Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
trugen sie zur Tür, diesmal aber nicht direkt vor sie, sondern ein wenig zur Seite – sie sollte den Dominanten nicht in die Schusslinie geraten. Die käferartige Entität in ihrem Selbst zwang sie zu nichts. Zwang hätte bedeutet, dass ein unabhängiger, sich sträubender Wille existierte. Sie gab Dominique vielmehr den Wunsch ein, die Tür zu öffnen, und indem sie alle anderen Gedanken beiseiteschob, rückte sie diesen Wunsch in den Mittelpunkt des okkupierten Bewusstseins: Dominique wollte alles daran setzen, die Tür zu öffnen. Zusammen mit ihrem Vater beugte sie sich vor und berührte eins der fünf dunklen, mit Kantaki-Symbolen besetzten Segmente und griff dann im Tal-Telas danach.
    Diese Tür schien nicht Tonnen zu wiegen, sondern so schwer zu sein wie der Berg bei Zontra. So sehr sich Dominique auch bemühte: Die fünf Segmente rührten sich nicht von der Stelle. Der von den Kommandoprozessoren gesteuerte Käfer in ihrem Bewusstsein schuf neue Gedanken und verknüpfte sie zu Entschlussketten, mit dem Ergebnis, dass Dominique auf die ganze Kraft ihres Vaters zugriff und sich nicht nur dem Tal-Telas öffnete, sondern auch dem Flix dahinter, trotz des Feuers. Erinnerungsbilder verschmolzen mit der wahrgenommenen Wirklichkeit: Das Portal wurde zur Tür eines Hauses, die sie unbedingt öffnen musste, um ihre Mutter Loana zu retten. Hinter ihr fraßen sich Flammen durch die zweistöckige Villa mit den großen Bogenfenstern und hellblauen Giebeln, und Dominique zerrte am Knauf der Tür, die sich einfach nicht öffnen wollte. Sie trat und hämmerte mit den Fäusten, während das Knistern und Prasseln immer näher kam, die Hitze ihr Haar versengte …
    Die Schatten oberhalb der zehnten Stufe lockten. Sie reichten ins Flix, und als sich Dominique damit verband, begriff sie plötzlich, wie klein die zehn Stufen des Tal-Telas waren, wie unbedeutend im Vergleich mit den immensen Möglichkeiten, die die höheren Stufen boten. Die elfte Stufe Kalia war nur der Anfang: Einflussnahme auf das Leben, mit der Kraft der Kreation. Jenseits davon …
    Der Käfer erlaubte nicht, dass sie die hohen Stufen des Tal-Telas erkundete. Mit noch mehr Nachdruck verlangte er von ihr, die Tür zu öffnen, und zusammen mit Dominik griff sie mit geistigen Händen ins Flix, langte mit der physischen Hand erneut nach dem Knauf der Tür, riss sie auf und stieß Loana nach draußen, zum See …
    Ein Wimpernschlag …
    Dominique stand noch immer in der brennenden Villa, umgeben von Flammen, und gleichzeitig stand sie vor der letzten Tür. Kantaki-Symbole drehten sich und tanzten, und dann gerieten die fünf Segmente des Portals in Bewegung. Mit einem dumpfen Grollen schoben sie sich auseinander.
    Licht glitzerte, vertrieb die Düsternis aus dem Raum, und in dem hellen Schimmern zeichneten sich zwei große, insektoide Gestalten ab. Die beiden Kantaki hoben ihre vorderen Gliedmaßen …
    Die Dominanten feuerten.
    Dominique war so erschöpft, dass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Neben der geöffneten letzten Tür sank sie zu Boden und versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben, doch die enormen mentalen Anstrengungen forderten ihren Tribut. Als sie kurze Zeit später die Augen wieder öffnete, sah sie über sich das Gesicht eines Dominanten und fühlte seinen kalten Blick. Er richtete eine Waffe auf sie, zögerte dann, ließ sie sinken und wandte sich ab.
    Erneut senkte sich Dunkelheit auf sie herab.
    Eine drängende, beharrliche Stimme weckte sie, zusammen mit einer Hand, die an ihrem Arm zerrte.
    »Komm, Dominique!«, schnaufte ihr Vater. »Steh auf. Wir müssen zum Kranken. Die letzten Kantaki sind zu ihm unterwegs und wollen ihn töten, aber er darf nicht sterben. Komm, steh auf!«
    Dominique kam mühsam auf die Beine, schwankte und stützte sich am Rand der Tür ab. Vor ihr lagen die Leichen der beiden Kantaki, halb verbrannt, mit gesplitterten Gliedmaßen.
    »Sie haben zwei Wächter zurückgelassen«, stieß Dominik hervor. »Um zu verhindern, dass jemand anders die Prävalenz erreicht. Dieses Problem brauchen wir zum Glück nicht zu lösen.«
    Mehr denn je erschien er Dominique wie ein Besessener, ein Eindruck, den seine mentale Aura bestätigte. So geschwächt er auch war: Mit aller Entschlossenheit mobilisierte er letzte Kraftreserven.
    »Danke, es geht mir einigermaßen«, murmelte Dominique und atmete mehrmals tief durch. Der fremde Einfluss, das käferartige Ding in ihrem Bewusstsein, existierte nach wie vor, lenkte ihre

Weitere Kostenlose Bücher