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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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unterwegs.«
    »Ich erinnere mich nicht daran …«
    »Deine Gedanken waren lange unterwegs«, sagte Hendrik. »Du bist erschöpft. Jetzt kannst du dich ausruhen. Wir brauchen dich nicht mehr; wir kennen den Weg.«
    Erst als Kaither dem inneren Echo dieser Worte lauschte, begriff er: Es würde für ihn keine wachen Phasen in der Kognition mehr geben. Und das bedeutete, dass er von jetzt an immer mehr an geistiger Freiheit verlieren würde, bis er die meisten Dinge vergessen hatte und so war wie zu Anfang: viele Fragen und kaum Antworten.
    »Es ist falsch, Rupert zu töten.« Er wandte sich von der knisternden, knirschenden Stadt ab und sah den Kognitor an. »Du musst mir helfen, Hendrik.«
    »Helfen? Wobei?«
    Die Benommenheit wich aus Kaither. Er erinnerte sich nicht an die letzte wache Phase in der Kognition, wohl aber an die Wände aus Lippen und die Bitte um Erlösung. Eine Aufgabe wartete auf ihn. Sie war noch wichtiger als die Warnung an Rupert, und er musste sie erfüllen, solange sich seine Gedanken noch einigermaßen frei bewegen konnten.
    »Es wäre nicht nur ein Fehler, Rupert zu töten«, sagte Kaither eindringlich. »Ein noch größerer – vielleicht sogar ein fataler – Fehler wäre es, einen neuerlichen Kontakt mit ihm herzustellen. Wenn es den Crotha nicht gelingt, ihn sofort zu überwältigen, wenn er sie noch einmal veranlassen kann, die Graken anzugreifen … Dann könnte es zu einem explosiven Wachstum kommen.« Er sah die besorgte Verwirrung in Hendriks Gesicht und fügte rasch hinzu: »Ich erkläre dir, was ich meine. Nachher. Wir müssen schnell handeln, solange wir noch Gelegenheit dazu haben.«
    »Was hast du vor, Kaither?«
    »Bei einem unserer Gespräche hast du gesagt, du hättest Glück gehabt, von den Crotha aufgenommen worden zu sein. Aber auch du bist nur ein Werkzeug für sie, Hendrik. Du bist ebenso versklavt wie wir. Ich zeige dir einen Ort, den du vermutlich nicht kennst. Dort erwartet dich die Wahrheit.«
    »Du bist sehr erschöpft, Kaither. Ich glaube, du solltest …«
    Kaither war mit dem Vorgang inzwischen vertraut genug, um ihn ohne jede Vorbereitung einzuleiten. Er rief sich die Entrüstung ins Gedächtnis zurück, die ihn in jenem Raum erfüllt hatte, an den Zorn darüber, einfach benutzt zu werden. Gleichzeitig drehte er sich ruckartig und trat dabei einen Schritt vor, auf Hendrik zu.
    Er trat aus sich heraus, aber diesmal blieb er nicht allein, denn er berührte Hendriks Hand. Bevor der Kognitor irgendetwas sagen konnte, sprang Kaither mit ihm in den Kern des Crotha-Schiffes und erreichte nur eine Sekunde später den Raum mit den Wänden aus Lippen. Die anderen Aufgenommenen schienen auf sie gewartet zu haben. Sofort gerieten die Lippen in Bewegung und flüsterten tausende von Geschichten, und in jeder von ihnen ging es um ein zerstörtes Leben.
    Als Kaither schließlich den Kopf drehte und Hendrik ansah, glänzten Tränen in den Augen des Kognitors.

 
30. Im Tal-Telas
     
    13. Mai 1147 ÄdeF
     
    Das Projektionsfeld vor Zara fungierte als Spiegel, der sie von allen Seiten zeigte, auch von hinten. Der dunkelrote Bionenanzug saß perfekt, wie eine zweite Haut. Zwei Enzelore am Halsansatz und mehrere Hochleistungsmneme erweiterten die übliche Ausstattung, und Zara gewann den Eindruck, wieder »komplett« zu sein. Die neurale Stimulierung hatte bereits begonnen, beschleunigte die Hirnfunktionen und hob sie auf das seit vielen Jahrhunderten gewohnte Aktivitätsniveau. Bionen bohrten ihre Nanowurzeln in die Organe, auf die sie spezialisiert waren. Herz und Leber, Nieren und Lungen, alles funktionierte besser und mit größerer Effizienz. Nach dem Chaos von Eraklia und der Hibernation ohne einen voll funktionsfähigen Bionenanzug war Zara wieder sie selbst.
    Sie seufzte leise und deaktivierte das spiegelnde Kraftfeld mit einem knappen Wink. »Die Entscheidung fällt in den nächsten Stunden, Katyma«, sagte sie und blickte dabei aus dem Fenster zu den Zyotenbecken und Brutbottichen. Nur wenige Bedienstete arbeiteten dort, und ähnlich verlassen wirkten alle anderen Fabrikationsanlagen und Verwaltungsbüros, nicht nur in Empirion, sondern auch in den übrigen Städten auf Millennia. Die Haitari und all die anderen Zivilisten in den Diensten der Tal-Telassi waren für die Milizen eingeteilt worden, hatten Waffen und Ausrüstungsmaterial aus den übernommenen Beständen der AFW bekommen. Ihre Aufgabe: Verteidigung der planetaren Anlagen, wenn der Feind Millennia

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