Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
über sicherheitskritische Informationen.«
»Oh, ich verstehe. Eine selektive Löschung des Gedächtnisses. Und anschließend Deportation, nehme ich an. Zusammen mit all den anderen, die von der AIV verhaftet wurden.«
»Nein, keine selektive Löschung.« Patric nickte den Soldaten zu, und Gunter spürte, wie sich sein Blickfeld einengte. »Ihr Gedächtnis wird komplett gelöscht. Sie hören hier und jetzt auf, Gunter zu sein.«
Es wurde schwarz vor Gunters Augen.
Zwei Stunden später erwachte Broderick Gann.
20. Kontaminationen
14. April 1147 ÄdeF
»Ich kann Ihren Anweisungen nicht nachkommen, Hegemon«, sagte Lanze Darabat, Kommandant der Orbitalstation über Corhona, dem dritten Planeten des Krinna-Systems. »Das Oberkommando der Streitkräfte hat Sie für abgesetzt erklärt.«
Tubond musterte den Mann im pseudorealen Darstellungsfeld des Kom-Servos, sah in den braunen Augen Kompetenz, aber auch Unsicherheit.
»Es hat ein Staatsstreich stattgefunden, Lanze Darabat. Wollen Sie sich auf die Seite der Putschisten stellen?«
»Ich bin Soldat«, sagte der Mann und straffte die Schultern. Seine Uniform saß fast so perfekt wie die von Keil Thorman. »Ich befolge meine Einsatzbefehle. Und mir sind neue Order übermittelt worden.«
»Die ich hiermit außer Kraft setze. Ich bin der rechtmäßige Hegemon des Oberkommandos der alliierten Streitkräfte. Das Koordinierende Triumvirat besteht aus Marionetten der Tal-Telassi. Deaktivieren Sie die Schirmfelder und geben Sie uns die gewünschten Informationen.«
Lanze Darabat zögerte.
Tubond sah in ein anderes Projektionsfeld, das ihm die aus mehreren silbergrauen Zylindern bestehende Orbitalstation zeigte. Unter ihr zogen die braungrauen Landmassen eines Planeten dahin, auf dem ein Krieg herrschte, den die Bewohner für groß und grausam hielten. Die Corhoni ahnten nichts von dem viel größeren und grausameren Krieg, der in der Galaxis stattfand.
»Ihre Station gehört zum Xamor-Typ, Subklasse Neunzehn«, sagte Tubond und erlebte einen der seltener werdenden Momente klarer Erinnerung. In den vergangenen Jahren hatte er sich zu sehr auf die Mneme und die beiden Enzelore verlassen, dadurch sein eigenes Gedächtnis vernachlässigt. »Ich bin mit den technischen Spezifikationen vertraut. Selbst mit maximaler Energie sind Ihre Schirme nicht den Waffen unserer beiden Schiffe gewachsen. Ich gebe Ihnen zehn Sekunden, Keil Darabat. Wenn Sie sich dann noch immer weigern, sich meiner Befehlsgewalt zu fügen, lasse ich das Feuer auf die Orbitalstation eröffnen.«
Tubond gab dem im Sessel des Kommandanten sitzenden Keil Haigen ein Zeichen. Der bärtige, drahtige Mann nickte und berührte Schaltflächen, woraufhin der vorbereitete Countdown begann.
»Zehn …«, ertönte es im Hintergrund. »Neun …«
»Schiffe der Tal-Telassi sind hierher unterwegs«, stieß Keil Darabat hervor und wurde immer nervöser. »Sie treffen in wenigen Stunden ein.«
Die Tal-Telassi haben herausgefunden, wo sich das Zentrum des Brainstormer-Projekts befindet , fuhr es Tubond durch den Sinn. Früher oder später musste das geschehen. Es bedeutete, dass ihnen nur wenig Zeit blieb.
»… fünf … vier …«
»Waffensysteme vorbereiten«, sagte Halgen, Kommandant der Rondor .
»Annihilatoren und Antimaterieraketen bereit.«
»… zwei … eins …«
Ein vages Glühen, das die Orbitalstation wie eine Wolke umgab, verschwand plötzlich. Im PR-Feld des Kom-Servos seufzte Keil Darabat. »Ich erwarte Ihre Anweisungen, Hegemon.«
»Sie haben sie bereits erhalten, Keil«, sagte Tubond sofort.
»Geben Sie uns die Koordinaten der Station und die Kommunikationsfrequenzen.« Bestimmt hatten die Mneme des anderen Bionenanzugs oder seine Enzelore diese Informationen enthalten, aber sie waren durch die Atrophie verloren gegangen. Und die wichtigsten Transverbindungen waren noch immer unterbrochen, wodurch Tubond keinen Zugriff auf die militärischen Datenbanken hatte. Die schlichte Wahrheit lautete: Er wusste nicht, wo auf Corhona sich die Brainstormer-Station befand.
Eine etwa sechzig Standardjahre alte, unscheinbare Frau trat an Darabats Seite. Sie trug ebenfalls eine Uniform, aber die des wissenschaftlichen Korps. »Ich bin Soziologin Elva Lundgran, Leiterin der hiesigen Forschungsabteilung«, stellte sie sich vor. »Ich rate Ihnen dringend davon ab, zu der militärischen Beobachtungsstation zu fliegen, Hegemon. Die Kampfhandlungen in der Antara-Region haben sich im Verlauf der
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