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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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identifiziert? Oder wartete er auf ein Lebenszeichen von ihr?
    Nach einigen weiteren Sekunden begriff Zara, dass ihr Gehirn offenbar noch nicht richtig funktionierte. Die Erschöpfung, die ihr während der vergangenen Tage jedes Zeitgefühl genommen hatte, ließ sie Zusammenhänge nicht mehr richtig erkennen. Ein voll funktionstüchtiger Späher der Kronn hätte sie längst als Ziel identifiziert.
    Zara holte in Crama aus und schmetterte eine telekinetische Faust auf das kleine Gerät hinab. Es zerbarst sofort.
    Und es geschah nichts.
    Zara stand auf, horchte mit den Ohren des Körpers und des Geistes. Als alles still blieb, trat sie durch die Tür des kleinen Zimmers in einen viel größeren Raum, der zum Hauptbereich des großen Bergwerks tief unter der Hauptstadt von Eraklia gehörte. Auch hier brannten Notlampen; beim Ausfall der allgemeinen Energieversorgung hatten sie sich automatisch eingeschaltet. Die Projektoren für pseudo- und quasireale Projektionsfelder funktionierten natürlich nicht, ebenso wenig die Geräte zur Herstellung synthetischer Lebensmittel. Das bedauerte Zara sehr. Sie hatte nur einige Packungen mit militärischen Trockenrationen und einen Behälter mit Wasser gefunden. Nicht nur ihr Körper brauchte Nahrung, sondern auch der Bionenanzug.
    Als Zara langsam an Magnetschienen, Panoramawagen und toten Projektoren vorbeiging, ließ ihr Argwohn langsam nach, zumal die Muster in Gelmr keine unmittelbare Gefahr zeigten. Einmal mehr fragte sie sich, wie viel Zeit verstrichen war. Bestimmt einige Tage. Sie blieb neben einem der Panoramawagen stehen und betrachtete ihr Spiegelbild in einem dunklen Fenster. Sie erinnerte sich nur vage daran, dass der Wagen, dessen Bremsen Keil Lordan gelöst hatte, wegen der hohen Geschwindigkeit bei der Einfahrt in den Hauptbereich der Mine aus den Schienen gesprungen und gegen die Wand geprallt war – der Spiegel des dunklen Fensters zeigte ihr die Trümmer am Ende der Halle. Zu jenem Zeitpunkt war sie so erschöpft gewesen, dass sie den Wagen nicht mehr hatte anhalten können. Trotzdem: Ein Teil von ihr, vielleicht der Überlebensinstinkt, musste die Kraft des Tal-Telas unwillkürlich genutzt haben, denn sie war mit nur einigen leichten Verletzungen davongekommen. Eine Teleportation? Möglicherweise. Auf welche Weise auch immer sie sich in Sicherheit gebracht hatte: Sie war wie ausgebrannt gewesen und hatte die vergangenen Tage fast nur mit Schlafen verbracht. Jetzt fühlte sie sich zum ersten Mal zu einem größeren Streifzug durch den Hauptbereich imstande.
    Der Bionenanzug, so sah sie im Spiegelbild, war an mehreren Stellen aufgerissen und nicht wieder zugewachsen. Um sich selbst zu regenerieren, hätte er dem Körper, den er schützen und dessen Leistungsfähigkeit er erhöhen sollte, Nährstoffe entnehmen müssen, aber dazu war Zara zu schwach gewesen. Das schmale Gesicht, umrahmt von zerzaustem rotbraunem Haar, wirkte noch schmaler – sie schien in den letzten beiden Wochen um viele Jahre gealtert zu sein. Unter der schiefen, gebrochenen Nase bildete geronnenes Blut eine dunkle Kruste.
    Millennia. Auch deshalb musste sie zurück: für eine Totalregenerierung. Vielleicht war sogar die Selbstübertragung auf einen neuen Klon erforderlich.
    Zara wandte sich vom Panoramawagen ab, ging an den Gleisen entlang und hielt Ausschau nach Generatorenräumen und Aufzügen. Erstaunlicherweise lagen hier unten in den Räumen und Sälen überhaupt keine Leichen. Vermutlich waren alle Besucher und Bediensteten nach oben zurückgekehrt, als Feuerstürme über Eraklia hinweggezogen und die Graken gekommen waren. Eine leere, saubere unterirdische Welt erstreckte sich um Zara herum, erhellt von gelbem Licht, aber auch voller Schatten.
    Nach zwanzig Metern stieß Zara auf einen weiteren Späher der Kronn, ebenso beschaffen wie der erste, etwa fünf Zentimeter groß und aus braunschwarzem Metall. Sie erstarrte kurz, gelangte dann aber zu dem Schluss, dass dieser Sensor ebenso wenig funktionierte wie der erste. Was bedeutete das?
    Gelmr gab keine Antwort, was vielleicht daran lag, dass Zara noch immer erschöpft war. Inzwischen konnte sie wenigstens wieder einigermaßen klar denken und hatte nicht das Gefühl, stundenlang zu schlafen, wenn sie die Augen schloss.
    Langsam ging sie weiter, vorbei an den stillen Verwaltungsgebäuden aus einfacher, aber widerstandsfähiger Synthomasse. Zara fühlte die Nähe des Tal-Telas, und sie wusste, dass sie nur die geistigen Hände ausstrecken

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