Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
Formel gesehen und verfüge über spezielle Fähigkeiten. Es wäre möglich, sie aus meinen Erinnerungen zu rekonstruieren.«
Sie wusste nicht genau, warum sie das sagte. Wollte sie Nevoth umstimmen, weil sie Hilfe von ihm erhoffte?
Der Dominante öffnete den Mund, und es erklangen einige knurrende Laute, mit denen Dominique nichts anfangen konnte.
»Ich verstehe Sie nicht«, sagte sie und fühlte das Gewicht des konusförmigen Gegenstands in der Tasche.
Der fremde Mann hob eine Hand zum Hals und drückte dort auf etwas. Im Tal-Telas spürte Dominique vage, wie sich die Denkmuster des Dominanten veränderten. Es entstanden neue Sinnelemente, deren Bedeutung aber hinter einer Barriere verborgen blieb, wie bei dem Humanoiden im Kantaki-Nexus.
»Verstehen Sie mich jetzt?«
Dominique nickte überrascht. »Ja.«
»Ich musste besondere Maßnahmen ergreifen, um Sie zu finden.« Das Mann sprach mit einem vollen Bariton; es klang fast melodisch.
»Was wollen Sie?«, fragte Dominique und begann damit, vorsichtig die Kraft des Tal-Telas zu sammeln. Es war die einzige Möglichkeit. Ein Kampf gegen den Dominanten kam nicht infrage; mit seinen physischen Erweiterungen war er ihr an Kraft und Agilität weit überlegen. Nur die Teleportation bot einen Ausweg. Viel zu deutlich erinnerte sie sich an das Feuer, das beim letzten Mal fast ihr Bewusstsein ausgelöscht hätte, aber sie setzte ihre Vorbereitungen trotzdem fort.
»Wir möchten Ihnen helfen«, sagte der Dominante.
»Sie wollen mir helfen ?«, erwiderte Dominique verblüfft und starrte den Fremden an.
»Sie sind in Dinge verwickelt, die Sie nicht verstehen. Wir möchten Sie vor sich selbst schützen. Und Heres vor Ihnen. Bitte begleiten Sie mich. Sie haben nichts zu befürchten, das versichere ich Ihnen.«
Tarweder war zur Seite getreten und wirkte fast wie ein unbeteiligter Zuschauer. Der Realitätsmechaniker stand nicht weit von ihm entfernt neben dem mobilen Podium, und sein Blick glitt immer wieder zu Dominique. Eben war er noch zornig gewesen, aber inzwischen schien er zu bedauern, dass er seine Besucher an den Dominanten verraten hatte. Und in seinen trüben Augen leuchtete die Hoffnung, dass sich die Formel tatsächlich rekonstruieren ließ. Ganz langsam wich er zurück, in Richtung eines Schranks mit Geräten und Instrumenten.
Die Worte des Dominanten … Sie schienen in Dominique widerzuhallen und klangen sehr vernünftig.
Der Mann mit dem wogenden silbernen Haar holte einen Gegenstand hervor, den Dominique kannte – er sah wie die Hülse eines kleinen Geschosses aus.
»Wir verlassen das Zweite Dominium, und anschließend erkläre ich Ihnen alles. Bei uns sind Sie gut aufgehoben.«
Es hörte sich nach einer freundlichen Einladung an, und es schien nicht den geringsten Grund zu geben, die guten Absichten des Mannes in Zweifel zu ziehen.
Trau ihm nicht. Er versucht, dich zu beeinflussen.
Dominique sah sich um. Die Stimme war weder vom Dominanten noch von den beiden Alten gekommen.
Der Mann vor Dominique trat einen Schritt näher und hob das patronenartige Objekt. »Wir möchten Ihnen helfen«, betonte er noch einmal. »Sie wissen nicht, was Heres ist und was diese Welt bedeutet. Sie könnten ihr ebenso schaden wie sich selbst. Begleiten Sie mich. Am Ziel unserer kleinen Reise erwarten Sie Antworten auf alle Ihre Fragen.«
Er ist schwach , flüsterte erneut die Stimme aus dem Nichts. Hier im Zweiten Dominium und außerhalb der Phase sind seine Möglichkeiten begrenzt. Deshalb versucht er, dich zu beeinflussen, damit du freiwillig mit ihm gehst. Trau ihm nicht. Ich kenne ihn und seinesgleichen. Sie sind die unheilige Allianz, von der Vater Mru gesprochen hat.
»Wer bist du?«, fragte Dominique leise. Die Stimme hatte immer vertrauter geklungen.
Nevoth verharrte kurz in der Nähe des Schranks, wich dann noch etwas weiter zurück. Tarweder warf ihr einen fragenden Blick zu, und der Dominante vor ihr neigte den Kopf ein wenig zur Seite.
Dominique spürte, wie der subtile Druck auf ihre Gedanken zunahm.
»Vertrauen Sie mir«, sagte der fremde Mann mit etwas mehr Nachdruck in der Stimme. »Begleiten Sie mich.« Er schickte sich an, die Patrone zu werfen, um ein Transfertor zu schaffen.
Ich bin dein Vater , flüsterte die Stimme. Ich bin Dominik. Trau ihm nicht! Widersetz dich ihm! Du darfst nicht in ihre Gewalt geraten!
Dominique hatte nie die Stimme ihres Vaters gehört, der bei ihrer Geburt bereits tot gewesen war, im Kampf gegen die Graken auf
Weitere Kostenlose Bücher