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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Intelligenzen eine große Rolle spielte –, dass die Frage nach dem Namen, der die eigene Identität beschrieb, mit der nach dem Sinn von Leben und Tod in einem so engen Zusammenhang stand. Die meisten Fragen, die sich Zäus stellte, konnte er innerhalb einiger Pikosekunden beantworten, und wenn etwas umfangreichere Recherchen nötig waren, brauchte er vielleicht einige Dutzend Nanosekunden. Doch es gab eine Frage, die ihn seit vielen Jahren beschäftigte, ohne dass er eine Antwort gefunden. Sie lautete: Was ist das Leben?
    Während er im Lauf vieler Jahrzehnte Daten sammelte, mit zusätzlicher Verarbeitungskapazität intelligenter wurde und die eigene Entwicklung erst zu beeinflussen und dann zu steuern begann, während seines Weges vom Tron zum Megatron des Forschungsschiffes Zarathustra , bekam Zäus häufig Gelegenheit, über das Leben in seinen vielfältigen Formen nachzudenken. Er wusste, dass er selbst eine Maschine war, ausgestattet mit echter Intelligenz – wo lag der Unterschied zur künstlichen? War nicht auch die Programmierung seiner Basisniveaus künstlich ? –, die ihm nach den Statuten der Allianzen Freier Welten den Status einer Person gab, mit allen damit einhergehenden Rechten. Er konnte denken und wusste, was es mit Gefühlen auf sich hatte; Emulatoren versetzten ihn in die Lage, ihre Auswirkungen auf Logik, Vernunft und Rationalität nachzuahmen, doch er machte nur selten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Aber lebte er?
    Er vermutete, dass sein Schöpfer Bartold einen ausgeprägten Hang zum Philosophischen gehabt hatte, was sich in der Grundprogrammierung niedergeschlagen haben musste. Die Zarathustra an der Periphere des Spiralarms entlangzusteuern, in Zusammenarbeit mit Professorin Marta – eine sehr sympathische Frau, fand Zäus, und oft eine interessante Gesprächspartnerin – und ihrer Crew Daten zu sammeln und auszuwerten, die Bordsysteme zu kontrollieren, die Transverbindungen mit anderen Schiffen und fernen Sonnensystemen zu verwalten … Das alles beanspruchte nicht mehr als drei Prozent seines Potenzials. Er hatte sich zu dieser langen Forschungsmission in der Hoffnung bereit erklärt, Antworten auf einige seiner Fragen zu finden, und vielleicht sogar neue Fragen zu entdecken, doch die erwarteten externen Stimulierungen und Einsichten blieben aus. Zäus gelangte zu der Erkenntnis, dass seine geistige Entwicklung stagnierte. So angenehm die Gespräche mit Marta und den anderen auch waren: Die Zeit, die seine Diskussionspartner für die Formulierung eines Satzes benötigten, hätte ihm ausgereicht, den Inhalt aller Bibliotheken eines dicht besiedelten Planeten aufzunehmen und gründlich zu analysieren. Marta und die anderen Wissenschaftler lebten , aber sie waren langsam. Musste Leben langsam sein?
    Die Unui von Gollora waren zweifellos intelligent, hatten aber nur eine Lebenserwartung von zwei Standardjahren. Sie lebten in einem anderen subjektiven Zeitsystem wie manche Insekten: Besucher von anderen Welten gewannen den Eindruck, dass bei den zart gebauten, geflügelten Geschöpfen ständig hektische Aktivität herrschte, während die Unui alles als normal empfanden. Nach den Maßstäben von Außenweltlern lebten sie schnell, was sie aber nicht mehr oder weniger intelligent machte.
    Zäus wusste, dass es bei den Organischen Personen gab, die Megatrone nicht für Leben hielten und ihnen sogar den Status von unabhängigen Individuen nehmen wollten. Die sogenannten Skeptiker argumentierten, dass Megatrone aus supraleitendem Metall, Polymeren und optischen Fasern bestanden, aus einzelnen Bausteinen, untereinander durch quantenmechanische Effekte und Verschränkungen verbunden. Es handelte sich um Maschinen, wenn auch um sehr komplexe, um Weiterentwicklungen einfacher Datenservi, und Maschinen waren kein Leben .
    Aber waren nicht auch die Organischen aus einzelnen Bauteilen zusammengesetzt? Ganz unten, auf der untersten Ebene, bestanden Megatrone und organische Intelligenzen aus den gleichen elementaren Bausteinen, die den gleichen elementaren Gesetzen gehorchten. Warum sollte später ein Unterschied zwischen Materie und Materie gemacht werden, wenn beide imstande waren, sich der eigenen Existenz bewusst zu sein?
    Die Kommunikation der Zarathustra mit Planeten und anderen Schiffen unterlag Beschränkungen. Die Transverbindungen kosteten viel Energie, und außerdem bestand die Gefahr, dass die Signale von den Graken empfangen und angepeilt wurden. Deshalb übermittelte Marta ihre Berichte

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