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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Benutzung durch Menschen bestimmte Interfacesysteme. Die Wahrnehmung organischer Geschöpfe ließ sich leicht täuschen. Meistens genügte Delm, und die vierte Stufe war für eine Meisterin wie Tamara keine nennenswerte Anstrengung. Die achte, Hilmia, bot noch mehr Möglichkeiten mit mehr Aufwand. Tamara war sicher, selbst eine große Menschengruppe so beeinflussen zu können, dass die Betroffenen glaubten, eine ihnen bekannte Person zu sehen und zu hören. Auf diese Weise sollte es eigentlich möglich sein, Zugang zu einem Interfacesystem zu erhalten. Mit Identitätskontrollen rechnete sie nicht. Warum sollten die Zäiden ihre menschlichen Helfer in den ihnen zugewiesenen Bereichen überwachen? Sie waren sicher kontrolliert worden, vor ihrem Transfer nach Tymion.
    Die Professorin Marta Hovra fand sie nicht, aber das hatte sie auch nicht anders erwartet. Selbst eine erfahrene Meisterin der Tal-Telassi wie sie brauchte Stunden, wenn nicht Tage oder gar Wochen, um eine ganze planetare Population zu sondieren und eine bestimmte Person zu lokalisieren.
    Sie verband sich in Fomion mit einem fast tausend Kilometer weiter im Norden gelegenen Habitat und teleportierte, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass am Ziel weder Sensoren noch andere in Berm erkennbare Kontrollvorrichtungen auf sie warteten.
    Eine grüne Hügellandschaft mit kleinen Wäldern, mehreren Seen und pastellfarbenen Gebäuden erwartete sie. In der Ferne wies deutliches Flirren auf eine energetische Barriere hin, die das Habitat vor Tymions gefährlichem Ambiente schützte. An diesem Ort war es für Tamara nicht mehr nötig, in Iremia Einfluss auf ihre Umgebung zu nehmen. Sie vergewisserte sich kurz, dass ihr Phantomkörper im Apartment ungestört war und sie mit ihrer neuerlichen Teleportation keinen Alarm ausgelöst hatte, schritt dann über einen der Wege, der zu einer Ansammlung von rechteckigen und runden Gebäuden führte. Zwischen den Häusern und auf den Wegen sah sie Dutzende von Menschen unterschiedlichster Gestalt, manche mit Flügeln und offenbar auch Mikrogravitatoren ausgestattet, gewöhnliche Menschen und auch viele Neue, die von Extremwelten hierhergekommen waren. In Delm und Hilmia berührte Tamara ihre Gedanken und sorgte dafür, dass sie in ihr eine Bekannte zu erkennen glaubten.
    Sie hatte das erste Gebäude fast erreicht, als eine Stimme hinter ihr erklang.
    »Gefällt es Ihnen?«
    Tamara drehte sich um und sah sich einer silbernen Gestalt gegenüber. Sie verbarg ihre Überraschung und zog die Gedanken aus der vierten und achten Stufe zurück. »Ist dies alles echt? Ich meine …«
    »Ich weiß, was Sie meinen, Ehrenwerte«, sagte Erasmus und blickte zu den Hügeln und Wäldern. »Wir haben die Landschaft modelliert und menschlichen Bedürfnissen angepasst, aber die Pflanzen sind alle natürlichen Ursprungs. Offenbar benötigen Menschen so etwas, um sich wohl zu fühlen.«
    »Die meisten Menschen sind sehr emotional«, erwiderte Tamara. »Die Nähe von Pflanzen gibt ihnen ein Gefühl von Naturverbundenheit.«
    »Sie glauben, allen emotionalen Ballast abgestreift zu haben, Ehrenwerte. Und doch nehmen Sie Anstoß daran, wie wir mit diesem Planeten umgehen.«
    Diese Worte alarmierten Tamara. Sie erinnerte sich an ihr Gespräch mit Zacharias vor dem großen Fenster des Apartments. Sie hatte dabei die Zerstörung der Umwelt und des biologischen Potenzials von Tymion kritisiert.
    »Haben Sie uns belauscht, Erasmus?«, fragte sie ein wenig zu scharf. Sie dachte nicht so sehr an ihre Entdeckungstour, die gescheitert war, noch bevor sie richtig begonnen hatte, sondern an die Nadel des Fremden. Wussten die Zäiden davon?
    Erasmus schüttelte den Kopf, und sein silbernes Gesicht zeigte Aufrichtigkeit. »Wir kennen die Regeln des Respekts und der Höflichkeit, und wir achten sie. Gewisse Dinge werden erkennbar, wenn man Sie aufmerksam beobachtet.«
    »Körpersprache?«
    »Ja. Blicke. Knappe Gesten. Die Art und Weise, wie Sie atmen. Wir kennen über fünfhundert Parameter der menschlichen Körpersprache. Ihre Analyse ist komplex, aber …«
    »Aber mit Ihrem maschinellen Verarbeitungspotenzial …«
    »Wir denken schneller, Ehrenwerte, sowohl verzweigt als auch parallel. Auswertungen dieser Art sind ein … Kinderspiel für uns Emm-Zetts.« Erasmus verlieh den letzten beiden Silben einen leicht spöttischen Klang: »Dies wäre nicht nötig gewesen.«
    »›Dies‹? Mein Versuch, mehr über Sie herauszufinden?« Tamara sah keinen Sinn darin, dies

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