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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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gewaltigen Keils flackerte durchs All, traf die Kapsel, zerfetzte sie und tötete alle Personen in ihr.
    Allerdings …
    Eklund fühlte, wie er starb, doch einen Moment später – oder gleichzeitig – wurde er wieder geboren. Etwas presste Körper und Geist zusammen, knetete ihn dann so, dass er seine ursprüngliche Form zurückgewann. Kühle schwappte ihm entgegen, und er hieß sie willkommen, denn sein Leib schien zu brennen. Unmittelbar darauf stieß er gegen etwas Hartes, rollte sich ab und fühlte trockenen, kalten Staub. Neben ihm gleißte etwas, dicht über dem Boden, und das Licht spuckte zwei weitere Körper aus: KiTamarani und Raimon. Beide blieben reglos liegen.
    Etwas – vermutlich die Kraft der Konziliantin – hatte sie durch Raum und Zeit versetzt. Wo befanden sie sich jetzt?
    Das Gleißen verschwand, und Düsternis kroch heran, brachte Eklund Erleichterung und Müdigkeit. Er fühlte sich so erschöpft wie nach einem langen Tag als Heiler auf Kerberos, und er schloss die Augen, nur für einige wenige Sekunden, froh darüber, noch am Leben zu sein …
    Als er die Lider irgendwann später wieder hob, begriff er, dass er eingeschlafen war. Kälte fraß sich in seinen Leib, da er nur eine weite Hose und ein lockeres Hemd trug, und er stellte fest, dass Raimon und KiTamarani noch immer dort lagen, wo er sie zuletzt gesehen hatte.
    Es war nicht mehr ganz so dunkel wie bei ihrer Ankunft, als Eklund aufstand und zu Raimon und KiTamarani eilte. Das Geschöpf, das aussah wie eine schöne, braunhaarige Frau, lag halb auf der Seite, und der Körper hatte sich auf sonderbare Weise verändert. Die Konziliantin trug keine Kleidung mehr – vielleicht hatte sie nie welche getragen –, und ihre Haut war silbergrau, kräuselte sich wie Wasser. Eklund berührte sie vorsichtig, hörte ein leises Knistern und fühlte eine Kälte, die ihn veranlasste, die Hand schnell wieder zurückzuziehen. Als er sie vor die Augen hob, sah er Raureif an den Fingerspitzen. Bei einem Menschen hätte Eklund nicht am Tod dieses Wesens gezweifelt, aber er fragte sich, ob KiTamarani überhaupt sterben konnte, im klassischen Sinn.
    Raimon stöhnte leise, und Eklund wandte sich ihm sofort zu, dem Jungen, der jenseits von Kerberos zu einem Mann geworden war.
    Raimon zitterte, fast so heftig wie zuvor KiTamarani in der Kapsel.
    Eklund sah sich um, suchte nach etwas, mit dem er Ramon zudecken konnte, und zu seiner großen Überraschung fand er zwei kleine Behälter, die sich ebenfalls an Bord der Kapsel befunden hatten und deren Inhalt eigentlich für ihn bestimmt gewesen war, den schwachen, empfindlichen Menschen: ein wenig Proviant und synthetisches Gewebe, das jede gewünschte Struktur annehmen konnte. Er nahm eine Gewebepackung, kehrte zu Raimon zurück und versuchte, sich ganz auf eine dicke, warme Decke zu konzentrieren, als er Druck auf die Gewebepackung ausübte. Dabei spürt er etwas Seltsames, das seine Gedanken ablenkte, sie anzog wie ein Magnet Eisen.
    Anstatt der gewünschten Decke erhielt er ein wirres Stoffbündel mit mehreren Knoten und Löchern. Aber wenigstens war es groß genug, um Raimon darin einzuhüllen, und es blieb noch genug übrig, um daraus einen Ballen zu formen, der als Kopfkissen dienen konnte.
    Eine zweite Gewebepackung verwandelte sich in eine Jacke, die zu lang geriet und fast schon die Bezeichnung »Mantel« verdiente – bei dem Versuch, sich zu konzentrieren, tastete erneut etwas nach seinen Gedanken und versuchte, Anspruch auf sie zu erheben. Anschließend machte er sich auf die Suche nach Dingen, die sich dafür eigneten, ein Feuer anzuzünden.
    Nur wenige Sterne leuchteten am dunklen Himmel, und Eklund fragte sich, auf welchem Planeten sie sich befanden, in welcher Galaxis. »Namenlos«, sagte er leise. »So nenne ich dich: Namenlos.« Seine Schritte führten ihn über einen Boden, der aus hartem Felsgestein bestand, und kalter Wind empfing ihn, als er die Mulde verließ, in der ihr Retransfer stattgefunden hatte. Sein leises Zischen war die einzige Stimme weit und breit. Hier und dort lagen Dinge verstreut, und Eklund betrachtete sie im matten Sternenlicht: Sie schienen aus Metall zu bestehen und eigneten sich vermutlich nicht für ein Feuer. Er ging weiter, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und hielt in der Dunkelheit nach Hindernissen Ausschau. In der Nähe eines mehrere Meter hohen Gebildes aus stangenartigen Objekten, das wie eine Kristallstaude aussah, aber aus einer weichen Substanz

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