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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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    Maximilian Tubond wusste, dass um ihn herum rege Aktivität herrschte, aber dies blieb eine Oase des Friedens und der Ruhe: sein privater Panoramaraum im Terrassenpalast von Dura-Tora. Hierher zog er sich zurück, wenn er einmal allein und abseits des Geschehens sein wollte so wie jetzt.
    Eine unsichtbare Last schien auf seinen Schultern zu liegen, und nicht nur darauf, auch auf Geist und Seele. Und sie wich nicht von ihm, als er erst über den Regenwald des Großbiotops blickte und dann nach oben, zu den künstlichen Sonnen und den Wolkenbändern des Gasriesen. Er hatte sich von den zahlreichen Datenströmen der Allianzen getrennt, zum ersten Mal seit Jahren, doch es verschaffte ihm keine Erleichterung.
    Tubond begriff, dass er müde war.
    Er hatte sich vergewissert, dass sein Bionenanzug einwandfrei funktionierte, doch das Gefühl der Erschöpfung verdichtete sich trotz andauernder neuronaler Stimulierung. Ein Teil von ihm sehnte sich nach etwas, auf das er seit siebzehn Jahren verzichtete: Schlaf.
    Der Hegemon lächelte schief, als er sich dieser Erkenntnis stellte. Schlaf, Dieb von Lebenszeit und geschickter Illusionist. Er hatte es damals als Befreiung empfunden, nicht mehr schlafen zu müssen, aber jetzt wünschte er sich Gelegenheit, in Traumwelten abzugleiten, ohne den Ballast der Realität. Die eigenen Gedanken wurden zum Gegner, denn sie erlaubten ihm nicht, zur Ruhe zu kommen.
    Die bittere Wahrheit lautete: Ihm wuchsen die Dinge über den Kopf. Gunters Pulverfass-Metapher fiel ihm ein, und sie erschien durchaus angemessen. In den Allianzen brannte die Lunte, und eine Explosion stand unmittelbar bevor. Im Vergleich mit den anderen Sonnensystemen der AFW kam das Thornwell-System einer Oase des Friedens gleich, paradoxerweise trotz der Anwesenheit des Graken und seiner Vitäen auf Dura-Mah. Der Aufstand der Tal-Telassi hatte viele Planeten und Monde ins Chaos gestürzt, und ein Ende war nicht in Sicht. Von Militärgouverneuren abgelöste Regierungen verbündeten sich vielerorts mit den rebellischen Tal-Telassi und begannen damit, die alten Machtstrukturen zu reorganisieren. Zu Dutzenden wichtiger Welten gab es seit Tagen keine Transverbindungen mehr. Generäle und Admiräle wandten sich mit Anfragen an das Oberkommando der Streitkräfte, und Okomm wandte sich mit Anfragen an den Hegemon. Es musste sofort etwas unternommen werden, aber eine sonderbare Schwäche, fast so etwas wie Apathie, hinderte Tubond daran, Entscheidungen zu treffen. Sollte er befehlen, militärisch gegen die Planeten vorzugehen, die die Tal-Telassi direkt oder indirekt unter ihre Kontrolle gebracht hatten?
    Unter anderen Umständen wäre er vielleicht dazu bereit gewesen, um Ordnung, Disziplin und klare Machtverhältnisse in den AFW wiederherzustellen. Doch in der derzeitigen Situation konnten sich die Allianzen keine weitere militärische oder ökonomische Schwächung leisten. Tubond bedauerte zutiefst, dass er zu lange gewartet hatte und nicht rechtzeitig gegen die Schwestern von Millennia vorgegangen war. Der Aufstand hatte auch die vorgesehene Entführung von fast zweitausend Tal-Telassi für das Projekt Brainstorm verhindert – ein weiterer schwerer Rückschlag. Und was vielleicht noch schlimmer war: Er konnte keine Zeit mehr gewinnen, indem er die Tal-Telassi wie gewünscht den Graken überließ, für die Erfüllung der restlichen Forderungen aber um einen Aufschub bat.
    In Tubond breitete sich das schreckliche Gefühl aus, dass all die Dinge auseinanderbrachen, die er in langen Jahrzehnten mühevoller Arbeit geschaffen hatte. Gab es einen Ausweg, eine Möglichkeit, das Wichtigste zu retten, vor den Tal-Telassi ebenso wie vor den Graken? Eine weitere Gefahr bahnte sich an. Wie würden die Schwestern reagieren, wenn sie vom Projekt Brainstorm erfuhren, wenn sie herausfanden, was mit den im Lauf der Jahre verschwundenen Mitgliedern ihres Ordens geschehen war? Man konnte sich mit mehr oder weniger aufwändigen Mitteln vor ihrer besonderen Macht schützen, aber wenn die Tal-Telassi im derzeitigen Chaos erstarkten, wenn sie ihre Kraft konzentrierten, ohne dass jemand oder etwas sie daran hinderte … Dann würden sie jeden Ort erreichen, den sie erreichen wollten. Auch das Thornwell-System. Auch Dura-Tora.
    Ein akustisches Signal erklang, und Maximilian Tubond wandte den Blick vom Gasriesen Dura und den künstlichen Sonnen ab, die es auf Dura-Tora nie dunkel werden ließen. »Ja?«, fragte er und erinnerte sich an die

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