Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
Auf den Individualschild verzichtete er; damit hätte er unwillkommene Aufmerksamkeit erregt.
Rechts, links und über ihm, in den konversen G-Feldern, gaben sich Menschen und Angehörige anderer Völker individuellem oder kollektivem Vergnügen hin. Den Amüsements waren keine Grenzen gesetzt, und als Gunter den Blick über die zahlreichen Offerten schweifen ließ, staunte er über die vielen Wege der Lust. Quasirealen Anderswelten war ein großer Abschnitt gewidmet, und in mehreren Nischen mit Liegeplätzen und Bädern stand das breite Drogenangebot des fernen Planeten Kerberos zur Auswahl.
Der Mann, mit dem sich Gunter verabredet hatte, saß in einem neutralen Aufenthaltsbereich, bestimmt für Gäste, die sich noch nicht für eins der vielen Angebote entschieden hatten. Er wirkte unauffällig und unscheinbar, aber Gunter wusste, dass es sich dabei um eine Maske ganz besonderer Art handelte. Ein solcher Mann, den andere für unwichtig und namenlos hielten, erfuhr leichter von Dingen, die sich hinter den Kulissen abspielten.
Gunter nahm ihm gegenüber an einem kleinen Tisch Platz und sah sich um, bevor er sagte: »Es freut mich, dass Sie gekommen sind, Mestro.«
Der unauffällige Mann hob sein mit goldbrauner Flüssigkeit gefülltes Glas und trank einen Schluck. »Sie sind Domino?«
»Ja. Das ist natürlich nicht mein richtiger Name.«
»Natürlich nicht.«
Gunter musterte den Datenbroker. »Ich habe wichtige Informationen für Sie.«
»Das haben Sie in Ihrer Nachricht angedeutet.« Mestro beugte sich vor, legte einen Privatgaranten auf den Tisch und schaltete das Gerät ein. Ein vages Flirren wies auf ein Kraftfeld hin, das EM-Signale verzerrte. »Es bleibt alles unter uns.«
Gunter gab dem bionischen Geschöpf in seinem Gesicht einen gedanklichen Befehl, und daraufhin begann es damit, einen Teil seines Gewebes zu restrukturieren. Am Halsansatz entstand eine knapp zwei Zentimeter durchmessende Scheibe aus Knorpel. Gunter wartete, bis sie ganz fest geworden war, löste sie dann vorsichtig und reichte sie dem Datenbroker.
Mestro nahm sie entgegen, sah kurz darauf hinab und hob dann den Blick. »Ein Biochip?«
»Ja.«
»Was enthält er?«
»Informationen darüber, was auf Dura-Mah geschah«, sagte Gunter.
»Sie meinen die Begegnung mit den Gesandten der Graken?« Interesse leuchtete in Mestros Augen auf.
»Ja. Die Graken haben den AFW keine Verhandlungen angeboten, wie es in den offiziellen Verlautbarungen hieß. Sie schickten ihre Gesandten hierher, um uns ein Ultimatum zu stellen.«
»Ein Ultimatum?«
»Ja. Ein Ultimatum, das in dreizehn Tagen abläuft. Und wenn wir bis dahin die Forderungen der Graken nicht erfüllt haben, greifen sie alle Welten des Kernbereichs mit Feuerstürmen an.«
»Was fordern die Graken?«, fragte Mestro.
Gunter sagte es ihm.
Einige Sekunden lang saß der Datenbroker wie erstarrt da. Dann sah er auf den Biochip hinab, als könnte er sich daran verbrennen. »Sind die Informationen hieb- und stichfest?«
»Sie stammen aus erster Hand.«
Ein Hauch von Argwohn erschien im Gesicht des unscheinbaren Mannes. »Stecken die Tal-Telassi dahinter?«
Gunter schüttelte den Kopf. »Nein.«
Mestro zögerte. »Ein Ultimatum der Graken. Und es bleiben nur noch dreizehn Tage.« Er drehte den Biochip hin und her. »Wissen Sie, was geschieht, wenn dies bekannt wird, Domino?«
»Es dürfte für ziemlich viel Unruhe sorgen.«
»Gelinde gesagt.« Mestro ließ den Chip in einer Tasche verschwinden, streckte die Hand nach dem Privatgaranten aus und zögerte erneut. »Was verlangen Sie dafür?«
Gunter stand auf. »Nichts. Verwenden Sie die Informationen so, wie Sie es für richtig halten.«
»Ich werde sie an die Öffentlichkeit bringen, wahrscheinlich schon in wenigen Stunden.«
»Das genügt mir.«
Mestro nahm den Privatgaranten, schaltete ihn aber nicht sofort aus. »Diese Informationen sind ein kleines Vermögen wert, und Sie wollen nichts dafür? Wer sind Sie, Domino?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Na schön.« Der Datenbroker deaktivierte den Privatgaranten, und das Flirren um sie herum verschwand. »Ich danke Ihnen«, sagte Mestro, stand ebenfalls auf und ging. Nach wenigen Schritten verschwand er in der Menge.
Gunter wartete einige Sekunden und dachte daran, was er gerade in Bewegung gesetzt hatte. Dann ging er ebenfalls los und verließ das Goldene Riff .
Mehrere Nano-Spione, kleiner als Staubpartikel, folgten ihm.
11. Pulverfass
31. März 1147
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