Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)
anordneten. Dominik sah sie an und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie die zehn Schülerinnen den Kopf senkten. Er stellte fest, dass sich die Meisterin nicht freiwillig bewegte, sondern bewegt wurde. Das Gerüst war fest mit ihrem Körper verbunden, hatte sich an zahlreichen Stellen in Arme, Beine, Rumpf und auch den Kopf gebohrt. Vermutlich ließ es sich nicht mehr entfernen, ohne dass die Meisterin getötet wurde. Für ein oder zwei Sekunden stellte sich Dominik vor, ein ähnliches Schicksal zu erleiden, doch dann erinnerte er sich an die Gelmr-Muster, die ihn selbst betrafen, und auch den Mann mit der Narbe. Nein, die Zukunft hatte etwas anderes für ihn vorgesehen. Vorausgesetzt, die Entwicklungsmuster mit der höchsten Wahrscheinlichkeit wurden tatsächlich zu Realität. Eine absolute Garantie dafür gab es nicht. In fast jeder Situation konnten Dinge passieren, die dem Lauf der Ereignisse eine neue Richtung gaben.
»Krorkrras Autoritätszone befindet sich direkt voraus«, grollte der Kronn an den Navigationskontrollen, und Dominik wusste, dass damit das Epizentrum eines Graken gemeint war. Er begriff auch, dass er im direkten Einflussbereich eines Graken in Gefahr geraten wäre. Was auch immer ihm Gelmr gezeigt hatte: Es musste jetzt geschehen, denn sonst war es zu spät.
Die Knochen des Kronn an den Kontrollen ordneten sich neu an, als Anzeigen aufblitzten. Ein dreidimensionales Bild entstand an der dunklen Wand, wie ein Fenster, das Blick nach draußen gewährte, und Dominik sah mehrere in Kampfanzüge gekleidete Gestalten – einige von ihnen trugen die Insignien der Ehernen Garde von Millennia. Sie hoben Waffen …
Es donnerte, und der Transporter kippte abrupt zur Seite, begleitet von einem Schrillen, das wie ein Schrei klang. Eine unsichtbare Hand schien die Meisterin im Zugang des Gefangenenabteils zu packen und schleuderte sie an die Wand. Der Kronn umgab sich sofort mit einem Schutzfeld, prallte von der Wand ab und schickte Energie in seine Waffenbeutel.
Mehrere rote Annihilatorstrahlen zuckten durch ein Loch in der Außenhülle, trafen das Schutzfeld des Knochenwesens an einer Stelle und ließen es zusammenbrechen. Der Kronn platzte auseinander, und es klang nach berstendem Ultrastahl. Gardisten sprangen an Bord, und der erste von ihnen hatte plötzlich ein faustgroßes Loch in der Brust, als ihn ein Blitz aus der Waffe des Chtai traf. Eine halbe Sekunde später verwandelte sich das Kristallwesen in eine Splitterwolke, und das Gerät, das es in der Hand gehalten hatte, explodierte mit einem dumpfen Krachen.
Tako Karides stieß sich von der Wand ab, erreichte den Geeta und rammte den rechten Arm bis fast zur Schulter in die Blase. Seine Absicht schien darin zu bestehen, den Geeta zu packen und herauszuzerren, aber es kam zu einer Implosion, die das quecksilberartige Geschöpf auseinander riss. Übrig blieben brodelnde silbrige Lachen am Boden des Transporters.
Der zweite Kronn richtete seine Waffen auf Tako und eine der Gestalten, deren Kampfanzug keine Insignien der Ehernen Garde aufwies. Dominik hatte das Fesselfeld mit Iremia abgestreift, und ein mentaler Befehl in Fomion brachte ihn direkt vor den Kronn. Mit Crama griff er durch das Schutzfeld, packte die Knochen und zerrte sie auseinander. Der Kronn starb, bevor er von seinen Waffen Gebrauch machen konnte.
Dominik drehte sich um.
Die Gestalt ohne Insignien, ihr Gesicht hinter einem Datenvisier verborgen, trat zu der Meisterin im Gerüst, richtete einen Annihilator auf sie und sagte: »Es tut mir Leid, Neija. Es gibt keine Rettung für Sie. Dies beendet Ihren Schmerz.«
Sie drückte ab.
Dominik fühlte den Tod der Meisterin als kurzen, stechenden Schmerz, und mit ihm hörte das Zupfen an seinen Gedanken auf.
Die insignienlose Gestalt trat auf ihn zu und schob das Datenvisier beiseite. Zum Vorschein kam das blasse Gesicht einer Tal-Telassi mit grünblauen Augen.
»Wir bringen euch in Sicherheit«, sagte Katyma 9.
27. Tako Karides: Alte Gräber
28. Februar 1124 ÄdeF
»Die Graken haben damit begonnen, Millennias Daten in großem Maßstab auszuwerten«, sagte Katyma. »Wir bereiten die Vernichtung aller Archive vor.«
Mehrere Levitatorplattformen summten durch einen langen, dunklen Tunnel, der so steil in die Tiefe führte, dass er zu Fuß nicht begehbar gewesen wäre. Soldaten der Ehernen Garde blickten mithilfe ihrer Datenvisiere in die Finsternis und hielten ihre Waffen bereit.
»Das ist schrecklich«, erwiderte
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