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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Takos Gedanken in die Realität zurückkehrten. Er hob die Lider und sah das faltige Gesicht der Tal-Telassi über sich. Die dunklen Augen waren nicht mehr riesig, aber ihr Blick reichte bis in die fernsten Winkel seines Selbst. Vor diesem Blick gab es keine Geheimnisse, und er kannte auch den Grund dafür.
    »Ja, ein Teil von mir ist in Ihnen«, sagte Myra 27 leise. »Das war die einzige Möglichkeit, Sie vor den Graken zu schützen.« Sie wich ein wenig zurück. »Nicht nur Sie haben sich Ihre Mission anders vorgestellt, Keil Karides. Ich ebenfalls. Hoffentlich bleibt mir jetzt noch Kraft genug für den fatalen Traum.«
    Tako sah sich um. Er lag auf einigen Lumpen im Heckbereich des alten Transporters, neben einer Klappe, die Zugang zu den Levitatoraggregaten gewährte. Sie summten nicht mehr.
    Wieder kam Myra seiner Frage zuvor. »Yeni und Bentram haben einen Triebwerksdefekt vorgetäuscht. Sie sind draußen und damit beschäftigt, den angeblichen Schaden zu reparieren. Ein Geeta beobachtet sie dabei. Die übrigen Transporter der Kolonne haben den Weg ohne uns fortgesetzt.«
    »Keine … Kronn?«, brachte Tako hervor. Seine Zunge schien angeschwollen zu sein. Die Nanowurzeln des Kampfanzugs hatten sich so tief wie nie zuvor in seinen Körper gebohrt; gezielte Stimulationen und Nährstoffversorgung tilgten die Schwäche aus ihm.
    »Keine Kronn«, bestätigte Myra. »Vielleicht liegt es daran, dass wir uns hier schon tief im Innern des direkten Einflussgebiets befinden. Dies ist das Revier der Kustoden. Und überhaupt: Welche Gefahr könnte ein mit Schrott für den Recycler gefüllter und von zwei Kontaminierten gesteuerter Levitrans darstellen?«
    Tako spürte fremde Zufriedenheit angesichts komplexer Leistungen. Gefühle? Bei einer Großmeisterin der Tal-Telassi?
    Myras Züge verhärteten sich, und das fremde Etwas in Tako wich ein wenig zurück. Aber es verschwand nicht ganz.
    »Mein vollständiger Rückzug aus Ihnen würde Sie für die Grakengedanken sichtbar machen«, sagte die greise Frau. »Ich habe getan, was die Umstände erforderten. Es ist mir gelungen, Gefahr abzuwenden und die Möglichkeit eines erfolgreichen Abschlusses der Mission aufrechtzuerhalten. Damit verbindet sich Zufriedenheit, ja. Es ist kein Gefühl, das den Fluss stört.«
    Tako hörte noch etwas anderes in den Worten: Sorge, halb verborgen.
    Er setzte sich auf und blickte durch den schmalen Korridor zur Fahrerkabine, in der Rinna und Barto leise miteinander sprachen.
    Dann sah er Myra 27 an und fragte: »Was verbergen Sie, Ehrenwerte?«
    Die Tal-Telassi musterte ihn ernst, und ihre dunklen Augen schienen wieder größer zu werden.
    »Nein«, sagte Tako. »Manipulieren Sie nicht auch noch meine Gedanken. Das wäre zu viel. Ich bin der Keil dieser Mission!«
    Myra schwieg, und ihre Präsenz in Tako bekam etwas … Nachdenkliches.
    »Ich möchte wissen, worum es geht«, drängte Tako. »Worum es wirklich geht.« Als Myra noch immer schwieg, fügte er hinzu: »Sie sprachen von einer einzigartigen Gelegenheit – und von einer ersten solchen Gelegenheit, die ungenutzt verstrich. Was meinten Sie damit?«
    Myra wich noch etwas weiter zurück, wie um auf Distanz zu gehen.
    Das Prasseln des Regens auf dem Dach des Transporters wurde lauter, und jenseits davon erklang ein anderes, dumpferes Geräusch: das Grollen eines Triebwerks.
    Die Tal-Telassi neigte kurz den Kopf zur Seite. »Ein Patrouillenboot der Kronn bei einem Routineflug.« Sie zeigte auf den Chrono-Servo im Ärmel ihres semiorganischen Anzugs. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Wir müssen die Graken während ihrer kurzen Ruhephase erreichen: beim Übergang von der Nacht zum Morgen. Wussten Sie, dass sich die Graken innerhalb weniger Jahre an den jeweiligen planetaren Rhythmus anpassen? Wie lang Tag und Nacht auf den jeweiligen Welten auch sind: Sie ruhen immer in der kurzen Übergangsphase zwischen Nacht und Morgen.«
    »Sie weichen aus«, sagte Tako.
    Myra strich das schulterlange grauweiße Haar zurück, und in ihrem Gebaren kam es zu einer Veränderung. »Es geht nicht um die Brut, die tatsächlich aus sieben jungen Graken besteht. Besser gesagt: Es geht nicht nur um sie. Es geht um einen Schwarm.«
    Tako wartete, ließ die Tal-Telassi dabei nicht aus den Augen. Das Triebwerksgrollen verschwand in der Ferne, wie vom Regen verschluckt.
    »Zu der ersten Gelegenheit, die ungenutzt verstrich, kam es vor fast vierhundert Jahren. Damals entstand der erste Schwarm, und zwar am Ende des

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