Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
verdankte.
Im Pilotendom fanden sie mehrere Tote.
Direkt neben dem Eingang lag das Ektoskelett eines Kantaki. Die Beine des an eine Gottesanbeterin erinnernden Geschöpfs hatten sich im Tod gekrümmt. Die am zentralen dürren Leib hängenden Stoffteile hatten ihren Glanz verloren, ebenso wie die beiden multiplen Augen, die sich auf der rechten und linken Seite des dreieckigen Kopfs wölbten.
KiTamarani berührte den Leichnam des insektoiden Wesens, und für einen Moment glaubte Eklund zu sehen, wie ein fahles Glühen, eine Art Fluoreszenz, über Gliedmaßen und zentralen Körper strich.
»Mutter Chreh«, sagte die Konziliantin, und diesmal schienen ihre Worte auch für Raimon bestimmt zu sein. »Sie starb zusammen mit ihrer Schwester Krah.« In den gewölbten Wänden des Pilotendoms schienen sich Fenster zu öffnen, als die bis dahin dunkle, undurchsichtige Substanz transparent wurde. KiTamarani deutete auf eines der sechzehn anderen Kantaki-Schiffe, dann auf den Rest. »Und ihre Kinder, dreimal fünf. Zehn von ihnen schlüpften aus Mutter Chrehs Eiern, fünf aus denen ihrer Schwester. Eine große Familie. Und sie fand hier ihr Ende, ohne dass die Kantaki ihr Wissen, den Inhalt ihres Lebens, im Transraum dem Geist schenken konnten, der einst Materie wurde. Wie tragisch.«
Die Worte der Konziliantin warfen bei Eklund neue Fragen auf, aber er schwieg und wusste instinktiv, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, sie zu stellen. Stumm folgte er ihr durch den Pilotendom, als KiTamarani zu den drei Leichen ging, die vor den Konsolen an der einen Wand lagen. Eklund erkannte sie auf den ersten Blick als Akuhaschi – auf Kerberos, in der Stadt Chiron, war er diesen Wesen einige Male begegnet. Angeblich lebten sie in einer fast symbiotischen Beziehung mit den Kantaki und traten als Mittler zwischen ihnen und allen anderen Völkern auf. Diese drei Akuhaschi waren nicht verwest, sondern wie mumifiziert, was die Gesichter noch faltiger und verschrumpelter aussehen ließ. Die fünfzehn Zentimeter langen vertikalen Augen hatten im Tod ihren Glanz verloren. Einer von ihnen trug einen so genannten Direal, einen mit Dutzenden von Servi, separaten Schnittstellen, Rezeptoren und Analysemodulen ausgestatteten Interface-Anzug, durch den er sich mit den Systemen von Mutter Chrehs Schiff hatte verbinden können.
KiTamarani berührte die drei toten Akuhaschi und wandte sich dann dem Mittelpunkt des Pilotendoms zu, einem Podium, zu dem fünf Stufen emporführten. Dort, in einem besonderen Ruhesessel, lag eine weitere Leiche, die des Piloten, der den Kantaki-Koloss durch den Transraum gesteuert hatte. Die Reste des Wesens sahen aus wie eine große Ansammlung von gelbgrünen Trauben, der die Feuchtigkeit entzogen worden war. Nach einem Kopf hielt Eklund vergeblich Ausschau, und von den Gliedmaßen waren nur einige dünne Stängel übrig geblieben, wie die Zweige eines verkrüppelten Baums.
»Ein Saprophyt«, sagte KiTamarani traurig. »Er musste ebenfalls sterben.«
»Aber warum?«, fragte Eklund und fröstelte plötzlich, obgleich ihm die Kapsel, die seinen Körper umschmiegte, genug Wärme gab.
Raimon und die Konziliantin wechselten einen kurzen Blick.
»Bitte schließt mich nicht aus«, sagte Eklund. »Ich möchte ebenfalls Bescheid wissen und verstehen. War der Omnivor hier? Ist er für dies verantwortlich?«
»Das hätte ich sofort gemerkt«, erwiderte KiTamarani. »Jemand anders war hier. Jemand, der dem Omnivor hilft.«
Die Konziliantin drehte sich zu Eklund um, und aus ihren großen braunen Augen dehnte sich ihm ein Bild entgegen: Raumschiffe, die wie Spindeln aussahen, darin humanoide Geschöpfe mit einer Haut, die aus silbrig glänzenden Schuppen bestand, mit zweigelenkigen Armen und Beinen, mit Händen, die nicht über Finger verfügten, sondern über Tentakelbündel, mit einem Kopf, der wie eine auf der Spitze stehende Pyramide aussah – Temporale.
Das Bild verschwand, und plötzlich flimmerte es vor Eklund; für einen Sekundenbruchteil verschwammen die Konturen der Umgebung.
Feiner schwarzer Staub rieselte von der Decke.
»Eine Falle!«, rief KiTamarani. »Die Spur des Konziliats ist falsch!«
Der schwarze Staub verdichtete sich, wurde zu einer Lanze, die auf die Konziliantin zielte und herabstieß. Raimon wollte seine Gestalt verändern, um die Lanze abzufangen, aber KiTamarani reagierte schneller als er – eine knappe Geste von ihr erweiterte die Kapsel wieder, und das dunkle Etwas zerstob an ihrer dünnen
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