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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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möglich. »Die Situation auf Millennia wird immer kritischer. Vorgestern kam es zu Übergriffen auf die wissenschaftliche Gruppe, die den Sapientia-Moloch untersucht.«
    Loana stützte sich auf den Ellenbogen, und ein Funkeln in ihren Augen wies Ebanar darauf hin, dass er sich auf gefährlichem Terrain bewegte. »Horendahl und seine Leute haben die Archive von Sapientia benutzt, ohne die Genehmigung der dortigen Meisterinnen einzuholen.«
    »Sie brauchen ihre Genehmigung nicht. Das Konkordat gestattet ihnen, jederzeit auf die Daten der Archive zuzugreifen.«
    Loana nickte langsam. »Genau diese Art von Arroganz ist es, die die Tal-Telassi gegen euch aufbringt, Joras. Sie wollen respektiert werden.«
    »Gegen ›euch‹, Loana?«
    »Ja, gegen euch. Solange ihr euer Verhalten nicht ändert, bleibt ihr Fremde auf Millennia.«
    »Besatzer?«, fragte Ebanar.
    Loana antwortete nicht.
    »Bei dem Zwischenfall waren mehrere Angehörige der Ehernen Garde zugegen. Sie unternahmen nichts. Das ist eine gefährliche neue Entwicklung.«
    Loana verließ das Bett ebenfalls und griff nach ihrer Kleidung. »Ihr habt euch diese Entwicklung selbst zuzuschreiben.«
    »Ihr? Euch?« Ebanar spürte, wie er die Geduld zu verlieren begann. Er zwang sich, auch weiterhin ruhig zu sprechen. »Du bist auf diesem Planeten ebenso fremd wie ich. Du gehörst nicht zu den Tal-Telassi.«
    Die letzten Worte bereute er sofort, aber sie ließen sich nicht zurücknehmen.
    Bitterkeit huschte über Loanas Gesicht, und sie blickte auf ihre Finger, an deren Kuppen sich einst violette Verfärbungen gezeigt hatten. Davon war jetzt nichts mehr zu sehen.
    »Du hast recht«, sagte sie, und dabei erklang in ihrer Stimme eine Trauer, die sich wie Blei auf Ebanars Seele legte. »Ich bin keine Tal-Telassi. Ich habe immer davon geträumt, eine zu werden, vielleicht sogar eine Meisterin, aber als mich Dominik damals verließ und mit Tako Karides vom Hydra-Lazarett aus nach Millennia flog … Ich verlor meine Fähigkeit, vielleicht an ihn, vielleicht an das ungeborene Kind in mir, ich weiß es nicht.«
    »Es tut mir leid, Loana. Ich wollte nicht …«
    »Schon gut.« Sie sah auf. »Einige Großmeisterinnen, unter ihnen Ahelia, haben damals einen großen Fehler gemacht und Schuld auf sich geladen. Aber die Allianzen lassen ein ganzes Volk dafür bezahlen, seit mehr als zwanzig Jahren. Kein Wunder, dass sich Widerstand regt.«
    »Nimmst du Dominique in Schutz, Loana? Du weißt, dass sie zur Aufwieglerin geworden ist. Normalerweise hätte ich längst die Anweisung geben müssen, sie unter Arrest zu stellen.«
    »Ich nehme niemanden in Schutz. Ich bitte dich nur um Verständnis.«
    Bei diesen Worten hörte Ebanar erneut die tief in Loana wurzelnde Trauer. Er umarmte sie noch einmal, nachdem er sich rasch angezogen hatte.
    »Bitte, Loana, lass nichts zwischen uns kommen.« Nicht noch mehr , dachte er. Die Schatten der Vergangenheit genügen mir. »Du kennst mich lange genug. Du weißt, dass ich niemandem schaden möchte.«
    »Manchmal sind die Entwicklungen stärker als wir. Ich habe das schon einmal erlebt.«
    Ebanar ging zur Tür.
    »Joras …«
    Er blieb stehen und drehte sich um. »Ja?«
    Loana näherte sich, berührte ihn an der Wange und ließ die Hand wieder sinken. »Dominique … Sie ist fast noch ein Kind. Manchmal … verliert sie den Kopf. Ich wünschte, sie würde auf mich hören, aber manchmal kann sie sehr eigensinnig sein. Was auch immer geschieht, Joras: Bewahre sie vor Unheil. Du hast die Möglichkeit dazu.«
    Zwei oder drei Sekunden lang sah er ihr in die Augen. »Wenn ich kann, Loana«, sagte er, bevor er ging. »Wenn ich kann.«
     
     
    Joras Ebanar stand an einem Fenster seines Büros und blickte über Millennias Gletscher hinweg. Nadeltürme ragten aus ihnen empor, weiß wie Schnee, und kratzten an grauen Wolken. Er sah den schwarzen Berg eines Molochs, den Wissenschaftler der AFW seit mehr als zwei Jahrzehnten untersuchten, nahm ihn aber nicht bewusst wahr. Seine Gedanken galten der verschlüsselten Dringlichkeitsnachricht, die er gerade erhalten hatte. Sie gab ihm Gelegenheit, zwei Probleme gleichzeitig zu lösen, und doch fiel ihm die Entscheidung sehr schwer.
    Ein akustisches Signal erklang. »Chefwissenschaftler Horendahl bittet dringend um ein Gespräch mit Ihnen«, ertönte die artifizielle Stimme eines Datenservos.
    »Jetzt nicht«, sagte Ebanar geistesabwesend. »Ich habe zu tun.«
    »Kommandeur Grait wartet seit zehn Minuten.«
    »Wer?«

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