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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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möchte mit ihm allein sein. Alle Überwachungseinrichtungen werden deaktiviert. Verändern Sie außerdem die molekulare Struktur der Tür. Ich möchte weder beobachtet noch belauscht werden.«
    Wenige Sekunden später war Tubond mit Gunter allein in der Zelle. Der dürre Mann blieb auf dem Stuhl sitzen, sah zu ihm auf und wartete geduldig. Er wirkte wie jemand, der mit seinem Leben abgeschlossen hatte.
    Tubond trat langsam auf ihn zu. »Ich habe Ihnen vertraut, Gunter.«
    Der ehemalige Sekretär schwieg.
    »Warum?«, fragte Tubond und spürte, wie seine rechte Hand ein Eigenleben zu entwickeln schien: Sie schloss sich fester um die Waffe.
    Einige Sekunden lang blieb es fast völlig still. Nur das leise Summen der Klimaservi war zu hören.
    »Wir haben mehrmals darüber gesprochen, erinnern Sie sich?«, erwiderte Gunter leise. »Sie beschreiten den falschen Weg, Hegemon. Und wer nicht handelt, macht sich mitschuldig.«
    »Mitschuldig woran ?«
    »Haben Sie auch nur eine vage Vorstellung davon, wie viele Leben Sie ruiniert haben, Hegemon?« Gunter sprach langsam und mit einer Intensität, die Tubond in dieser Form zum ersten Mal bei ihm hörte. »Militärherrschaft, ökonomischer Raubbau, Ausplünderung von Ressourcen, Zwangsrekrutierungen … Ich habe mich manchmal gefragt, wer schlimmer ist: die Graken oder Sie. Es heißt Allianzen Freier Welten, aber Sie sind auf dem besten Wege, das, was uns noch geblieben ist, in eine Diktatur zu verwandeln und alles Ihren Wünschen unterzuordnen.«
    Das Feuer des Zorns brannte in Tubond. Er wusste, dass er Gefahr lief, Gunter emotional für alle Rückschläge und Fehlentwicklungen der jüngsten Vergangenheit verantwortlich zu machen, aber der Zorn gab seinem Selbst wieder einen Fokus, einen Punkt, an dem sich neue Kraft sammeln konnte.
    »Sie haben längst den Überblick verloren, Hegemon«, fuhr Gunter fort. »Sie können die Situation in den Allianzen längst nicht mehr richtig beurteilen. Bei Ihren Entscheidungen machen Sie einen Fehler nach dem anderen, auch in militärischer Hinsicht. In Ihrem Wahn halten Sie sich für den Retter der AFW, aber in Wirklichkeit sind Sie ihr Ruin.«
    »In meinem Wahn?« Tubond merkte, wie die rechte Hand mit dem Variator zu zittern begann.
    »Ich glaube, Sie haben längst den Verstand verloren, Hegemon«, sagte Gunter. Er sprach noch immer ruhig. »Ich weiß nicht genau, wann es begonnen hat. Die ersten Zweifel kamen mir schon vor Jahren, aber inzwischen bin ich sicher. Sie leben in einer eigenen Welt, die nur für Sie existiert. Zur tatsächlichen Realität haben Sie kaum mehr einen Bezug.«
    »Glauben Sie?« Tubond blickte auf die Waffe hinab, betätigte den Regler und justierte sie auf tödliche Emissionen. Dann hob er den Variator und richtete ihn auf Gunters Kopf.
    »Ich erkenne diese Realität. Sie auch?«
    »Selbst wenn Sie mich jetzt erschießen, Hegemon … An Ihrer Situation ändert sich dadurch nichts. Vielleicht hat das Oberkommando schon alles Notwendige in die Wege geleitet, um Sie zu ersetzen. Möglicherweise arbeitet Okomm sogar mit den Tal-Telassi zusammen. Ihre Tage sind gezählt, Maximilian Tubond.«
    Es war das erste Mal, dass Gunter seinen Namen nannte und nicht den Titel.
    Der Zorn schwoll an, heiß und intensiv, suchte nach einem Ventil. Tubonds Finger tastete nach dem Auslöser des Variators.
    Hinter ihm glitt die Tür mit einem leisen Summen beiseite. Patric kam mit einigen raschen Schritten herein; im Korridor standen die AIV-Beamten und Soldaten der Eskorte.
    »Habe ich nicht deutlich genug darauf hingewiesen, dass ich allein sein wollte?«, zischte Tubond.
    Patrics Blick huschte zur Waffe und dann zu Gunter, bevor er den Hegemon ansah.
    »Bitte entschuldigen Sie«, sagte er schnell. »Aber diesmal hielt ich es für besser, keine Zeit zu verlieren und Sie sofort zu informieren.«
    Wie zuvor bei den Beamten der Alliierten Inneren Verteidigung hörte Tubond zwar die Worte, aber sie schienen nur Schall zu sein, ohne Bedeutung. Trotz der immer noch aktiven neuronalen Stimulierung durch den Bionenanzug musste er sich konzentrieren, um zu verstehen, was der Sekretär sagte.
    »Wir empfangen Signale«, sagte Patric. »Vom Graken auf Dura-Mah.«
     
     
    Maximilian Tubond wusste, dass er sich beeilen und die sonst übliche Vorsicht außer Acht lassen musste – dies war eine der wenigen Gewissheiten in seiner plötzlich so dramatisch veränderten Existenz. Gunter hatte recht. Das Oberkommando würde diese Gelegenheit mit

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