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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Freiheit hat ein Komatöser?«
    »Genug Freiheit, um ein Universum zu schaffen?« Olkin stemmte die Fäuste in die schmalen Hüften, und aus den großen, grünbraunen Augen über der langen Nase funkelte boshafter Schalk. »Wie respektlos ihr seid! Wollt ihr nicht vor eurem Gott auf die Knie sinken?«
    »Du bist kein Gott«, sagte Dominik. »Du bist ein armseliger kleiner Wicht, der irgendwann größenwahnsinnig geworden ist.«
    Dominique fragte sich, ob ihr Vater versuchte, Olkin zu provozieren. Zu welchem Zweck? Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie er mit der einen Hand den Rucksack öffnete und hineingriff.
    In Olkins großen Augen blitzte es. »Viele Menschen verehren den Gott, den sie für ihren Schöpfer halten. Ich bin ihr Schöpfer. Euer Universum ist meine Kreation.«
    Der Gnom veränderte sich zu einer Gestalt mit vier Gesichtern und vier Armen. »Wie kannst du behaupten, ich wäre kein Gott? Ich bin Brahma, das Prinzip der Schöpfung.« Aus dem Vierarmigen wurde ein mit überkreuzten Beinen sitzender Mann. »Ich bin Siddharta Gautama, Buddha«, sagte der Mann würdevoll. Er hob den Kopf. »Dies ist nicht nur ein Bild. Ich bin es wirklich. Fragt meine Eltern, wenn ihr mir nicht glaubt.«
    Zwei weitere Gestalten erschienen neben dem Buddha, der zu ihnen aufsah und sagte: »Das sind König Shuddhodana und seine Gemahlin Mahamaya. Fragt sie.«
    »Er ist unser Sohn, kein Zweifel«, sagte das Königspaar wie aus einem Mund und löste sich in Luft auf.
    »Na bitte«, sagte der Mann, der noch immer auf dem Boden saß, jetzt aber anders aussah und andere Kleidung trug. Die Augen waren mandelförmig, und auf dem Kopf ruhte ein hoher quadratischer Hut, an dem vorn Kugelbänder herabhingen. Ein langer spitzer Bart zierte das Kinn. »Harmonie und Mitte, Gleichmut und Gleichgewicht sind das Ziel. Dies sagt euch Kong Qiu, Konfuzius genannt.«
    Plötzlich stand ein Kreuz auf dem Weg, und daran festgenagelt war ein Mann nicht älter als dreißig, nur mit einem Lendentuch bekleidet. Eine Dornenkrone ruhte auf seinem Haupt; Blut zeigte sich nicht nur dort, wo Nägel Hände und Füße durchdrangen, sondern auch an seiner Seite. »Vergib ihnen«, sagte der Gekreuzigte, »denn sie wissen nicht, was sie tun.«
    Dann drehte er den Kopf und fügte hinzu: »So ein Unsinn. Sie haben genau gewusst, was sie taten. Ihr Menschen hattet immer einen Hang zu Grausamkeit.«
    Das Kreuz verschwand. Wo es eben noch gestanden hatte, sah Dominique einen bärtigen Mann mit lindgrünem Gewand und einem weißen Turban auf dem Kopf. »Es gibt nur einen Gott, und Mohammed ist sein Prophet.«
    Der Bärtige schrumpfte und wurde zu Olkin. »Das mit dem einen Gott stimmt, aber der Rest ist größtenteils Unsinn. Das Leben als Mohammed war langweiliger, als ihr vielleicht glaubt. All die Jahre als Schafhirte … Vielleicht hätte ich die Begegnung mit Bahira früher arrangieren sollen. Nun, interessanter wurde es später, als ich den Koran schrieb. Und als ich beobachten konnte, welche Wirkung er auf euch Menschen erzielte. Ihr seid ständig auf der Suche nach etwas, das der Leere in euch Inhalt gibt.«
    Dominique sah, wie ihr Vater zurückwich, erst den einen Fuß auf das Möbiusband mit der Endlosen Stadt setzte und dann auch den anderen. Sie folgte seinem Beispiel. Olkin war so sehr auf sich selbst fixiert, dass er nichts davon bemerkte.
    »Und wie bereitwillig ihr eure Vernunft aufgebt!« Olkin schüttelte den Kopf. »Welche Gräuel geschahen im Namen der christlichen Nächstenliebe? Und wie dumm muss ein Mensch sein, um zu glauben, dass man für die Ermordung Unschuldiger im Jenseits als Märtyrer mit zweiundsiebzig Jungfrauen belohnt wird? Ihr glaubt einfach alles , wenn man es nur laut und oft genug verkündet.«
    »Ich glaube dir kein Wort«, sagte Dominik. »Es sind alles nur die Hirngespinste eines Kranken.«
    Wieder blitzte es in Olkins großen Augen, doch dann lachte er und tänzelte ein wenig wie zu den Klängen der Sphärenmusik. »Und das war nur die Erde. Auf wie vielen anderen Planeten bin ich gewesen?« Er hob einen langen Zeigefinger nachdenklich ans Kinn. »Es müssen Millionen gewesen sein.«
    »Millionen«, kommentierte Dominik verächtlich.
    »Ich kann viele sein«, sagte Olkin, und plötzlich standen Tausende Olkin-Kopien auf dem Weg bis hin zur offenen Tür. Aber Dominique stellte fest, dass seine Abbilder vor dem Möbiusband endeten. »Seht ihr? Ich kann mich teilen, so oft ich will, und viele Leben gleichzeitig

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