Kantaki 03 - Der Zeitkrieg
sich in Diamant, als sie sich daran erinnerte, wie gern sie Kantaki-Kolosse durch den Transraum gesteuert hatte, das jeweilige Schiff ein Teil von ihr, und sie ein Teil von ihm. Die Navigation von Zeitschiffen aller Art erforderte nicht die Gabe, nur einen guten Navigationsservo und korrekte temporale Koordinaten. So etwas ließ sie unbefriedigt, und daraus war schnell eine derartige Frustration geworden, dass sie es normalerweise anderen Personen überließ, K-Schiffe durch die Farben zu fliegen, wie auch in diesem Fall.
Das Quartier bestand aus mehreren Räumen, alle mit Gravitations- und Ambientenservi ausgestattet, damit sich die Feyn eine Umgebung schaffen konnten, die ihren physischen Bedürfnissen entsprach. Ein Zimmer war für Diamant vorgesehen. Der Hauptraum befand sich in einem externen Element des K-Schiffes, und durch eine Wand, die sich transparent gestalten ließ, konnte man hinaussehen in ein Wogen, das aus Millionen von eingefangenen Regenbogen zu bestehen schien. Dort ließ Diamant den Partussessel auf den Boden sinken und beobachtete, wie die drei Ernter hin und her schwirrten, vorbei an künstlich geschaffenen Filigranen. Sie betätigten die Kontrollen, und Diamant spürte, wie sie leichter wurde, als die Intensität des lokalen Gravitationsfelds nachließ.
»Wir starten«, tönte Mrlgrrds tiefe Stimme aus dem Lautsprecher eines Kom-Servos.
Das bunte Wogen auf der anderen Seite der durchsichtigen Wand veränderte sich. Das Refugium Corrian geriet in Sicht, und daneben die Kampfgruppe des Generals: sieben Schiffe, jedes von ihnen fast so groß wie das Refugium und geformt wie eine Hand, deren fünf Finger nach vorn wiesen. Aus der Mitte des Handtellers wuchs eine lange Spitze: der Waffendorn.
Es waren ebenfalls K-Schiffe, und Diamant wusste vom Hörensagen, dass es bei den Kantaki durch ihren Bau fast zu einem neuen Konflikt hinsichtlich der Konzepte gekommen wäre. Trotz allem gab es auf Munghar noch immer eine einflussreiche Gruppe, die Gewalt ablehnte. Doch die Großen Fünf hatten entschieden, dass die besonderen Umstände den Einsatz von offensiven Mitteln rechtfertigten. Zum Glück, dachte Diamant, während sie nach draußen sah. Ohne die Technik der Kantaki könnten wir noch viel weniger gegen die Temporalen ausrichten.
Die großen sieben Schiffe umgaben den viel kleineren Transporter wie mit einem schützenden Kokon und beschleunigten. Das Refugium fiel hinter ihnen zurück und verschwand. Blinkende Lichter begannen mit einem sonderbaren Tanz: die Spürhunde der Temporalen. Aber sie kamen nicht nahe genug, um die K-Schiffe zu orten.
»Setzen Sie sich, Diamant«, sagte Xadelia, und ein Sessel wuchs aus dem Boden. Diamant nahm Platz und beobachtete, wie die drei kleinen Ernter sich der Vitalin näherten und an sie schmiegten. Wieder ertönten die knarrenden Laute, und die Lippen der Feyn-Mutter deuteten ein Lächeln an.
»Kennen Sie den Ursprung der Temporalen?«, fragte Xadelia.
»Nein«, sagte Diamant. »Aber ich habe mich oft gefragt, woher sie stammen und was sie antreibt.«
Die Vitalin gurrte, und die drei Ernter – ihre Kinder, drei von vielen, die einzigen, die ihr geblieben waren – drückten sich noch enger an sie.
»Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen, Diamant«, sagte Xadelia. »Ich möchte Ihnen erzählen, wie alles begann. Hören Sie vom Bruch …«
16
Bruch
Ultramarin: Ozean der Zeit, 14. Dezember 569 SN
Jenseits der transparenten Wand wogten tausend und mehr Regenbogen, während der Transporter zum Kastell flog, umgeben von den sieben K-Schiffen, aus denen die Kampfgruppe von General Lukas bestand. Doch Diamants Interesse galt nicht der Eskorte oder den bunten Strömungen des Ozeans der Zeit, sondern der Vitalin im Partussessel, der letzten Feyn, die neues Leben gebären konnte. Während sich die drei kleinen Ernter an sie schmiegten, erzählte sie die Geschichte ihres Volkes und des Bruchs. Xadelias symbiotischer Mantel bewegte sich immer wieder, reagierte damit vielleicht auf die Emotionen der Vitalin.
»Wir waren ein Volk auf dem Boden unserer Welt, tausend Großgenerationen bevor sich Talaha, die Brennende, aufblähte und die inneren Planeten verschlang, bevor wir Feyindar mithilfe der Kantaki in eine neue Umlaufbahn brachten«, zirpte Xadelia, und Diamants Linguator übersetzte. Ein Schatten des Kummers lag auf dem so erstaunlich menschenähnlichen Gesicht der Feyn. »Eine Mutation verwandelte uns in eine polymorphe Spezies, gab uns
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