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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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werden. Als er kurz darauf wieder sehen konnte, hatte sich die Umgebung verändert. Er lag nicht mehr im Kommunikationsraum der Rondor , sondern auf der anderen Seite der monotransparenten Wand, im Zimmer der Tal-Telassi.
    Sein Gehirn stand in Flammen.
    Alles brannte, ohne zu verbrennen, und das war vielleicht das Schlimmste: die Gewissheit, dass es nicht gleich vorbei sein würde, dass es weiterging, obgleich es kaum zu ertragen war.
    Die Tal-Telassi hatten ihn in ihren Raum geholt, mit einer Teleportation durch das entropische Gefälle, was eigentlich unmöglich sein sollte! Tubond kämpfte sich hoch, schwankte und sah durch das Flirren mentaler Hitze zwei weitere Leichen. Dalia und Eirene lagen neben Tolosa, die Gesichter verzerrt und geplatzt. Ihr Blut war über den Boden und an die Wände gespritzt; es klebte an Tubonds Bionenanzug, der sich von ihm zu lösen begann. Atrophierte Gewebeteile verschrumpelten wie trocknende Früchte, und ihre Nanowurzeln starben ab.
    Schwäche dehnte sich in Tubond aus. Seine Gedanken loderten ein letztes Mal, als fachten geistige Böen das Feuer an, und …
    … Tubond erwachte in der Hoffnung, nur geträumt zu haben, aber ein Blick in Medikerin Sintyas Gesicht über ihm wies darauf hin, dass die schmerzlichen Erinnerungen in der Realität wurzelten. Die Züge der Lobotomen blieben schlaff wie immer, doch in ihren Augen sah er etwas, das ihn zutiefst beunruhigte: Sie sah ihn wie jemanden, den sie nicht kannte, wie eine fremde Person.
    Die Geräusche waren zurückgekehrt – Tubond hörte das Brummen der Krümmer. Und die Umgebung hatte sich erneut geändert. Er lag auf einer weichen, warmen Unterlage, sah tronische Komponenten und medizinische Servi. Dies war nicht das Zimmer mit den Tal-Telassi, sondern einer der vier Hibernationsräume der Rondor . Leise Stimmen erklangen in der Nähe, von Besatzungsmitgliedern, die sich hastig auf den Sprungschlaf vorbereiteten.
    »Ich kann Sie jetzt nicht behandeln, Hegemon«, sagte die Medikerin und verband ihn mit den Kontroll- und Überwachungssystemen der Hibernationsliege. »Wir haben die Transferschneise fast erreicht.«
    Das Feuer kehrte zurück, brannte erneut zwischen Tubonds Schläfen. Er verzog das Gesicht.
    »Was ist … mit dem Angriff der Tal-Telassi?«, fragte er und hörte, wie sich das Brummen der Krümmer veränderte – sie nahmen Energie für den Sprung auf.
    »Es hat kein Angriff stattgefunden«, sagte Sintya und sah ernst auf ihn herab. »Sie haben einen Anfall erlitten und die Kontrollen für die Implantate betätigt, bevor ich Sie erreichen konnte. Die drei Tal-Telassi starben.«
    Gestalten bewegten sich in der Nähe, aber Tubond achtete nicht darauf, sah zur Medikerin empor und hielt ihren Blick fest. »Und was hat mich auf die andere Seite der Wand gebracht?«
    »Wie bitte?«
    »Ich bin im anderen Zimmer zu mir gekommen, neben den toten Tal-Telassi. Mein Kopf … brannte.« So wie jetzt. Die Flammen kehrten zurück …
    »Sie haben den Kommunikationsraum nicht verlassen, Hegemon. Ich weiß nicht, was Sie erlebt zu haben glauben, aber es hat gewiss keine Teleportation auf die andere Seite des entropischen Gefälles stattgefunden.«
    Ein zweites Gesicht erschien über Tubond, bärtig und schmal: Keil Haigen, Kommandant der Rondor .
    »Geht es Ihnen besser, Hegemon?«, fragte er ohne echte Anteilnahme.
    »Nein, es geht ihm nicht besser«, sagte Sintya. »Ich leite jetzt Ihre Hibernation ein, Hegemon.«
    »Einen Augenblick«, brachte Tubond hervor. »Nehmen Sie noch nicht Kurs auf Millennia, Keil.« Er versuchte, nicht daran zu denken, was mit ihm geschehen war und was dies für ihn bedeutete. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Erfordernisse der allgemeinen Lage. »Wir machen einen kleinen Umweg.«
    »Wohin, Hegemon?«, fragte Keil Haigen.
    »Nach Andabar. Nehmen Sie Kurs auf das Hyperion-System.« Im Hintergrund erklangen akustische Warnsignale, und Tubond sprach schneller. »Wir haben die Brainstormer für den Kampf gegen die Tal-Telassi, aber mit zwei Schiffen allein können wir bei Millennia kaum etwas ausrichten. Wir brauchen eine Flotte. Wir brauchen Waffen. Bergon, Erster Waffenherr von Andabar, ist mir einen Gefallen schuldig.«
    »Auf Andabar kam es zu einem Feuersturm«, sagte der Kommandant der Rondor skeptisch.
    »Eine Demonstration der Macht.« Das Sprechen fiel Tubond immer schwerer. Er sehnte sich nach der schmerzlosen Ruhe der Hibernation. »Später verschwanden der Graken und die Vitäen wieder.

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