Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
umgab Xadelia, doch ihre Augen gewöhnten sich schnell daran und sahen Dinge, die sie nie selbst gesehen hatte, wohl aber aus der visuellen Wahrnehmung anderer Feyn kannte: Sitze, Kontrollen, das Glühen pseudorealer Informationsfenster. Sie befand sich an Bord eines kleines Raumschiffs. Bordsysteme wisperten; ein Triebwerk brummte. Die Vitalin versuchte vergeblich, sich aufzurichten. Ihr Körper war viel zu schwach, weil er den größten Teil seines Lebens in einem Partussessel verbracht hatte.
    Sie stöhnte leise.
    Eine Gestalt löste sich vom Pilotensitz, ein ganzes Stück größer als ein durchschnittlicher Feyn, und viel kräftiger gebaut. Ein weibliches Exemplar der Spezies Mensch, begriff Xadelia.
    »Ich bedauere sehr, dass Sie es so unbequem haben«, sagte die Frau – ein Linguator übersetzte ihre Stimme. Sie strich ihr schwarzes, lockiges Haar zurück, und in ihren großen, grünblauen Augen leuchtete Anteilnahme. »Wir mussten schnell handeln und konnten keine Vorbereitungen treffen.«
    Behutsam half sie der Vitalin auf, geleitete sie zu einer Sitzbank und aktivierte dort ein Kraftfeld, das Xadelia entlastete. Sie sah zu der Menschenfrau auf. »Wer sind Sie?«, fragte sie, leer, ohne das Netz, und schrecklich einsam. »Was bedeutet dies?«, fügte sie hinzu, obwohl sie bereits ahnte, was es bedeutete.
    Die Frau kehrte zum Pilotensitz zurück und wandte sich den Kontrollen zu.
    »Bitte verzeihen Sie mir die Unhöflichkeit, aber wir müssen so schnell wie möglich fort von hier. Vermutlich suchen die Eliminatoren bereits nach ihnen.« Über die Schulter hinweg fügte sie hinzu: »Ich bin Diamant.«
    Wieder veränderte sich etwas, und das kleine Raumschiff fiel in ein Meer aus Farben.
     

10
Fremde eigene Leben
     
Ultramarin: Refugium Corrian, 13. Dezember 569 SN
     
    »Dies ist ein wichtiger Erfolg im Krieg gegen die Temporalen«, sagte General Naifeh.
    »Wir haben den Krieg verloren«, erwiderte Diamant. »Wir versuchen nur noch zu retten, was zu retten ist.«
    »Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.« Naifeh wanderte langsam an der transparenten Wand entlang und tauchte seine Beinwurzeln in eine der extra für ihn geschaffenen Rinnen mit Nährflüssigkeit. Der General stammte aus dem in der Andromeda-Galaxie beheimateten Volk der Kuristi, und wenn Diamant ihn sah, dachte sie immer an einen uralten Olivenbaum, der tausend Jahre lang Wind und Wetter getrotzt hatte. In der Andromeda-Galaxie gab es mehrere intelligente Pflanzenspezies, aber nur die Kuristi hatten Mobilität gewonnen. Durch ihre Einzigartigkeit waren sie vor etwa acht Millionen Jahren an den Rand der Katastrophe geraten, als das Oberhaupt ihres Volkes sieben Sonnenfackeln zünden wollte, um dem ganzen Universum »das Licht der Intelligenz« zu zeigen. Nur das Eingreifen eines Konzilianten und der Kantaki hatte damals einen galaxisweiten Weltenbrand verhindert. Einen Konzilianten könnten wir jetzt gut gebrauchen, dachte Diamant. Am besten gleich das ganze Konziliat. Aber nicht einmal die Kantaki wissen, was aus ihm geworden ist.
    Der General hob einen Armzweig und deutete in den großen Raum jenseits der transparenten Wand. »Ich glaube, die Vitalin erholt sich langsam von ihrem Schock«, tönte es aus seinem Linguator.
    Die von Feyindar gerettete Xadelia ruhte in einer weichen Vorrichtung, einem Partussessel nachempfunden. Ihr Körper wirkte wie aufgedunsen, obgleich sie gerade eine Geburt hinter sich hatte, und unter der an einigen Stellen durchsichtigen Haut zeichneten sich Blutgefäße, Sehnen und atrophiertes Muskelgewebe ab. Die Kleidung der Vitalin bestand aus einem lebenden, symbiotischen Umhang, der ihr half, die Körpertemperatur zu regulieren – das war wichtig für die Bestimmung der Subspezies ihrer Nachkommen. Der Kopf passte nicht zum Rest des Körpers, wirkte zu klein und zu zart. Das verblüffend menschenähnliche Gesicht mit den großen Augen zeigte Eleganz und Anmut. Das galt auch für die drei anderen Feyn, die Xadelia umgaben und ein ganzes Stück kleiner waren als sie. Manchmal breitete einer von ihnen die silbernen Schwingen aus, stieg in der niedrigen Schwerkraft auf und flog an den Filigranen entlang, die wie Ansammlungen von Staubfäden durch den Raum reichten.
    »Drei Ernter und eine Vitalin«, sagte Diamant. »Mehr ist vom Volk der Feyn nicht übrig.«
    »Und die drei Ernter stammen aus einer ganz anderen Zeitlinie. Unsere Kognitoren haben überall gesucht. Es gibt keine anderen Feyn mehr. Aber Xadelia könnte

Weitere Kostenlose Bücher