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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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hatten die AFW begonnen, den Helleron-Knoten wieder für bestimmte Verbindungsflüge zu nutzen, zum Beispiel für den Transport von kranken Brainstormern.
    Dorim Allbur wandte sich vom Fenster und den Zeichen des Krieges ab, ging weiter und erreichte kurze Zeit später den Krankenbereich, der mehr an einen Hochsicherheitstrakt erinnerte. Mehrere energetische Sperren ließen ihn erst passieren, nachdem die mit dem Tron der Horas verbundenen Sensoren seine Identität verifiziert hatten. Hinzukamen zwei aus halbintelligentem Ultrastahl bestehende physische Barrieren, die selbst für Telekineten undurchdringlich waren. Darin integrierte entropische Gefälle sollten verschiedene Formen des Tal-Telas blockieren, unter ihnen Fomion – kein Teleporter konnte den Krankenbereich verlassen. Speziell sensibilisierte Nanos hätten auf Iremia reagiert, auf den Versuch einer Veränderung physischer Strukturen, und binnen Sekunden die Struktur aller manipulierten Bereiche wiederhergestellt. Was Hilmia betraf, Beeinflussung und Kontrolle fremden Denkens … Dorim Allbur war selbst ein Brainstormer, in gewisser Weise, und das, was ihn zu einem projizierenden Empathen machte, schützte ihn vor direkten mentalen Angriffen, zumindest bis zu einem gewissen Grad.
    Als er sich den Unterkünften näherte, spürte er jene besondere Wärme in seinem Innern, die er inzwischen nicht mehr missen wollte. Sein Verhältnis zu den Personen hinter den gepanzerten Türen ging über die Beziehung eines gewöhnlichen Psychomechanikers zu seinen Patienten hinaus. Die neunundvierzig Überlebenden waren seine Familie , Brüder und Schwestern. Der Tod der sechs lastete noch immer schwer auf ihm, ein Schatten, der ihn ständig begleitete, aber er fühlte sich davon auch stimuliert, mehr zu leisten, sich noch mehr Mühe zu geben. Er wusste natürlich, dass diese Reaktion auf seine Konditionierung zurückging, doch in emotionaler Hinsicht kümmerte ihn das wenig. Wichtig war nur, dass er half , wo er helfen konnte.
    Hinter der letzten physischen Barriere erstreckte sich, tief im Innern der Horas , ein Labyrinth aus kurzen Korridoren.
    Für das ungeübte Auge sah hier alles gleich aus, aber Allbur kannte inzwischen jeden Winkel des Krankenbereichs, hätte sich sogar anhand des Geruchs orientieren können. Vor den Türen genügte jeweils eine knappe Geste, um pseudoreale Projektionsfelder zu aktivieren und ihm die Person im Innern der Kabine zu zeigen.
    Auch Dialas Zustand, so stellte er fest, verschlechterte sich immer mehr. Die Tal-Telassi mit dem Konditionierungsimplantat lag reglos auf ihrem schmalen Bett. Die angezeigten medizinischen Daten gaben Auskunft über Dialas Körperfunktionen, und selbst bei diesen kam es inzwischen zu einer Destabilisierung. Weitaus bedenklicher waren jedoch die psychischen Veränderungen, die Allbur wie wuchernde Schwärze in ihrem hellen Geist wahrnahm – die Tal-Telassi zog sich immer mehr in den eigenen Kern zurück. Wenn es nicht gelang, diesen Vorgang zu stoppen und umzukehren, drohte ihr letztendlich der Tod. Allbur beobachtete die Schlafende traurig und dachte an die anderen Schwestern, die auf diese Weise gestorben waren, in verschiedenen Brainstorm-Stationen, wo er als Psychomechaniker gearbeitet hatte. Sie musste dringend behandelt werden, wie die meisten anderen Patienten an Bord der Horas ebenfalls. Der Flug dauerte bereits vier Wochen, obwohl nur zwei vorgesehen gewesen waren, und jetzt kam es zu einer neuen Verzögerung von zwei Tagen.
    Unruhe erzitterte in Allbur bei der schrecklichen Vorstellung, dass sich den sechs toten Brainstormern bald weitere hinzugesellen würden, ohne dass er etwas daran ändern konnte . Mit Dialas Unterstützung wäre er vielleicht in der Lage gewesen, den fast fünfzig Patienten mehr Hilfe zukommen zu lassen, aber ihr selbst ging es viel zu schlecht.
    Als Allbur den Weg durch den Krankenbereich fortsetzte, dachte er erneut über Möglichkeiten nach, weitere Todesfälle zu verhindern. Eine Hibernation kam nicht infrage, denn sie hätte die Wirkung des Entratols neutralisiert, und ohne die dämpfende Droge drohte fast allen neunundvierzig Überlebenden irreparabler Wahnsinn. Sie mussten die Sprünge durch die Transferschneisen mehr oder weniger bei Bewusstsein ertragen, was sicher nicht zur Stabilisierung ihres geistigen Zustands beitrug. Allbur versuchte, ihnen allen mit seiner Empathie zu helfen. Er konnte nicht anders, obwohl er wusste, dass es ein Fehler war, sich mit so vielen

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