Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)
dass ich dies für einen Fehler halte, Lanze Karides«, sagte Ithana mit steifer Förmlichkeit. »Sie setzen sich einer unnötigen Gefahr aus. Wenn Ihnen etwas zustößt, kommt es beim Projekt Andromeda zu Verzögerungen.«
»Dies ist eine persönliche Sache, Ithana. Elisa?«
»Ich bringe uns direkt zum Ausgangspunkt des Notrufs, Tako«, sagte der Megatron, als die Akonda durch eine Atmosphäre voller Rauchschwaden und Staub flog.
»Sind Kronn in der Nähe?«
»Ich orte keine entsprechenden energetischen Signaturen, Tako. Vermutlich haben alle Vitäen Potonis zusammen mit den Graken verlassen.«
»Lanze Karides …«, begann Ithana erneut, und ihr Gesicht erschien jetzt völlig blutleer.
»Es ist eine persönliche Sache«, wiederholte Tako, schärfer als vorher. »Sei auf der Hut, Elisa. Gib mir sofort Bescheid, wenn du etwas Ungewöhnliches bemerkst.«
»Ja, Tako.«
Erste Bilder erschienen in den QR-Feldern, zeigten mehrere tausend Meter hohe Tafelberge, deren Gipfel vor Jahrmillionen als Inseln aus einem globalen Ozean geragt hatten. Die Ruinen auf ihnen zeugten von einer alten Zivilisation, die einer Klimakatastrophe zum Opfer gefallen war. Heute gab es auf Potonis keine Meere mehr, nur einige Seen, gespeist von unterirdischen Reservoirs. In vielen Schluchten hatten sich vor Jahrhunderten Menschen und die Angehörigen anderer Völker angesiedelt und bauten wertvolle Rohstoffe ab, die anschließend von automatischen Produktionsanlagen zu Halbfertigwaren verarbeitet wurden. Jene Städte und Industriekomplexe lagen jetzt in Schutt und Asche, während die viel älteren Ruinen auf den Tafelbergen im Vergleich zu ihnen seltsam unversehrt wirkten.
»Wir sind gleich da, Tako.«
»Aktiviere die medizinischen Servi, Elisa. Ich nehme sie mit, um falls nötig sofort helfen zu können.« Tako stand auf. »Sie bleiben hier, Ithana. Ich kehre so schnell wie möglich zurück.«
Er wartete keine Antwort ab, lief durch den langen Korridor der Akonda und spürte dabei erneut eine Kraft, an die er sich während der vergangenen viereinhalb Jahre gewöhnt hatte. Als er die Luftschleuse erreichte, stand dort bereits eine kleine Levitationsplattform bereit, und neben ihr schwebten zwei medizinische Servi, die aus einem metallenen Zentralleib und zahlreichen flexiblen Instrumentenarmen bestanden.
Die Außenluke öffnete sich, und nach Rauch und Tod riechende Luft strömte herein. Tako trat auf die Leviplattform und steuerte sie nach draußen.
»Es hat noch niemand auf meine Kommunikationssignale reagiert«, meldete Elisa. Tako empfing die Stimme jetzt direkt, mit dem in sein Mubek integrierten Kom-Servo. Filter in den Atemwegen hielten Staub und Rauchpartikel von den Lungen fern.
»Versuch weiterhin, einen Kontakt herzustellen, Elisa. Ich sehe das Wrack der Schwert . Empfängst du die Bilder?«, fragte er und meinte damit den Datenstrom, den seine visuellen Sensoren der Akonda schickten.
»Ja, Tako. Auswertung läuft. An diesem Ort scheint ein Moloch seine Wurzeln in den Boden gebohrt zu haben.«
Tako bemerkte die dunklen Öffnungen am Rand einer tiefen, mehrere Kilometer durchmessenden Mulde dort, wo einst Gebäude gestanden hatten: von den Wurzeln des Molochs geschaffene Tunnel, die tief in den Planeten führten. Aber seine Aufmerksamkeit galt vor allem den Resten der Schwert , eines asymmetrischen Schiffes mit pyramidenförmiger Grundstruktur. Es war in mehrere Teile zerbrochen, die zwischen den Trümmern geborstener Stahlkeramik-Gebäude lagen, von denen noch immer Rauch aufstieg, dem dunklen Himmel über den Schluchten und Tafelbergen einer toten Welt entgegen. Eins der Wrackteile wies das Symbol der Legion von Cerbus auf: einen Feuer speienden dreiköpfigen Hund mit Schlangenschweif.
Leichen lagen zwischen den Trümmern, einige von ihnen bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Tako steuerte die Leviplattform über sie hinweg und nahm seine Umgebung in mehreren Spektralbereichen wahr. Er sah komplexe Strahlungsmuster, hervorgerufen von den Waffen der Kronn und den Annihilatoren der Verteidiger, während er durch die vielschichtigen chemischen Strukturen der Luft glitt und auf den Schutz seiner sehr widerstandsfähigen Synthohaut vertraute. Die Temperaturunterschiede präsentierten sich ihm als wildes Durcheinander aus Farben, von einem tiefen Violett bis hin zu einem blutigen Rot – die Stadt auf dem einstigen Meeresgrund bekam dadurch eine surreale Schönheit.
»Ich registriere verdächtige energetische Signaturen
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