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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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eröffneten das Feuer.
    Das Haus ging in Flammen auf.
    Doch etwas wuchs aus dem Feuer, eine Art Schlauch, wie der dünne, hin und her wandernde Trichter einer Windhose, dunkel und von den Flammen unbeeinträchtigt. Ein glitzernder Punkt löste sich aus ihm, tanzte wie auf der Suche nach etwas hin und her, trieb dann nach oben, wurde schneller …
    Ein Shuttle explodierte.
    Valdorian riss die Tür des Levitatorwagens auf und schob Lidia hinein, nahm dann an den Kontrollen Platz, aktivierte Schutzfelder und Triebwerk, schaltete auf manuelle Steuerung, griff nach den Kontrollen …
    Der Levitatorwagen stieg abrupt auf, und innerhalb von zwei oder drei Sekunden verschwand das brennende Haus im nächtlichen Schneetreiben. Valdorian ließ das Fahrzeug über die nächsten Berggipfel hinwegjagen und ging dann tiefer, sodass die Granitmassen eine natürliche Barriere zwischen dem Levitatorwagen und dem Angreifer bildeten.
    Weit über dem See im anderen Tal explodierte ein zweiter Shuttle.
    Valdorian aktivierte das Kommunikationssystem des Levitatorwagens und justierte es auf eine kodierte Geheimfrequenz des Konsortiums.
    »Cordoban, hier spricht Valdorian. Wir wurden angegriffen. Bereiten Sie einen sicheren Ort vor, für mich und … Lidia.«
     

9
Geträumte Wirklichkeit
     
Ultramarin: Feyindar, 17. Epoche ( ≈ Dezember 569 SN)
     
    Sie hieß Xadelia, was »schönes Fliegen« bedeutete, aber sie war nur ein einziges Mal in ihrem Leben geflogen, als junge Geschlüpfte. Seitdem ruhte sie hier, weit über den Nebeln von Feyindar, und träumte von der Wirklichkeit. Durch das Netz, das sie mit allen anderen Feyn verband, auch mit denen, deren Leben nicht von ihr stammte, nahm sie an allen Aktivitäten teil, und niemand konnte sich eine erfülltere Existenz wünschen. Trotzdem sehnte sich Xadelia manchmal danach, die Schwingen auszubreiten und von den Aufwinden über den letzten heißen Stellen der Heimatwelt erfasst emporzusteigen, dem weiten Himmel entgegen, und dort im Licht der vielen künstlichen Sonnen zu baden. Gelegentlich, in ihren eigenen Träumen, stellte sie sich vor, mit einem Segler verbunden zu sein und Feyindar zu verlassen, um sich den kosmischen Winden anzuvertrauen, wie so viele Feyn, die Abenteuer suchten und danach trachteten, die letzten subtilen Aspekte der Kausalität zu verstehen.
    »Du kannst alle Leben gleichzeitig führen«, sagte einer der Betreuer, der gelegentlich ihre Gedanken erfasste, wenn Xadelia sie projizierte. Sein Name lautete Yrgard, und Xadelia war ihm auf besondere Weise verbunden, denn bei ihrer letzten Fruchtbarkeitsphase hatte sie seinen Samen aufgenommen und trug ihn noch immer in sich, zusammen mit dem von anderen. »Gibt es etwas Schöneres?« Er pfiff leise, eine Anweisung, die den übrigen Betreuern galt. »Es ist jetzt gleich so weit, Vitalin. Wie fühlst du dich?«
    Die Aussicht, bald von der Last in ihrem Inneren befreit zu werden, erfreute Xadelia. »Ich fühle mich schwer, schrecklich schwer.«
    Yrgard erschien in ihrem Blickfeld: klein und zart, die breiten, dünnen Flügel auf dem Rücken zusammengefaltet. In seinen großen Augen glitzerte das Licht der künstlichen Sonnen, das durch Lücken im Hauptfiligran fiel. Seine schmalen Hände berührten sie an der glühenden Wange, eine Geste der Zärtlichkeit. »Über hundert sind es diesmal, und sechs verschiedene Arten.«
    Xadelia spürte sie in sich: über hundert Leben, herangereift in Eiern, die sie mit dem aufgenommenen Samen befruchtet hatte. Der Partussessel, in dem sie ruhte, stieg auf, und die Betreuer, angeführt von Yrgard, schoben ihn zum Rand des zentralen Filigrans. Draußen warteten weitere Helfer. Einige von ihnen schwebten mit ausgebreiteten Flügeln hin und her; andere hielten sich am Filigran fest. Weiter oben unterbrachen die Ernter ihre Arbeit mit der Absicht, der Geburt zuzusehen.
    In Xadelias Unterleib dehnten sich Muskeln, und damit einher ging ein Wohlbehagen, das sie jetzt zum achtundneunzigsten Mal erlebte; sie hätte längst daran gewöhnt sein müssen, genoss es aber mit der gleichen Intensität wie beim ersten Mal. Semitransparente Eier glitten aus ihr heraus und brachen auf, als sie die Öffnung des Filigrans passierten. Kleine Feyn schlüpften und flogen zum ersten Mal in ihrem Leben. Die Vitalin fühlte sie im Netz, hörte ihre mentalen Stimmen und fügte sie der Gemeinschaft hinzu. Die Gedanken und Empfindungen der eigenen Nachkommen vernahm Xadelia mit besonderer Deutlichkeit, und die

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