Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
gestorben waren, weil sie nicht rechtzeitig Entratol erhalten hatten. Viele von ihnen lebten noch, unter ihnen Raven, aber es schien ihnen nicht anders zu ergehen als den Besatzungsmitgliedern der Torga – die Graken verschlangen ihr Amarisk .
Tubond durfte sich keine Hilfe von ihnen erhoffen.
»Millennia«, ächzte er und versuchte, seine Gedanken zusammenzuhalten. »Stell eine Verbindung mit Millennia her.«
Tubond wartete und spürte, wie das Zerren an seinen Gedanken zunahm. Sie verändern sich fundamental , ertönte die Stimme von Medikerin Sintya aus der Vergangenheit. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr daran, was mit ihm geschah. Der Graken Mrarmrir hatte beim Flug ins Ormath-System eine Verbindung zu ihm hergestellt: Er war Teil einer Graken-Gemeinschaft, auch nach Mrarmrirs Tod, und sie rief nach ihm, mit der Absicht, ihn ganz aufzunehmen.
Wieder wechselte das Bild im nahen Projektionsfeld, und Tubond blickte ins unbewegte Gesicht einer Tal-Telassi.
»Ich bin …«, begann er.
»Sie sind Maximilian Tubond, ehemals Hegemon der Allianzen, die inzwischen nicht mehr existieren«, sagte die Frau. »Ich nehme nicht an, dass Sie gekommen sind, um uns gegen die Graken zu helfen.«
»Ich brauche … Hilfe.« Das Projektionsfeld schien vor Tubond zurückzuweichen. Er beugte sich vor. »Bitte … schirmen Sie mich vor den Graken ab.«
» Wir sollen Ihnen helfen?«, fragte die Tal-Telassi ungläubig. »Nach allem, was Sie getan haben?« Das blasse Gesicht blieb starr, verriet keine Regungen. »Was auch immer Sie jetzt empfinden, Maximilian Tubond, wie sehr Sie auch leiden: Sie haben tausendfach mehr Leid verdient.«
Die Frau verschwand aus dem Projektionsfeld.
»Bitte …«, ächzte Tubond, und dem Wort folgte grässliche Stille. Es gab niemanden, der ihm helfen konnte oder wollte.
»Die internen Sicherheitssysteme des Schiffes sind ausgefallen«, erklang nach einigen Sekunden die Stimme der KI. »Es wird empfohlen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen.«
Tubond hörte die Worte, erfasste ihre Bedeutung aber nicht sofort. »Sicherheitssysteme? Welche … Maßnahmen?«
»Die elf gefangenen Vitäen haben die Stasiszellen verlassen«, antwortete die KI der Torga . »Vier von ihnen sind zu einem Hangar unterwegs. Die anderen sieben kommen hierher. Es gibt keine einsatzfähigen Besatzungsmitglieder mehr, die sie aufhalten können.«
Stechender Kopfschmerz ließ Tubonds Gedanken zerfasern. Noch immer flogen ihm geistige Bilder entgegen, wie sie fremdartiger kaum sein konnten, aber sie fühlten sich erneut schrecklich vertraut an, zeigten ihm Einzelheiten der Graken-Gemeinschaft.
»Die elf gefangenen Vitäen?« Eigene Erinnerungen kehrten zurück. Die Überlebenden jener Vitäen, die ihn nach Ennawah begleitet hatten … Elf von ihnen waren in der Stasis untergebracht worden, um sie nach Mrarmrirs Tod am Leben zu erhalten.
Aber wie konnten sie die Stasis ganz allein verlassen haben?
Plötzlich verstand er. Die sieben Vitäen, die zur Zentrale unterwegs waren: Sie kamen, um ihn zu holen!
»Zeig sie mir«, stieß er hervor.
Im Projektionsfeld, das eben noch die Tal-Telassi gezeigt hatte, erschienen zwei Kronn, mehrere Geeta und ein bekannter Chtai: der Primäre Katalyter Karon.
Tubond stand auf und wich zurück, als fürchtete er, die Vitäen könnten aus der pseudorealen Darstellung springen und ihn erreichen. Eine Waffe! Er brauchte eine Waffe!
Einige schnelle Schritte brachten ihn zum Sessel des Kommandanten. Lanze Haigen starrte dort ins Nichts und seufzte nicht mehr; sein Gesicht zeigte die graue Leere eines Toten.
Tubond achtete nicht auf ihn, zerrte den Variator aus dem Halfter und überprüfte mit zitternden Fingern die Einstellungen der Waffe.
Mit einem leisen Zischen öffneten sich die Segmente des Schotts, und die beiden Kronn rollten herein. So sah es jedenfalls aus: Rasend schnell veränderten sie die Anordnung ihrer Knochen. Von einem dumpfen Knacken begleitet, kamen sie in den großen Kontrollraum der Torga . Ihre Organbeutel zitterten ebenso wie die Ausrüstungsknoten an den Gelenken.
Tubond richtete den Variator auf sie.
»Das ist nicht nötig«, ertönte eine knirschende Stimme.
Der Chtai Karon trat an den Geeta in ihren Ambientalblasen vorbei und gab den Kronn ein Zeichen, woraufhin sie verharrten. Im bewegungslosen Zustand waren ihre Schutzfelder kaum zu sehen.
Der Primäre Katalyter näherte sich Tubond. Die schwarzen Linien und Stränge im Leib des kristallenen Wesens pulsierten
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