Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
lokalen Ressourcen sind ohnehin sehr knapp.«
»Und aus dem Kernbereich kommen keine Hilfslieferungen mehr.«
»Nein.«
»Niemand hilft«, murmelte Rupert.
Dominique sah zur Seite und stellte fest, dass sein Blick wieder ins Leere ging. Sie berührte ihn kurz am Arm. »Wir helfen uns selbst.«
Mithilfe der Kursdaten ließ sich das Ziel ermitteln: ein Transportschiff hoch über Aquaria. Der Anflug dauerte eine knappe Stunde, und Dominique nutzte die Zeit, um der planetaren und interplanetaren Kommunikation zu lauschen. Wahre Dramen spielten sich im All ab, denn es gab nicht genug Helfer, und manchmal trafen sie zu spät bei einem Wrack ein. Dominique hörte die Stimmen von Sterbenden, voller Schmerz. Vom Planeten kamen Berichte über künstliche Inseln, auf denen es keinen Platz mehr gab, über Lebensmittelrationierung, überfüllte Auffanglager und zunehmende Probleme bei der Energieversorgung. Dominique erfuhr, dass Aquaria nicht nur Überlebende aus den Schiffen aufnahm, die dem Riff der Graken zum Opfer gefallen waren. Es trafen auch interstellare Transporter mit Flüchtlingen von anderen Welten ein, die von den Graken angegriffen wurden oder auf denen es zu einem ökonomischen Zusammenbruch gekommen war.
»Wie sollen wir unter solchen Umständen ein Schiff finden, das nach Millennia fliegt?«, murmelte Dominique.
Sie blickte zur Seite und beobachtete, dass Rupert blasser geworden war. Seine Lippen bebten, und für einige wenige Sekunden befürchtete Dominique, dass sich zerstörerische Kraft in ihm sammelte. Aber als sie in Delm sein Selbst berührte, um ihn zu beruhigen, begriff sie: Er litt an Entzugserscheinungen. Seit Tagen hatte er kein Entratol mehr erhalten.
»Als ob wir nicht schon genug Problem hätten«, sagte sie leise und blickte in ein pseudoreales Feld, das ihr den Transporter zeigte, der sie und Rupert aufnehmen sollte: ein rechteckiger, klobiger Klotz im All, nur mit einem gewöhnlichen Triebwerk ausgestattet, ein Gefangener dieses Sonnensystems. Der Schlepper brachte sie längsseits, und ein Andockstutzen aus Synthomasse streckte sich der Hauptschleuse der Hito entgegen.
Dominique stand auf. »Komm, Rupert. Wir verlassen das Schiff.«
Er folgte ihr durch den Korridor der Hito , stumm, den Blick noch immer nach innen gerichtet. Als Dominique die Luftschleuse betrat, erneuerte sie ihren schon einmal getroffenen Beschluss, Rupert zu verlassen. Sie sagte sich, dass er eine Belastung für sie darstellte, sogar eine Gefahr. Ohne ihn konnte sie sich ganz darauf konzentrieren, auf Aquaria ein interstellares Schiff zu finden. Wenn sie mit der Kraft des Tal-Telas Einfluss auf die Crew nahm, so stand einem Flug nach Millennia nichts mehr im Weg. Ja, ohne Rupert war zweifellos alles einfacher für sie.
Als sich das Außenschott öffnete, gewannen die Muster in Gelmr plötzlich klarere Konturen. Aber Dominique war abgelenkt gewesen, zu sehr auf ihre eigene Situation konzentriert, und deshalb reagierte sie nicht rechtzeitig.
Zwei Männer traten ihr entgegen, in Overalls des Hilfspersonals gekleidet. Eine uniformierte Frau begleitete sie, eine Offizierin der planetaren Verteidigung von Aquaria, und als sie die violetten Male an Dominiques Händen bemerkte, riss sie den Variator aus ihrem Gürtelhalfter.
»Eine Tal-Telassi«, sagte sie und schoss.
Interludium 19
13. April 1147 ÄdeF
»Was haben Sie mit mir vor?«, fragte Gunter, als man ihn in einen Raum führte, der wie ein Laboratorium eingerichtet war.
Die beiden Soldaten, die ihm eine energetische Fessel angelegt hatten, überhörten die Frage ebenso wie Patric. Gunter wurde zu einem Sessel geführt, dessen Anschlüsse ihn an eine Hibernationsliege erinnerten.
»Nehmen Sie Platz«, sagte Patric.
Gunter kam der Aufforderung nach und musterte dabei seinen einstigen Kollegen, dessen Gesichtsausdruck ebenso neutral blieb wie sein eigener. Sie waren beide Lobotome, ohne den Ballast von Gefühlen. Aber das änderte nichts daran, dass Gedanken zu einer schweren Bürde werden konnten.
»Ich habe nur an das Wohl der Allianzen gedacht«, sagte Gunter, als die Soldaten damit begannen, Anschlüsse herzustellen. Etwas berührte ihn am Nacken.
»Sie haben den Hegemon verraten«, erwiderte Patric und trat so vor den nach hinten geneigten Sessel, damit Gunter ihn sehen konnte. »Sie können froh sein, dass Sie noch leben.«
»Froh, Patric?« Gunter vollführte eine Geste, die dem Raum galt. »Was hat dies zu bedeuten?«
»Sie verfügen
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