Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
mangelte es gewiss nicht, und Raven und die anderen Brainstormer würden auch für den notwendigen guten Willen sorgen. Die Drohung mit dem Planetenfresser lenkte Bergon ab. Tubond hoffte, dass der Piride, nicht zuletzt durch ihn zum Ersten Waffenherrn von Andabar aufgestiegen, keine mentalen Angriffe erwartete.
Nach sieben Minuten erschien erneut ein dreidimensionales Abbild Bergons mitten in der Luft vor Tubond.
»Was bieten Sie mir für meine Hilfe an?«, fragte er.
Tubond wusste, dass er gewonnen hatte. »Darüber sprechen wir, wenn die Flotte zusammengestellt ist. Wir treffen uns an Bord des Flaggschiffs. Ich möchte in zwei Tagen aufbrechen, Waffenherr. Leiten Sie alles Notwendige in die Wege.«
Er seufzte leise, als Bergon aus dem PR-Feld verschwand und der Planet Andabar mit seinen vielen Orbitalschalen zurückkehrte. Er hob die Hände und bewegte die Finger. Macht , dachte er. Es tat gut, sie wieder zu fühlen.
Macht , dachte Maximilian Tubond nach dem zwölften über eine abgeschirmte und kodierte Transverbindung geführten Gespräch. Die alten Strukturen zerbröckelten, lösten sich auf, und neue entstanden, zu komplex, um sie ohne Bionenanzug, Enzelore und Mneme in all ihren Einzelheiten zu verstehen. Er erinnerte sich daran, über den persönlichen Hintergrund und die individuellen Eigenheiten aller Abgeordneten des Zentralrats der Allianzen ebenso gut Bescheid gewusst zu haben wie über die jeweiligen Schwächen und Stärken der Offiziere des Oberkommandos der Streitkräfte. Er hatte die Verbindungen unter ihnen gekannt und gewusst, wo man den Hebel ansetzen musste, um bestimmte Resultate zu erzielen. Überall gab es ein Geflecht aus Kreditoren und Debitoren: hier Menschen und andere Individuen, die für etwas gestimmt oder bei irgendeiner Sache geholfen hatten, dort andere, die Hilfe in Anspruch nahmen und sich dadurch verpflichteten, bei einer anderen Gelegenheit ebenfalls zu helfen. Alles war gut aufeinander abgestimmt und ausgewogen, eine Beziehungsmaschine, deren Zahnräder perfekt ineinandergriffen. Und er, Tubond, hatte an den Kontrollen dieser Maschine gesessen, sie so gesteuert, wie er es für richtig hielt, um seine Ziele zu erreichen.
Jetzt war sie nur noch ein Schrotthaufen, und das verdankte er vor allem den verdammten Tal-Telassi und ihrem Putsch. Macht war jetzt nicht mehr die manchmal sehr subtile Beeinflussung bestimmter Entwicklungstendenzen in Politik, Kultur und Militär der vielen Welten. Unter den gegenwärtigen Umständen beschränkte sich Macht auf die Möglichkeit, Gewalt anzuwenden. Es war eine vulgäre, ordinäre Macht, die Macht des Primitiven, der die Keule schwang, aber richtig angewandt funktionierte sie. Ein kleiner Trost für jemanden, der einst über ein großes Sternenreich geherrscht hatte und dem es jetzt schwer fiel, sich an die vielen wichtigen Dinge zu erinnern, die noch vor wenigen Wochen Teil seines bionisch erweiterten Lebens gewesen waren.
Mithilfe der geheimen Kodes konnte er über Transverbindungen noch immer auf zahlreiche Datenbanken und Konten zugreifen – Geld war immer wichtig –, aber die Informationen nützten kaum mehr etwas, denn die Macht- und Einflussstrukturen, auf die sie sich beriefen, waren in Auflösung begriffen. Praktisch überall in den ehemaligen stellaren Territorien der Allianzen herrschte Chaos, nicht zuletzt aufgrund der massiven Angriffe der Graken. Besonders schlimm war es im Kernbereich, auf den Planeten der sogenannten Koalition – viele wurden von Feuerstürmen heimgesucht. Die Tal-Telassi setzten sich ab, wo sie Gelegenheit dazu fanden, und kehrten nach Millennia zurück.
Dazu hatte Tubond die Transverbindungen genutzt: um sich über die aktuelle Lage zu informieren und einen allgemeinen Überblick zu gewinnen. Er hatte mit einigen Markanten, Prioren und Impri des Oberkommandos gesprochen, mit alten Offizierskollegen. Sie alle nahmen an dem verzweifelten Abwehrkampf teil, der vor allem im Kernbereich stattfand, und niemand von ihnen hatte Tubond direkte militärische Unterstützung angeboten. Bei vielen galt der ehemalige Hegemon des Oberkommandos inzwischen als Verräter, bei anderen zumindest als Persona non grata. Tubond bedauerte dies – es verletzte seinen Stolz und seine Eitelkeit –, aber er wusste auch, dass sich diese Dinge schnell ändern konnten. Wenn er wieder Erfolge erzielte, wenn er an Einfluss und Macht gewann, bekam seine Stimme bei den Welten der Menschen und ihrer Verbündeten neues
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