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Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Kantaki 03 - Der Zeitkrieg

Titel: Kantaki 03 - Der Zeitkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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auf, und Stille kehrte in die grüne Grotte zurück. Diamant glaubte zu beobachten, dass mehr Leuchterscheinungen als zuvor durch den See huschten und schneller aufeinander folgten.
    Im deformen Körper des Kantaki bewegte sich etwas, und ein ledriger Hals streckte sich, brachte einen dreieckigen Kopf mit trüben multiplen Augen nach oben. Kiefer klickten, und diesmal reagierten die Linguatoren.
    »Ich habe gehört und verstehe«, ertönte es. »Tritt vor, Pilotin namens Diamant. Ich weiß, dass Dinge geschehen, dass sich Rätselhaftes häuft, aber du willst etwas gesehen haben, das mir verborgen geblieben ist.«
    Zwei der Großen Fünf rückten beiseite, und Diamant trat durch die Lücke zwischen ihnen zum vorderen Rand der Plattform. Sie hielt den Kopf gesenkt, sah aber, wie eine lange Gliedmaße aus dem Körper des Horchers kam, sich ihr entgegenstreckte und sie ganz sanft am Kopf berührte.
    »Lass mich in deine Seele blicken«, klickte es. »Öffne dich mir so, wie du deinen Geist einem unserer Schiffe öffnest, wenn du es in den Transraum bringst.«
    Diamant kam auch diesmal der Aufforderung nach und gewann für einige Sekunden den Eindruck, sich geistig auszudehnen; alle Gedanken, alle Gefühle und alle Erinnerungen ihres langen Lebens schienen nacheinander aufgereiht. Etwas strich über sie hinweg, verharrte, um genauer hinzusehen, griff mit unsichtbaren Händen nach Fragmenten, betrachtete und prüfte. Und dann fügten sich die Splitter wieder zusammen, und Diamant beobachtete, wie der Horcher zu zittern begann. Fluoreszenzen zuckten wie kleine Blitze über die fünf Körper, Zeichen von Erregung.
    »Du hast gesehen, was du gesehen hast«, klickte der Horcher. »Jedenfalls bist du davon überzeugt. Und wenn du Recht hast, wenn wirklich geschah und geschieht, wovon deine Erinnerungen berichten, so droht eine schreckliche Gefahr. Lass uns im Sakrium nach der Wahrheit suchen, Diamant.«
    Von einem Augenblick zum anderen stand Diamant auf einem Podium im Nichts, umgeben von einem Funkeln und Gleißen, das nicht blendete und von zahllosen kleineren und größeren Kugeln ausging. Sie schwebten hin und her, wie von einem Wind getrieben, der sich nur auf sie auswirkte.
    »Es ist wunderschön, nicht wahr?«
    Diamant sah zur Seite und stellte fest, dass sie nicht allein war an diesem Ort ohne Raum und Zeit, in jenem Teil des Transraums, den die Kantaki für ihre Meditationen nutzten und der Ausblick gewährte ins Plurial. Esmeralda stand neben ihr und hob die Hände, streckte sie den Kugeln entgegen.
    »Jede einzelne Kugel ist ein Universum«, sagte Esmeralda voller Ehrfurcht. »Und wie viele sind es? Millionen? Milliarden? Und jedes Universum ist voller Galaxien, voller Leben …«
    »Nein, nicht alle«, erklang eine andere Stimme, und die beiden Pilotinnen drehten sich um.
    Ein Kantaki stand auf der anderen Seite des Podiums, weder Vater noch Mutter: ein Neutrum, die physische Darstellung der Essenz des Horchers. Das Klicken seiner Kiefer verwandelte sich ohne die Hilfe eines Linguators in verständliche Worte. »Manche Universen sind dunkel und leer, weil die Anfangsbedingungen in ihnen keine Verklumpung von Materie ermöglichten. Dadurch konnten keine Sonnen und Planeten entstehen.«
    »Ganze Universen ohne Leben?«, fragte Esmeralda. »Welche eine Vergeudung.«
    »Aus der Sicht des materiellen Lebens, vielleicht«, erwiderte der Horcher. »Doch selbst in ihnen gibt es Antworten auf die Fragen, die den Geist bewogen, Materie zu werden, um alles zu lernen, was es zu lernen gibt.« Der Kantaki hob den Kopf, und das Fluoreszieren, das bei dieser Bewegung über Körper und Gliedmaßen glitt, war wie eine visuelle Symphonie, Ausdruck vielleicht der Gemütsruhe und des inneren Friedens des Horchers.
    »Stehen Sie wirklich mit ihm in Verbindung?«, fragte Esmeralda. Das Leuchten der vielen Kugeln schien ihr glattes blondes Haar in Silber zu verwandeln. »Hat Er dies alles erschaffen, der Geist der Kantaki-Mythologie?«
    Die Sakrium-Manifestation des Horchers hob die vorderen Gliedmaßen und bewegte sie in komplexen Mustern, als wolle er sich durch Gesten mitteilen. Das Gleißen der Kugeln verblasste, und zwischen ihnen zeigten sich dünne Linien, an denen glühende Punkte entlangkrochen. Diamant wusste, dass das Sakrium vor allem eine Meditationssphäre war, der man eine beliebige Struktur geben konnte – Floyd hatte es ihr damals gezeigt –, aber jetzt fühlte sie, wie etwas in diesem Teil des Transraums in Bewegung

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