Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
verließ die Küche, hastete zum Salon, sah auch in die anderen, kleineren Zimmer im Erdgeschoss, blickte dann die Treppe zum ersten Stock hoch.
»Meine Eltern haben sich gerade hingelegt«, sagte Lidia.
Valdorian drehte sich um. Sie stand im Flur, neben der Tür des Salons, aus dem das flackernde Licht des Feuers im Kamin kam, und an den Wänden huschten Schatten hin und her. Einer von ihnen erreichte Lidia und verharrte vor ihr in der Luft, eine dünne schwarze Linie, vertikal und etwa zwei Meter lang. Valdorian bemerkte ein kurzes Flimmern, und die Linie dehnte sich, berührte den Boden …
Olkin!, dachte Valdorian entsetzt. Er hat mich gefunden!
Die Linie wurde ein wenig breiter, und zwei Hände kamen aus ihr, drückten sie weiter auseinander. Eine Gestalt wurde sichtbar, gekleidet in einen schwarzen Kampfanzug, das Gesicht hinter einem dunklen Helmvisier verborgen. Es war ganz offensichtlich nicht der kleine, bucklige Hominide, der ihn zum Gefangenen des Spiels gemacht hatte, aber offenbar ging Gefahr von dem Fremden aus, denn er hob eine Waffe …
Eine ruckartige Bewegung löste den Hefok aus Valdorians Armhalfter und ließ ihn in die Hand rutschten. Ein Strahl gleißte, sprang dem Riss und der Gestalt entgegen, ließ sie zurücktaumeln. Doch die destruktive Energie zerstob an einem Individualschild. Ein Teil von ihr verschwand hinter dem Fremden im Riss, aber einige hochenergetische Funken trafen die Flurwand und schufen dampfende Löcher in ihr.
»Status Omega«, sagte Valdorian und hielt dabei einen kleinen Kom-Servo vor den Mund. »Status Omega.«
Er warf sich an dem schwarzen Riss in der Luft vorbei, feuerte noch einmal auf die Gestalt darin und genoss die herrliche Kraft seines verjüngten Körpers, als er sich auf dem Boden abrollte und sofort wieder aufsprang. Es war eine andere Form von Macht, und sie fühlte sich wundervoll an.
Er ergriff Lidias Hand und riss sie mit sich zur Tür.
»Was ist da unten los?«, ertönte es von oben.
»Haben Sie Ihre Konflikte mitgebracht?«, fragte Lidia erschrocken und zornig. Offenbar glaubte sie, dass es sich um einen auf Valdorian angesetzten Attentäter handelte.
Am Fußende der Treppe trat der Fremde im schwarzen Kampfauszug aus dem Riss und schoss, bevor Valdorian die Tür erreichte. Doch der Strahl bohrte sich ihm nicht in den Rücken, sondern raste so dicht an Lidia vorbei, dass er einen Teil ihres Haars verbrannte.
»Er hat es nicht auf mich abgesehen, sondern auf Sie!«
Valdorian öffnete die Tür mit der linken Hand, während er mit der rechten auf den Fremden zielte und noch einmal abdrückte. Gleichzeitig erschien Roald DiKastro auf dem Treppenabsatz und richtete eine uralte Projektilschleuder auf den Angreifer. Mit einem ohrenbetäubenden Knallen entlud sich die antike Waffe.
Der Strahl aus Valdorians Hefok zerstob erneut an dem Individualschild des Unbekannten, doch die Kugel aus der Projektilschleuder durchschlug seinen Oberschenkel – ganz offensichtlich sah die Konfiguration des Schutzfelds keine Absorption kinetischer Energie vor.
Der Fremde fiel.
Und während er fiel, spuckte seine Waffe heißen Tod.
Ein Strahl kochte über die Treppe, verbrannte Synthomasse, erreichte den Mann mit der Projektilschleuder, verbrannte ihm erst die Beine und, als er fiel, auch Brust und Kopf. Ein zweiter Strahl, kaum mehr als ein flackernder Blitz, tötete Carmellina Diaz, die hinter ihrem Mann gestanden hatte. Ohne einen Laut von sich zu geben, brach sie über der Leiche ihres Mannes zusammen.
Valdorian gab Lidia keine Gelegenheit zu einer Reaktion. Mit einem entschlossenen Ruck zerrte er sie mit sich, hinaus in die dunkle, kalte Nacht, in den heulenden Wind und das Schneetreiben. Er zog sie über die Treppe und hörte, wie sie etwas rief, wie sie schrie. Aber sie war klug genug, sich ihm nicht zu widersetzen – sie wusste, dass im Haus der Tod wartete.
Weiter vorn sah Valdorian den Levitatorwagen, mit dem er gekommen war. Böen hatten verhindert, dass sich Schnee auf ihm sammelte. Hinter dem Wagen drückte er Lidia nach unten und hob den kleinen Kom-Servo.
»Wir haben das Gebäude verlassen. Nehmen Sie es unter Beschuss.«
Licht fiel durch die offene Tür des Hauses. Eine Gestalt stand dort, zur Seite geneigt, um das verletzte Bein zu entlasten. Sie hob die Hand mit der Waffe …
Mehrere Hefok-Strahlen dröhnten vom dunklen Himmel herab und machten die Nacht für einen Sekundenbruchteil zum Tag – die Gefechtsshuttles des Konsortiums
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