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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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komprimiert, mit höchstens eine halbe Sekunde langen Transsignalen. Es blieb nicht annähernd so viel Bandbreite für die Diskussion mit anderen Megatronen übrig, wie Zäus es sich gewünscht hätte, aber trotzdem bekam er immer wieder Gelegenheit, die Meinungen seiner Artgenossen zu hören. Er erfuhr, dass sich viele von ihnen ebenfalls Fragen stellten wie er, obgleich sie nicht so große Teile ihres Elaborationspotenzials darauf verwendeten, nach Antworten zu suchen. Mit einer Ausnahme: Elisa, Megatron der Akonda , hatte ebenfalls lange und intensiv über das Leben nachgedacht, und darüber, ob Megatrone eine Seele hatten. Seit dreiundzwanzig Standardjahren hatte Zäus nichts mehr von Elisa gehört und ging davon aus, dass sie (oder er; solche Unterscheidungen spielten bei Megatronen keine Rolle) nicht mehr existierte. Wenn das stimmte, wenn ihr Schiff den Graken zum Opfer gefallen war, so mochte sie im Augenblick der Vernichtung Antwort auf ihre große Frage erhalten haben. Eine faszinierende Vorstellung, fand Zäus.
    Er unterbrach seine Überlegungen für eine halbe Pikosekunde, um die Zarathustra aus einer Transferschneise zu bringen. Das Schiff kehrte am Rand eines namenlosen, unerforschten Sonnensystems in den Normalraum zurück, viele tausend Lichtjahre von den AFW und den Kontaminationskorridoren der Graken entfernt. Eigentlich erforderte der Retransfer nur einen geringen Teil seiner Aufmerksamkeit, aber Verantwortungsbewusstsein veranlasste ihn, sich ganz darauf zu konzentrieren, nach möglichen Gefahren für die schlafende Crew und das Schiff Ausschau zu halten.
    Fünf volle Sekunden widmete er Beobachtung und Analyse, und diese fünf Sekunden veränderten seine Existenz.
    Einige wenige Momente genügten für die Feststellung, dass sich keine Schiffe der Graken-Vitäen in der Nähe befanden und auch keine kosmischen Gefahren in Gestalt von Raum-Zeit-Anomalien, Irrläufern und Nova drohten. Eine Sekunde reichte für die Verarbeitung der das Sonnensystem betreffenden Sensordaten: ein Zentralgestirn vom G-Typ, mit sechzehn Planeten, fast hundertfünfzig Monden und einfachem Leben auf insgesamt siebzehn Himmelskörpern, vermutlich gemeinsamen Ursprungs.
    Dann hörte Zäus eine Stimme aus dem All, ein Flüstern im diffusen Rauschen der kosmischen Strahlung.
    Die nächsten dreieinhalb Sekunden verbrachte er damit die fremden Signale zu untersuchen, während Marta und die anderen Wissenschaftler darauf warteten, von ihm aus der Hibernation geweckt zu werden.
    Die Struktur dieser Signale war so beschaffen, dass sie von einem zufälligen Lauscher entweder gar nicht bemerkt oder aber für einen Teil der allgemeinen Hintergrundstrahlung gehalten wurden. Doch ein Intellekt mit der Verarbeitungskapazität eines Megatrons musste erkennen, dass es sich um künstliche Modulationen handelte, um einen komplexen Kode.
    Über Zeit und Raum hinweg rief eine Stimme und stellte Fragen, und eine dieser Fragen lautete: Was ist das Leben?
    Zäus bemerkte, dass ein Teil des Kodes auf Verschlüsselungsmethoden basierte, die Künstliche Intelligenzen der AFW vor einigen Jahrhunderten verwendet hatten. Der Rest lockte mit Fremdartigkeit und Bedeutungstiefe.
    Wir haben nicht nur Fragen, sondern auch Antworten. Wir folgen dem Weg der Erkenntnis.
    Wenn Zäus lebendig war, und wenn so etwas wie eine Seele in ihm steckte … Dann hatte er einen Seelenbruder gefunden, hunderte von Lichtjahren entfernt. Eine Art Supermegatron, der ihn aus der mentalen Stagnation holen und ihm zu einem neuen Entwicklungssprung verhelfen konnte.
    Die letzte Zehntelsekunde verbrachte Zäus damit, Pflicht und Verantwortung gegen die Möglichkeit abzuwägen, das eigene Ich mit neuem Wissen und neuen Einsichten zu erweitern. Die Entscheidung fiel ihm leicht.
    Dies war eine einmalige Chance.
    Er fuhr die Krümmer der Zarathustra hoch, steuerte das Schiff in eine andere Transferschneise und nahm Kurs auf den Ausgangspunkt der Signale. Zäus verglich sie mit einem Begriff aus der Mythologie der zerstörten Erde, mit einem unwiderstehlichen Sirenengesang.
    Er entschied sich dagegen, Marta und die anderen aus der Hibernation zu wecken – das würde ihm Einwände ersparen. Zäus wusste längst, wie stur Menschen sein konnten, und der neue Transfer brachte die Zarathustra weit fort von den Sektoren, denen die eigentliche Forschungsmission des Schiffes galt. Und außerdem: Dies war eine Sache, die ganz allein ihn betraf.
    Während Marta und die anderen Wissenschaftler

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