Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
vorzustellen, die ein ganzes Universum schufen. So etwas kam der Definition von Gott beziehungsweise Göttern sehr nahe.
Als Xadelia fortfuhr, bekam ihre zirpende Stimme einen anderen Rhythmus, den der Linguator bei der Übersetzung unberücksichtigt ließ. »Die Prävalenten begriffen nicht, dass sie damit gegen den Willen des Geistes handelten, der einst Materie geworden war …«
»Moment mal«, warf Diamant ein. »Die Prävalenten hatten den gleichen Glauben wie die Kantaki? Teilten auch sie die Geschichte des Universums und alles Existierenden in Fünf Kosmische Zeitalter ein?«
»Davon gehen wir aus. Der Urknall des zweiten, von der Dominanz aus erschaffenen Universums war bereits erfolgt, als die Prävalenten – oder der Erhabene, an dieser Stelle gibt die Geschichte keine klare Auskunft – begriffen: Das Ende ihres Universums hätte auch das Ende des Fünften Kosmischen Zeitalters sein und dem Geist, der einst Materie geworden war, Gelegenheit geben sollen, wieder Geist zu werden.«
»Der Kreis hätte sich schließen sollen …«, sagte Diamant leise.
»Ja. Durch die Erschaffung des zweiten Universums blieb der Geist gefangen.« Xadelia bewegte ihre zarten Hände – eine Geste, deren Sinn Diamant verborgen blieb. Aber sie spürte den Kummer der Vitalin, eine Trauer, die nicht nur ihre eigene Situation betraf. »Deshalb schufen die Prävalenten – oder der Erhabene, auch an dieser Stelle herrscht Unklarheit – den Omnivor, eine Kreatur, die Realität frisst. Sie sollte dafür sorgen, dass das zweite Universum nur von kurzer Dauer blieb. Die Kantaki nennen dieses Geschöpf den Abissalen, wie Sie wissen.«
Diesmal nickte Diamant.
»Doch der Omnivor stieß auf eine Entität namens Konziliat, die ihn bekämpfte und zur Splitterung zwang. Er platzte auseinander, um der Vernichtung zu entgehen, und seine Splitter verteilten sich in Raum und Zeit.« Xadelia seufzte erneut, tiefer als zuvor. »Das alles erfuhren die Eternen vom Erhabenen, und er gab ihnen den Auftrag, die Splitter des Omnivors zu finden und ihm die Möglichkeit zu geben, die Realität dieses Universums zu annullieren, um den in Materie gefangenen Geist zu befreien. Und so entstand die Legende vom Finalkonflikt, von der letzten Auseinandersetzung, die das Fünfte Kosmische Zeitalter beendet und den Kreis der Schöpfung schließt. Der Erhabene gab den Eternen die Akida, das erste Brutschiff, das zur Mutter einer großen Zeitflotte wurde.«
Xadelia schwieg, und eine Zeit lang war nur das leise Summen des Transporters zu hören. Die drei kleinen Ernter gaben im Schlaf leise, klackende Geräusche von sich.
Wie können sie schlafen angesichts einer Geschichte von so ungeheurer Bedeutung?, dachte Diamant und erinnerte sich dann daran, dass die Worte, die sie gerade von der Vitalin gehört hatte, zu den Überlieferungen der Feyn gehörten.
»Der Initialkonflikt endete damit, dass unsere Soldaten die Bastion am Zugang des Zeitschachts eroberten«, fügte Xadelia hinzu. »Wir schlossen den Schacht und verbannten Tyragon und die Eternen für immer aus unserem Volk. Wir wussten um die von ihnen ausgehende Gefahr für die Kausalität und mussten unsere Bemühungen als deren Hüter und Bewahrer verstärken. Immer wieder kam es zu Manipulationsversuchen, die wir verhindern und rückgängig machen konnten. Aber die Eternen hielten sich zunächst zurück. Ihren ersten großen Angriff auf uns begannen sie, als aus der Akida und den anderen Brutschiffen eine starke Zeitflotte hervorgegangen war.«
»Damit begann der erste Zeitkrieg«, sagte Diamant.
»Ja. Wir gewannen ihn mithilfe der Kantaki. Aber jetzt …«
»Beim zweiten Zeitkrieg errangen die Eternen den Sieg, die Temporalen, und in der einen Linie objektiver Zeit …«
»Dies ist der Finalkonflikt«, sagte Xadelia. »Und in der einen Linie objektiver Zeit schicken sich der Omnivor und die Eternen an, das Ende des Fünften Kosmischen Zeitalters herbeizuführen.«
Längere Stille folgte diesen Worten, und Diamant versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Sie fühlte sich wie überwältigt von den Dingen, die sie gehört hatte, aber während ihres langen Lebens hatte sie viel Überwältigendes gesehen und gelernt, schnell damit fertig zu werden. Ganz deutlich sah sie Lücken in den beschriebenen Ereignissen, und sie begann, Fragen zu stellen.
»Wenn die Prävalenten nur ein Universum schufen – dieses –, wieso sieht man im Sakrium dann so viele? Die Anzahl der Universen des Plurials lässt sich
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