Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
Zugangskodes, die militärischen Geheimnisse des Oberkommandos … Selbst wenn es ihm ohne Mneme und Enzelore schwer fiel, sich bewusst an Einzelheiten zu entsinnen – die Graken würden alle wichtigen Informationen in ihm finden.
Tubond starrte auf seine leeren Hände. Wenn er jetzt noch den Variator gehabt hätte … Wäre er imstande gewesen, sich selbst zu erschießen?
Gab es einen anderen Ausweg?
Aber sein Leben war so kostbar, noch kostbarer als die Macht, die ihn über so viele Jahre hinweg begleitet hatte!
»Ein einzelnes Leben bedeutet kaum etwas«, sagte Karon mit seiner knirschenden Stimme. »Das werden Sie erkennen, wenn Sie Teil des Grakenkollektivs geworden sind. Nur gemeinsam sind wir stark.«
Das kristallene Raumschiff näherte sich Millennia, und die Moloche schwollen an, wirkten wie Berge im Orbit. Die Stimmen der Graken wurden deutlicher, hallten laut im Innern von Tubonds Kopf wider. Seine eigenen Gedanken riefen um Hilfe, aber mit einer kleinen, leisen Stimme, die sich im Getöse verlor.
Karons Schiff hielt auf einen der Moloche zu. Eine Öffnung bildete sich in der gewaltigen schwarzen Masse, und das Kristallschiff glitt hinein.
Tubond glaubte zu fühlen, wie ihm jemand die Luft abschnürte.
Doch dann veränderten sich seine Empfindungen schlagartig, und bevor sich die Öffnung im Moloch wieder schloss, zeigte ihm eine der Facetten den Grund dafür: Einige Lichtsekunden entfernt waren fremde Raumschiffe erschienen, bestehend aus borkigen, zernarbten Scheiben, Rechtecken und Quadraten.
Flucht! , tönte es durch den Äther der Graken. Der Feind ist da!
Karon drehte sich um. »Wir müssen unsere Pläne ändern. Es dürfen keine weiteren Graken sterben – wir verlassen dieses Sonnensystem und kehren zurück, sobald es die Umstände erlauben.«
Aus irgendeinem Grund fühlte Tubond Erleichterung, aber die nächsten Worte des Primären Katalyters brachten ihm neues Entsetzen.
»Ich bringe Sie zu Mrartrar, dem Graken dieses Molochs«, sagte Karon. »Er wird Sie endgültig in unsere Gemeinschaft eingliedern.«
Der eigene Körper gehorchte Tubond nicht mehr und folgte dem Chtai in den Moloch von Mrarmrirs Brutbruder.
Interludium 34
13. Mai 1147 ÄdeF
Im Kernel des Crotha-Schiffes herrschte ein noch größerer Datenverkehr als sonst. Kaither spürte das Pulsieren von Informationen um ihn herum und nahm einen winzig kleinen Teil davon als dahinhuschende Bilder wahr.
»Wir sind ihm nahe, nicht wahr?«, fragte er.
»Meinst du Rupert?« Hendrik blieb dicht neben einem Datenkanal stehen und hielt so den Kopf daran, als wollte er lauschen. »Ja, wir sind ihm sogar sehr nahe. In meinem gegenwärtigen Zustand bin ich nicht mehr mit der Kognition verbunden, aber ich kenne die Reaktionen des Schiffes. Wir werden bald in den Normalraum zurückkehren, in seiner Nähe.«
Hendrik war nicht mehr vom Alter gebeugt, sondern ein Mann in mittleren Jahren. »Soweit ich weiß, geschieht dies zum ersten Mal.« Er richtete sich auf. »Wie hast du es herausgefunden? Ich meine das mit der … Trennung von dir selbst.«
Kaither berichtete ihm von der zufälligen Entdeckung in der wachsenden Stadt. »Einmal hast du mich dabei überrascht.«
»Das Hohe Ich ahnt etwas. Noch hat es keine genauen Informationen, aber es wird analysieren und eine Möglichkeit finden, dies zu verhindern. Dann sind wir wieder …«
»Willenlose Werkzeuge«, sagte Kaither, der bereits erste Anzeichen des Drangs zur Rückkehr spürte. Die Zeit wurde knapp, in jeder Hinsicht.
Hendrik nickte. Auch sein Gesicht wirkte jetzt anders. Eine gewisse Anspannung zeigte sich dort, wo zuvor nur Ruhe und Gelassenheit gewesen waren, und über allem lag ein Schatten von Trauer.
»Ist es noch weit?«, fragte Kaither.
Hendrik blickte sich in dem Durcheinander aus Datenkanälen und Aggregatblöcken um. Helligkeit und Finsternis spielten hier im Innern des Quantencomputers keine Rolle – sie konnten alles deutlich erkennen. Kaither vermutete, dass diese Zustände kaum mehr waren als gedankliche Konzepte, umgeben von subatomaren Strukturen. Wenn er sich die Realität ihrer Umgebung vorzustellen versuchte, verlor er leicht die Orientierung. Besser war es, sich von seinen Sinnen eine halbwegs vertraute Umgebung vorgaukeln zu lassen.
»Nein«, antwortete Hendrik und sprang in einen schmalen Schacht, in dem kalte Luft nach unten sank. Kaither folgte ihm und stellte fest, dass der Schacht dem Verlauf eines dicken Gewebestrangs folgte.
Am
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