Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
Enttäuschung und Verbitterung der Alten gewannen solche Ausmaße, dass Ihre Generation zu Zerstörern wurde, Vater Mru. Ihnen ging es nur noch darum, das Fünfte Kosmische Zeitalter einzuleiten und es zu Ende zu bringen. Wer Ihnen dabei im Weg stand, wurde zum Feind.« Ein weiterer Mosaikstein fügte sich dem großen Bild hinzu. »Sie wandten sich gegen Ihre eigenen Kinder. Und Sie wandten sich auch gegen jene, die Ihnen immer gute Dienste geleistet hatten, Ihre Piloten. Deshalb flohen die Vorfahren der Tal-Telassi vor Jahrtausenden nach Millennia. Diamant, Esmeralda und all die anderen … Die Piloten sahen sich plötzlich von jenen bedroht, deren Schiffe sie über Jahrhunderte hinweg durch den Transraum gesteuert hatten. Die Jungen halfen ihnen bei der Flucht, und anschließend wandten sie sich offen gegen die Alten. Das war der Dritte Konflikt der Konzepte.«
»Olkin ist schuld daran, dass Kantaki Kantaki töteten«, klickte Vater Mru. »Und deshalb muss er sterben.«
Dominique bemerkte, dass einige der stangenartigen Gebilde in den Wänden erneut in Bewegung gerieten und sich auf sie und Dominik richteten. Sie warf einen Blick in die siebte Stufe des Tal-Telas; die Muster in Gelmr waren eindeutig.
Wie beiläufig trat sie etwas näher zu ihrem Vater und behielt dabei den Kantaki im Auge.
»Sie haben damals im Dritten Konflikt der Konzepte falsch gehandelt, und Sie handeln auch jetzt falsch«, sagte sie, ergriff die Hand ihres Vaters, verband sich und ihn mit Fomion und teleportierte.
Ein Teil ihres Selbst weilte noch in der Höhle, als sich Waffensysteme in den Wänden entluden. Strahlblitze zuckten ihr entgegen – und dann befand sie sich an einem anderen, kälteren Ort. Nur wenige Meter entfernt, fast in Reichweite, ragte das dunkle Bauwerk auf, das Portal zur Prävalenz.
Stechender Schmerz im Nacken und jähe Schwäche ließen Dominique auf den staubigen Boden sinken. »Vater …«, brachte sie hervor. »Schnell. Ich brauche das Gelbe.«
Dominik kramte in seinem Rucksack, holte den kleinen Behälter hervor und entnahm ihm gelbes Pulver. »Dies ist das letzte«, sagte er und zögerte.
Dominique wusste, was es bedeutete. »Gib es mir.«
Ihr Vater löste das Gelbe in Wasser auf und gab ihr den Becher. Dominique zögerte nicht, trank sofort und spürte erleichtert, wie sich die Schwäche aus ihr zurückzog. »Wie lange reicht die Dosis?«, fragte sie und stand auf.
Dominik musterte sie besorgt, aber seine Sorge schien vor allem anderen Dingen zu gelten. »Einige Tage. Oder auch nur wenige Stunden. Ich schätze, es kommt darauf an, wie oft du vom Tal-Telas Gebrauch machst. Und wir müssen davon Gebrauch machen, denn sonst bleibt uns der Weg in die Prävalenz versperrt.«
Auf einige Fragen hatte Dominique Antwort gefunden, andere blieben offen – die letzten Antworten warteten vermutlich in der Prävalenz. Sie wandte sich dem Eingang des gewaltigen Gebäudes zu, das bis zu den Wolken aufragte. Die fast zehn Meter hohe Tür stand offen, und drinnen wartete pechschwarze Finsternis.
»Gehen wir«, sagte Dominique.
Als sie das Gebäude betrat, drang ein Raunen aus den dunklen Tiefen wie das Seufzen eines Titanen. Und noch etwas anderes kam aus der Schwärze: zwei Gestalten, groß und humanoid, gekleidet in Overalls aus bunten Streifen. Langes, silbernes Haar wogte, und die Blicke von kobaltblauen Augen durchdrangen die Finsternis.
Die beiden Dominanten hoben sofort ihre Waffen und schossen.
Der Krieg: XXIII
27. Februar 1229 ÄdeF
»Die Lage ist ernster, als wir vor Ihrer Mission dachten, Impro Zacharias«, sagte Abnar ohne Einleitung, als Zacharias sein Büro betreten hatte. »Unsere Analytiker haben die ersten Analysen beendet, und es besteht kein Zweifel mehr: Sie haben Golgatha gefunden.«
Golgatha , dachte Impro Nektar. Es ist so weit. Er hörte aufmerksam zu, während Abnar, Taruf von Ksid und Vorsitzender des Konzils der Überlebenden, der von Kirian stammende stellvertretende Vorsitzende Benjamin Tolosa und der Quinqu Impro Vantoga mit Afraim Zacharias sprachen. Zusammen mit der Tal-Telassi Tamara 14 sollte Zacharias zu den Maschinenzivilisationen fliegen und sie um Hilfe beim Schlag gegen Golgatha bitten.
»Es gilt, schnell zuzuschlagen, bevor die Graken ihr Konstrukt einsatzbereit haben und mit ihrer Offensive beginnen«, sagte Nektar an einer Stelle. »Und allein können wir es nicht schaffen; wir brauchen massive Hilfe von den Zäiden.« Genau da liegt das Problem , dachte
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