wie sich Perspektiven verschoben. Als er erneut durch den Korridor sah, erweckte dieser noch immer den Eindruck, auf eine groteske Weise in sich verdreht zu sein, aber der Anblick blieb ohne Einfluss auf Eklunds Gleichgewichtssinn.
Während der Wanderung durch das große, stille Schiff hatte er mehrmals das Gefühl, über Wände und Decken von Räumen zu gehen. Sie kamen an sonderbaren, organisch wirkenden Auswüchsen vorbei, an pilzartigen Stummeln, die in Fünfergruppen aus schwarzem Metall – wenn es Metall war – ragten. Manchmal veränderten sich um sie herum die Strukturen des Schiffes, während sie gingen: Wände wichen zurück, und andere schoben sich völlig lautlos nach vorn. Ein Schiff der Geister und Phantome, dachte Eklund, ohne beunruhigt zu sein, was er vielleicht ebenfalls Raimon
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