Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
Aspekten seiner Persönlichkeit nicht gefiel. »Ich habe ein langes Leben hinter mir und weiß, wo ich die falschen Entscheidungen getroffen habe.«
»So lang ist Ihr Leben nun auch wieder nicht. Sie sind jetzt … lassen Sie mich rechnen … fünfundsechzig Standardjahre alt, zwei Jahre älter als ich.« Nach einer kurzen Pause fügte Lidia hinzu: »Wir alle machen Fehler.«
Roald DiKastro kam mit einem Tablett herein, auf dem drei dampfende Gläser standen. »Heißer Wein, darin Scheiben von echten Zitronen und Orangen«, sagte er. »Genau das Richtige bei diesem Wetter.« Er reichte erst Valdorian ein Glas, dann Lidia, und nahm am Kamin Platz. »Auf unser aller Wohl.«
Valdorian roch Alkohol und erinnerte sich daran, wann er zum letzten Mal Alkoholisches getrunken hatte: in der maritimen Höhle mit den Kristallen und der falschen Xurr-Larve, nachdem Lidia es abgelehnt hatte, einem Ehekontrakt mit ihm zuzustimmen. Anschließend war es ihm so schlecht gegangen, dass er geschworen hatte, nie wieder Alkohol anzurühren.
Er setzte das Glas an die Lippen und trank einen kleinen Schluck, allein aus Höflichkeit, was ihn selbst erstaunte, setzte es dann auf dem Tisch ab. Nach seiner anfänglichen abweisenden Haltung versuchte Roald, freundlicher zu sein und den Gast in ein Gespräch zu verwickeln, doch Valdorian beschränkte sich auf einige knappe Antworten, und so fand die Konversation hauptsächlich zwischen Vater und Tochter statt. Er spürte dort eine Ungezwungenheit, die ihn sehr erstaunte angesichts der Distanz, die ihn von seinen eigenen Eltern – insbesondere von seinem Vater – getrennt hatte. Die Szene erschien ihm unwirklich: Hier saß er, in einem einfachen Haus auf Xandor, in der Gesellschaft von Nonkonformisten und einer Frau, die ein Symbol für das darstellte, was in seinem Leben schief gegangen war. Ein sonderbarer Frieden herrschte an diesem Ort, und es schien unmöglich zu sein, dass irgendwo Olkin lauerte, um ihn zurückzuholen ins Spiel, dass die Temporalen den Zeitkrieg gewonnen hatten und die Realität so manipulierten, wie es ihren Wünschen entsprach. Diese von den Wänden des Hauses begrenzte Welt war wundervoll überschaubar, und Valdorian spürte den besonderen Reiz, der davon ausging. Gleichzeitig fühlte er sich beengt und der Kontrolle beraubt, die ihm immer so wichtig gewesen war.
Warum bin ich eigentlich hier?, dachte er, während Lidia und ihr Vater über das Buch sprachen, das Roald schrieb. Was habe ich mir davon erhofft, Lidia wieder zu sehen? Er hatte geglaubt, dass es leicht zu beantwortende Fragen waren, doch das stellte sich jetzt als Irrtum heraus, denn hinter ihnen erstreckte sich eine lange, lange Straße des Lebens, die er nach Lidias Entscheidung, Kantaki-Pilotin zu werden, allein beschritten hatte. Mit plötzlicher Klarheit begriff er, dass seine Chance noch einzigartiger war, als er bisher gedacht hatte. Er konnte auf der Einbahnstraße des Lebens nicht nur zurückkehren und Fehler korrigieren – er hatte die Möglichkeit, sein Leben noch einmal zu leben und diesmal auf der Grundlage seiner Erfahrungen immer die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Valdorian dachte darüber nach, während Lidia und Roald miteinander sprachen, und er setzte seine Überlegungen selbst dann noch fort, als sie in der Küche am einfach gedeckten Tisch Platz genommen hatten und etwas aßen, das außer ihm alle für köstlich hielten. Er rang schwer mit der Übelkeit, entschuldigte sich mit Hinweis auf die Resurrektion, die ihn angeblich geheilt und verjüngt hatte, und behauptete, eine strenge Diät einhalten zu müssen. Er nahm nur einige wenige Bissen von Dingen, die ihm weniger eklig erschienen als andere, und versuchte sie hinunterzuschlucken, ohne zu würgen. Lidias Eltern, auch ihr Vater, waren bestrebt, eine freundliche Atmosphäre zu schaffen, und Valdorian beantwortete mehrere direkte Fragen, hielt sich ansonsten aber zurück.
Das Leben noch einmal leben, dachte er fasziniert, mit dem Wissen, wie das andere Leben verlaufen war. Mit Cordobans Hilfe konnte er den Platz des anderen, greisen Valdorian einnehmen, an die Spitze des hiesigen Konsortiums treten und versuchen, den Einfluss der Blassen zurückzudrängen – das erwartete der Stratege offenbar von ihm. Aber entsprach das auch seinem Wunsch? Er dachte an die extremste Alternative, stellte sich vor, als Lidias – Diamants – Konfident an Bord von Kantaki-Schiffen durch Raum und Zeit zu reisen, außerhalb des Zeitstroms,
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