Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
eine sterile Wüste verwandelt hatte, und steuerte den Moloch an den großen Orbitalstationen vorbei. Dort waren die Konstrukte entstanden, die es ermöglicht hatten, neue Tunnel zu schaffen, deren Öffnungen sich nicht mehr in Sonnenkoronen befinden mussten. Die dortigen Amarisken arbeiteten an weiteren Sonnenzapfern, denn die neuen Tunnel brauchten Energie: Sie mussten stabilisiert und erweitert werden, damit sich weitere von den Amarisken bewohnte Sonnensysteme erreichen ließen.
    Beim Gedanken daran regte sich neuer Appetit in Mrarmrir, und er dehnte seine Traumsphäre, um die Arbeiter in den Orbitalstationen zu berühren. Doch dort, wo sich sein Auge befand, tief im Innern des Molochs, hatten sich die drei Primären Katalyter seines Kreises eingefunden, und ihr Einfluss lenkte die Traumsphäre sanft von den Orbitalstationen fort.
    »Wir brauchen die Arbeiter noch«, sagte Karon, Erster der Primären Katalyter. Mrarmrir sah ihn, als er das Auge öffnete. Der Chtai stand direkt vor ihm, die dünnen Linien in seinen Kristallen so schwarz wie die Wände des Graken-Mantels. »Ich bitte Ihn um ein wenig Geduld. Die Rückkehr der anderen bedeutet, dass bald wieder genug Amarisk zur Verfügung steht.«
    Mrarmrir war bereits alt und groß genug, um zu wissen, dass Karon, wie auch die anderen Primären Katalyter und der Rest des Kreises, ebenso zu seinem Selbst gehörten wie der Leib, der seinem Ich eine physische Grundlage gab. Aber manchmal stellte er sich ihn gern als jemand anderen vor, der unabhängig von ihm existierte. Die komplexen Eigenschaften des Grakenkollektivs mit allen seinen gegenseitigen Abhängigkeiten hatten sich ihm noch nicht in allen Einzelheiten offenbart. Mrarmrir versuchte auch gar nicht, sie zu verstehen. Es dauerte noch einige Phasen, bis seine intellektuelle Kapazität das notwendige Ausmaß erreicht haben würde.
    »Meine Brutbrüder sind erfolgreich gewesen, ich spüre es«, sagte Mrarmrir. »Sie haben die Amarisken erreicht.« Er ließ die Orbitalstationen und den Planeten hinter sich zurück, flog, von den Schiffen seiner Vitäen begleitet, den Rückkehrern entgegen. Sie kamen von oberhalb der Ekliptik, mit mehreren zylinderförmigen Konstrukten in ihrem Schwerkraftsog. Und sie waren gewachsen , schneller als er.
    Das allein bot Hinweis genug: Sie hatten am Ziel reichlich Amarisk gefunden.
    Aus Mrarmrirs Appetit wurde Hunger.
    Weitere Vitäen gesellten sich den Primären Katalytern vor ihm hinzu, fast genug für einen kleinen Kreis, und eine beruhigende Wirkung ging von ihnen aus. Über der Bahn des ersten Planeten verharrte er und ließ seine Flotte zur Begrüßung ausschwärmen. Die Vitäen seiner Brutbrüder teilten den Schwerkraftsog und brachten vier der fünf Konstrukte zu den Orbitalstationen der Welt, die Mrarmrir verlassen hatte. Das fünfte hielt, von mehreren Kronn-Schiffen begleitet, auf ihn zu und wurde langsamer. Mrarmrir fragte sich, was das zu bedeuten hatte.
    »Du hast lange genug warten müssen«, erklang die gemeinsame Stimme der Brutbrüder. Die Moloche kamen heran, größer als der Mrarmrirs, obgleich sie zur gleichen Zeit zum Brutflug aufgebrochen waren. Dicht vor Mrarmrir verharrten sie, ebenso wie das fünfte Konstrukt, das seine Schutzblase öffnete und die Kollektoren ausfuhr, um die Energien eines Sonnenzapfers aufzunehmen. »Diesmal kannst du dich auf den Weg machen.«
    Aufregung erfasste Mrarmrir und damit auch die Katalyter, dehnte sich von ihnen bis zu den Vitäen seines Kreises aus.
    »Wir hatten Kontakt mit dem Großkreis, und in seinem Auftrag sollst du zu einer wichtigen Mission aufbrechen. Dies ist deine Aufgabe.«
    Bilder strömten Mrarmrir entgegen, keine vitalen, sondern solche, für deren Betrachtung und Verstehen etwas Kraft erforderlich war. Aber das machte nichts, denn Mrarmrir begriff, dass er bald seinen großen Appetit stillen konnte.
    Die Gemeinschaft der Graken schickte ihn zu den Amarisken.

 
3. Mörder
     
    3. März 1147 ÄdeF
     
    »Seit drei Tagen starrt er an die Wand«, sagte Dorim Allbur. »Ich habe mehrmals medizinische Drohnen zu ihm geschickt, um ihn zu bewegen, aber er nahm immer wieder diese Position ein.«
    »Die erste Drohne hat er zerstört, nicht wahr?«
    Der Blick des Psychomechanikers richtete sich kurz auf die Pilotin der Horas , bevor er zu den QR-Feldern des Beobachtungsraums zurückkehrte. Eins von ihnen zeigte einen etwa dreißig Standardjahre alten Mann, der in einem schlicht eingerichteten Raum saß und an die nahe

Weitere Kostenlose Bücher